Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition)
sich die Frau näher ansah, fand er sie durchaus attraktiv. Sie war ungefähr so alt wie er selbst und trug Jeans, eine weiße Seidenbluse und eine schwarze Lederjacke. Ihre blonden Haare fielen ihr bis auf die Schultern. Sie hatte slawische Gesichtszüge und strahlend blaue Augen.
Nathan ließ seinen Blick über die Abhör- und Überwachungsgeräte im Zimmer schweifen. Auf der Kommode neben der Türstand ein halbes Dutzend schwarze Kästen, die alle an ein digitales Aufzeichnungsgerät angeschlossen waren.
»Okay, Special Agent …«
»Grangeland.«
»Was machen wir jetzt? Wir haben zwei Möglichkeiten. Ich kann sämtliche Geräte in diesem Zimmer kaputt machen und Sie müssen dann Ihrem Vorgesetzten darüber Rechenschaft ablegen. Vermutlich sogar Lansing selbst. Oder wir lassen alles, wie es ist. Harvey und ich werden in Zukunft vorsichtig sein, was wir sagen, und keiner von uns hat das Nachsehen. Ich sage dem Hotelpersonal, ich sei gestolpert und gegen die Tür gefallen.«
Sie verschränkte die Arme auf der Brust. »Wie kommen Sie darauf, dass ich es zulassen würde, dass Sie die Geräte kaputt machen?«
»Weil ich etwa fünfzig Kilo mehr wiege als Sie.«
Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. »Ich mache Ihnen einen Gegenvorschlag. Sie gegen mich. Hier und jetzt. Der Gewinner entscheidet, wie es weitergeht.« Sie zog die Jacke aus und legte sie aufs Bett.
Nathan starrte sie an. Hatte er richtig gehört? Forderte sie ihn zum Kampf auf? Er würde Hackfleisch aus ihr machen. Er kniff die Augen zusammen. »Kann ich davon ausgehen, dass wir auf einen Faustkampf verzichten? Und keine Schläge und Tritte in die Hoden oder auf den Kopf?«
»Sicher, warum nicht.«
Nathan warf seine Pistole aufs Bett, wo sie neben der Dienstwaffe der FBI-Agentin landete.
Was dann kam, geschah sehr schnell.
In nur einer Sekunde überwand sie die zwei Meter, die sie trennten, und stürzte sich auf ihn. Nathan parierte den Handflächenschlag, der seinen Solarplexus treffen sollte, und erkannte seinen Fehler zu spät. Ehe er reagieren konnte, ließ sie sich fallen und brachte ihn mit einem Beinfeger aus dem Gleichgewicht. Nathan landete auf dem Hintern und stieß ein Grunzen aus. Zwei Sekunden später fiel ihm das Atmen schwer. Gegen das Bett gedrückt,versuchte er krampfhaft zu erfassen, was mit ihm passiert war, aber ein Grauschleier legte sich über sein Blickfeld. Benommen spürte er, wie sie ihm den linken Unterarm gegen den Nacken presste und gleichzeitig mit der rechten Hand seine Kehle zudrückte, aber ganz sicher war er sich nicht. Als ihm immer schwärzer vor Augen wurde, vernahm er plötzlich ein Flüstern in seinem Ohr: »Sie können jederzeit aufgeben.«
Normalerweise hätte er gelacht und mit einem schlagfertigen Spruch geantwortet, aber diesmal hatte ihn eine Gegnerin, die nur halb so viel wog wie er, mit einem halben Nelson außer Gefecht gesetzt. Er zog die Beine an und stieß sich vom Bett ab, sodass sie beide auf dem Rücken zu liegen kamen. Grangeland lag nun unter ihm, hielt ihn aber weiterhin im Würgegriff. Er spürte, wie er rapide das Bewusstsein verlor. Wenn es ihm nicht innerhalb von zehn bis fünfzehn Sekunden gelang, sich zu befreien, wäre es um ihn geschehen. Er bräuchte ihr zwar nur mit einem Kopfstoß nach hinten die Nase zu brechen, aber da dies gegen die vereinbarten Regeln verstieß, würde er ihr so etwas nicht antun, selbst auf die Gefahr hin, den Kampf zu verlieren.
Nathan holte Luft, so gut es ging, und sah auf einmal eine Chance, sich aus ihrem Griff zu befreien. Ja, das könnte gelingen. Er nutzte den Freiraum zwischen Bett und Kommode, indem er sich auf die Seite wälzte und die Füße gegen das Bett stemmte. Dann langte er mit seiner freien rechten Hand hinter Grangelands Rücken und packte sie am Hosengürtel. Während sie ihn nach wie vor im Würgegriff umklammert hielt, zog er ihre Jeans hoch und begann, kräftig mit den Beinen zu drücken. Special Agent Grangelands sechzig Kilo Körpergewicht waren jetzt zwischen ihm und der Kommode eingeklemmt. Nathan hoffte, sie durch das Zerren am Gürtel abzulenken und ihr gleichzeitig mit dem Druck auf ihren Oberkörper die Luft aus den Lungen zu pressen. Als er spürte, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb, bis er das Bewusstsein verlor, drückte er noch fester mit den Beinen und zerrte ihre Jeans höher. In einem letzten verzweifelten Versuch verdoppelte er seine Anstrengung und drückte mit aller Kraft.
Es funktionierte.
Er spürte in
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