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Todesschrei

Todesschrei

Titel: Todesschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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war in ihren Blick zurückgekehrt, stärker nun, und er wusste, sie würde ihn einfach stehenlassen.
    »Sophie«, begann er heiser. Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen.
    »Ich muss gehen«, flüsterte sie, dann räusperte sie sich. »Bitte.«
    Er bückte sich nach ihrem Helm, reichte ihn ihr und sah zu, wie sie ihn zum zweiten Mal aufsetzte und den Riemen befestigte. Er wollte nicht, dass sie einfach so davonfuhr. Er wollte überhaupt nicht, dass sie davonfuhr. »Moment. Ich schulde dir noch eine Pizza.«
    Sie lächelte gezwungen. »Geht nicht. Ich muss zu meiner Großmutter.«
    »Und morgen?«, aber sie schüttelte den Kopf. »Am Dienstag habe ich ein Seminar am Whitman. « Sie hob die Hand, bevor er es weiter versuchte. »Bitte nicht, Vito. Gestern, als ich dich kennenlernte, habe ich gehofft, dass du ein anständiger Kerl bist, und ich war am Boden zerstört, als ich dachte, dass dem nicht so ist. Jetzt bin ich unendlich froh. Also ... « Sie schüttelte traurig den Kopf. »Viel Glück.«
    Sie erhob sich aufrecht, trat den Kickstarter und fuhr dröhnend davon. Wieder konnte er ihr nur hinterher starren.
     
    Montag, 15. Januar, 18.45 Uhr
     Sophie lehnte sich frustriert zurück. »Aber du musst essen, Gran. Der Arzt sagt, dass du nie von hier fortkannst, wenn du nicht zu Kräften kommst.«
    Ihre Großmutter starrte finster auf den Teller. »Das da würde ich nicht mal an meine Hunde verfüttern.« »Nein, du hast den Hunden auch Filet gegeben«, sagte Sophie.
    »Nur einmal im Jahr.« Sie hob trotzig das Kinn. »An ihrem Geburtstag.«
    Sophie verdrehte die Augen. »Klar, solange es nur einen Anlass gibt.« Sie seufzte wieder. »Bitte, Gran, iss jetzt. Du musst wieder kräftig genug werden, damit du nach Hause kannst.«
    Der trotzige Funke in Annas Augen erlosch, und sie sank in ihr Kissen zurück. »Ich werde nicht mehr nach Hause kommen, Sophie. Vielleicht sollten wir das beide endlich akzeptieren.«
    Sophie tat das Herz weh. Ihre Großmutter war immer eine kräftige, gesunde Frau gewesen, aber der Schlaganfall hatte sie zu einem fragilen Persönchen gemacht, das die rechte Seite nicht mehr bewegen konnte. Sie sprach außerdem so undeutlich, dass Fremde sie kaum verstehen konnten. Eine Lungenentzündung hatte sie noch weiter geschwächt und machte jeden Atemzug zur Qual.
    Einst war die Welt Annas Bühne gewesen - Paris, London, Mailand. Opernfans standen Schlange, um ihren
Orfeo
zu hören. Nun war Annas Welt auf dieses kleine Zimmer im Pflegeheim reduziert.
    Dennoch brauchte sie kein Mitleid, also verhärtete Sophie ihre Stimme. »Hühnerkacke.«
    Annas Lider flogen auf. »Sophie!«
    »Ach, als hättest du das nicht schon selbst hundertmal gesagt.«
Pro Tag,
fügte sie im Stillen hinzu. Zwei rote Flecken erschienen auf Annas bleichen Wangen. »Trotzdem«, brummelte sie und blickte wieder auf den Teller. »Das Essen ist widerlich. Schlimmer als üblich. Probier doch selbst mal.«
    Sophie tat es und verzog das Gesicht. »Du hast recht. Warte mal.« Sie trat an die Tür und sah eine Schwester im Gang. »Schwester Marco? Haben Sie einen neuen Diätassistenten?«
    Die Frau sah misstrauisch von ihrem Tisch in der Station auf. »Ja. Wieso?«
    Das Personal hier war zum größten Teil wunderbar. Schwester Marco allerdings war eine Nörglerin. Es wäre eine krasse Untertreibung gewesen zu sagen, dass sie und Anna nicht gut miteinander auskamen, daher versuchte Sophie, ihre Besuche so zu legen, dass sie mit Marcos Schicht zusammenfielen. Nur damit das Verhältnis der beiden Frauen zivilisiert blieb. »Weil das Essen wirklich schlecht schmeckt. Könnten Sie Anna vielleicht etwas anderes besorgen?«
    Marco schürzte die Lippen. »Sie ist auf Diät, Dr. Johannsen.«
    »Und an die hält sie sich auch, versprochen.« Sophie lächelte so einnehmend, wie es ihr möglich war. »Ich würde nicht fragen, wenn es nicht wirklich schlecht schmeckte. Bitte.«
    Marcos Seufzen klang überstrapaziert. »Also gut. Es dauert aber mindestens eine halbe Stunde.« Sophie kehrte an Annas Bett zurück. »Marco besorgt dir etwas Neues.«
    »Das Biest«, murmelte Anna und schloss die Augen. »Sie ist böse.«
    Sophie zog die Brauen zusammen. Ihre Großmutter machte in letzter Zeit häufig solche Bemerkungen, und Sophie war nie sicher, was sie glauben sollte. Wahrscheinlich versuchte Anna nur, ihre Frustration zu kompensieren, aber vielleicht steckte auch mehr dahinter. Sophie war jedenfalls beunruhigt.
    Seltsamerweise schien sie sich in letzter

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