Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition)
Ortega unsere Leben riskiert. Wir hätten dabei getötet werden können. Beinahe ist es auch passiert. Das tut mir wirklich leid, Nathan.«
»Du kannst nichts dafür, Harv.«
»Wie konnten …« Harv sprach den Satz nicht zu Ende, sondern zeigte stattdessen auf die Verbindungstür zwischen den Zimmern.
Nathan nickte.
Sie verließen schweigend das Zimmer. Im Lift fuhr Harv fort: »Wie konnten die Ortegas mir beziehungsweise uns das nur antun?«
»Blut ist dicker als Wasser«, sagte Nathan ruhig. »Viel dicker, wie es scheint.«
»Greg und ich, wir kennen uns schon seit fünfzehn Jahren.
Fünfzehn Jahre
. Als du damals vermisst warst, saßen wir nächtelang zusammen und haben uns Satellitenfotos angesehen. Ich wusste, dass Franks Tochter bei einem Unfall ums Leben gekommen war, aber Greg hat nie darüber gesprochen. Ich habe nie etwas über die näheren Umstände erfahren.«
»Wie tief geht das Ganze, Harv?«
»Du meinst Lansing? Ortega muss den Gefallen, den Lansing ihm schuldete, früher eingefordert haben, als wir dachten. Er hat dafür gesorgt, dass sein Enkel der Operation gegen die Bridgestones zugeteilt wurde …« Plötzlich dämmerte es ihm und er starrte Nathan an. »Du meinst, dein Vater? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dich dermaßen hintergeht.«
»Ich schon«, sagte Nathan. Sie stiegen aus dem Lift und betraten die Lobby. Nathan sprach weiterhin leise. »Wir nehmen ein Taxi ins Sutter-Krankenhaus. Holly muss augenblicklich davon erfahren.«
»Nate, vielleicht hängt sie selbst mit drin.«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich kann dir zwar nicht sagen, warum, aber ich bin mir sicher, dass sie nichts damit zu tun hat.«
Nachdem der Hotelpage ein Taxi bestellt hatte, mussten sie ein paar Minuten warten. Da sie sich beide in derselben Stimmung befanden, sprach keiner während der Fahrt durch den zähen Spätnachmittagsverkehr ein Wort.
Nathan spürte, wie Harvs Wut immer größer wurde – die Wut und der Schmerz darüber, von einem Freund, dem er vertraut hatte, hintergangen und ausgenützt zu werden.
Er packte seinen Partner am Arm. »Wir werden schon damit fertig.«
Harv schüttelte den Kopf und schloss die Augen. »Ich bin so verdammt wütend, Nate. Ich kann dir gar nicht …«
Nathan drückte seinen Arm. »Wir werden das gegen sie verwenden, Harv. Verstehst du, was ich meine? Jetzt haben wir sie in der Hand.«
Nathan klopfte an Hollys Tür.
»Herein.« Ihr fröhlicher Ton endete in dem Moment, als sie die Gesichter ihrer Besucher sah. »Was ist los? Gab es einen neuen Anschlag?«
»Nein«, sagte Nathan und zog einen Stuhl heran. Harvey tat das Gleiche.
»Ihr beide seht ja aus, als hättet ihr Gespenster gesehen.«
»Das haben wir auch.«
»Was ist passiert?«
»Ernie Bridgestone hat Frank Ortegas Tochter getötet.«
»Oh mein Gott, nein. Wann?«
»Vor achtzehn Jahren.«
»Vor achtzehn Jahren?«
»Ein Unfall wegen Trunkenheit am Steuer. Deswegen kam er in den Knast. Ihm geht es vor allem um Rache. Frank Ortega hat Ernie Bridgestone ins offene Messer laufen lassen.«
»Nein, das glaube ich nicht, das kann ich mir einfach nicht vorstellen.«
»Es ist aber so, Holly. Jetzt ergibt alles einen Sinn.«
»Direktor Lansing?«, fragte sie.
»Der steckt mittendrin.«
»Bist du dir ganz sicher, dass da kein Irrtum vorliegt?«
»Absolut sicher.«
»Weißt du, was das bedeutet? Für das FBI, für meine Dienststelle und für meine Leute?«
»Holly, jetzt hör mir bitte gut zu. Harv und ich werden nichts unternehmen, was das FBI bloßstellt oder kompromittiert. Wir sind keine Whistleblower. Darauf gebe ich dir mein Wort.«
»Nathan, ich …«
»Hör bitte einen Moment zu. Wir haben gründlich über die Sache nachgedacht. Was Lansing und Ortega getan haben, war streng genommen nicht illegal. Es mag eine kolossale Fehlentscheidung gewesen sein, aber illegal war es nicht, darüber müssen wir unsim Klaren sein. Doch das Ganze wirft ein paar andere Fragen auf. Was genau haben die Bridgestones gemacht, bevor sie anfingen, mit Semtex zu handeln?«
Holly setzte sich ein Stück auf. »Worauf willst du hinaus?«
»Hör mir bitte weiter zu und versuche, dich zu erinnern. Was haben die Bridgestones ursprünglich getan, dass das FBI auf sie aufmerksam wurde?«
»So genau weiß ich das nicht mehr, aber ich erinnere mich noch, dass Direktor Lansing mich angerufen und mir befohlen hat, das Lager observieren zu lassen.«
»Läuft das normalerweise so, dass Lansing persönlich
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