Todesschrei
Herz zog sich zusammen. »Das höre ich in letzter Zeit ständig.« Tess hob die Brauen. »Ich sag' dir's, wenn du es mir sagst.« »Ich Dummkopf. Man sollte nie eine Psychiaterin herausfordern. Okay, aber du zuerst.«
Sie zuckte die Achseln. »Hier mit den Kindern zusammen zu sein fällt mir schwer. Aidan und ich versuchen die ganze Zeit...« Sie senkte den Blick. »Wir beide stammen aus kinderreichen Familien, aber wir selbst kriegen anscheinend kein einziges zustande.« »Vielleicht braucht es einfach seine Zeit.« Sie sah wieder auf, und die Trauer in ihren Augen brach ihm beinahe das Herz. »Sind achtzehn Monate nicht genug Zeit? Jetzt haben wir angefangen, mit Ärzten zu sprechen und uns über Adoption zu unterhalten.« Er streckte den Arm aus und drückte ihre Hand. »Es tut mir so leid, Süße.«
Sie lächelte, wenn auch immer noch traurig. »Mir auch. Aber jetzt bist du dran. Wie heißt sie?« Er lachte. »Sophie. Sie ist sehr, sehr clever, und ich mag sie, aber sie will mich nicht so recht mögen. Im Grunde hat sie mir gesagt, ich solle sie in Frieden lassen, und das werde ich wohl auch tun.«
»Ratsam vom Standpunkt eines Menschen aus, der kein Stalker werden will, aber ausgesprochen untypisch für dich. Ich habe, glaube ich, noch nie erlebt, dass du
nicht
alles daransetzt, ein Mädchen zu kriegen, auf das du ein Auge geworfen hast.«
Das war die Wahrheit gewesen, bis er Andrea kennengelernt hatte. Sie hatte zuerst nein gesagt, aber er war hartnäckig geblieben, und sie hatte sich schließlich auf ihn eingelassen. Doch das Ende war schlimmer gewesen, als er sich je hätte vorstellen können. »Tja, jeder wird mal erwachsen.«
»Klar.« Sie nickte, ganz und gar nicht überzeugt. »Na, sicher.«
Er stand auf. »Ob du mir glaubst oder nicht, ich muss jetzt los. Ich muss erst zum Bäcker und dann ins Leichenschauhaus, bevor ich zur Arbeit gehe.« Tess verzog das Gesicht. »Bäcker und Leichenschauhaus sind zwei Begriffe, die man nicht in einem Satz verwenden sollte. Bist du zum Abendessen zu Hause?« »Ich weiß nicht.« Er küsste sie auf die Stirn. »Ich rufe dich in jedem Fall an.«
»Und ich muss die Jungs zur Schule fahren.« Sie sah sich in der Küche um. »Danach könnten Gus und ich uns nach Vorhängen umsehen. Deine Fenster sehen trostlos aus.« Eigentlich war es Tess, die traurig aussah. Aber es gab nichts, was Vito tun konnte, um das zu ändern.
Dienstag, 16. Januar, 8.01 Uhr
»Hmmm.« Jen McFain biss herzhaft in den gezuckerten Krapfen. »Nimm einen.« Sie schob die Schachtel Beverly Jenkins hin, die mit ihrem Partner für Vitos Fall abgestellt worden war.
Beverly warf einen vernichtenden Blick in die Schachtel. »Wieso bleibst du eigentlich so schlank, McFain?« »Schlechter Futterverwerter.« Jen grinste. »Aber wenn es dich irgendwie tröstet - meine Mutter sagt, mein Stoffwechsel wird in der Nacht zu meinem Vierzigsten quietschend zum Stehen kommen, und alles, was ich dann esse, landet direkt auf meinem Hintern.«
Beverlys Lippen zuckten. »Dann gibt es also doch noch einen Gott.«
Liz betrat mit Katherine und Tim Riker, Beverlys Partner, den Raum. Sobald alle ihre Plätze eingenommen hatten und sich aus der Schachtel bedient hatten, wandte Liz sich an Vito.
»Wo stehen wir?«
»Liz hat euch ja das meiste schon gestern erzählt«, sagte Vito zu Riker und Jenkins. »Wir konnten gestern eine Leiche identifizieren, zwei weitere Identitäten müssen noch bestätigt werden.« Er trat an die Tafel, auf die er Katherines Skizze des Vier-mal-vier-Rasters übertragen hatte. In jedes Viereck hatte er eine knappe Beschreibung des Opfers, der Todesursache und des ungefähren Todeszeitpunkts geschrieben.
»Dies ist Warren Keyes, und unsere Unbestätigten sind diese beiden Frauen.« Er zeigte auf drei-zwei und eins-eins. »Die mit den gefalteten Händen könnte Brittany Bellamy sein.« Er klebte ihr Bild an die Seite der Tafel. »Brittany war Model. Ihr Bild und eine Liste ihrer Kunden befinden sich im Infopaket, das ich für jeden von euch zusammengestellt habe. Wir wissen nicht, wo sie wohnt. Ihr Name ist nicht in der Vermisstenkartei registriert und auch nicht in den Akten des Kraftfahrzeugamts. Möglicherweise wohnt sie gar nicht hier.« »Und die andere Frau?«, fragte Liz. »Sie heißt Claire Reynolds«, sagte Katherine. »Sie hat eine Metallplatte im Schädel und das rechte Bein unterhalb des Knies amputiert. Ich bin habe die Herstellerfirma der Metallplatte eben angerufen. Dort
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