Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition)
endlich. Wenn du Schüsse hörst, sind die von mir. Ich locke damit Leonard zu mir. Pass auf, wenn du das sandige Bachbett durchquerst.«
»Blas ihm das Hirn aus dem Schädel.«
»Verlass dich drauf.«
KAPITEL 28
Nathan schaltete das Funkgerät ein und drückte die Ruftaste. Das Ablenkungsmanöver konnte beginnen. »Hörst du mich, Bridgestone?«
»Ja, ich bin hier.«
»Bist du sauer, weil ich gesagt habe, du sollst Ernie in der Hölle von mir grüßen?«
»Nein, das war in dem Moment passend.«
Bridgestone machte eine Pause.
»Was ist los mit dir, McBride? Warum interessiert dich das Ganze? Warum riskierst du dafür dein Leben?«
»Vielleicht ist es der klassische Kampf Gut gegen Böse. Vielleicht will ich herausfinden, ob das Gute am Ende über das Böse triumphiert.«
»Und wer von uns ist was?«
»Soweit ich mich erinnern kann, war ich nicht derjenige, der vierundzwanzig unschuldige Menschen an ihren Schreibtischen getötet hat.«
»Verstehe.«
Nathan feuerte schnell hintereinander zwei Schüsse ins Leere ab. »Ich muss jetzt Schluss machen.«
»Was ist los, hat es dir plötzlich die Sprache verschlagen?«
»Du bist ziemlich schlagfertig. Bist du mit deinem Gewehr genauso schnell?«
»Ja.«
»Das hoffe ich für dich. Wir sehen dich bei deinem Geldversteck.« Nathan hatte absichtlich
wir
gesagt. Er schaltete das Funkgerät aus, gab zwei weitere Schüsse ab und lief flussabwärts. Bis jetzt war alles gut gegangen. Solange Leonard zu seinem Geld unterwegs war, konnte er nicht aktiv nach Harv Ausschau halten. Allenfalls konnte er hin und wieder kurz stehen bleiben und seinen Blick durch den Canyon schweifen lassen. Aber so würde er Harv nie sehen. Harv war zu gut.
Nathan bewegte sich langsam und vorsichtig durch das Gestrüpp und sah sich immer wieder nach dem Berglöwen um. Er wusste, dass er immer noch stark nach Blut roch. Wahrscheinlich hatte das Tier sich längst davongemacht, aber Vorsicht konnte nie schaden.
Er schätzte, dass er die Felsnadel, die den Ort des Geldverstecks markierte, erst in etwa fünfhundert Metern sehen würde. Weiter vorne machte der Canyon eine scharfe Biegung nach Norden. Die Felsnadel befand sich nach der Biegung auf der rechten Seite. An Leonards Stelle würde er sich ein geeignetes Versteck innerhalb von dreihundert Metern von der Nadel suchen und dort auf seinen Gegner warten. So viel stand fest: Leonard konnte sich schneller bewegen, selbst dann, wenn Nathan seine Vorsicht außer Acht ließ. Die Wunde an seinem Bein schmerzte höllisch, fast so schlimm wie der Arm, verlor jedoch nicht so viel Blut. Der Blutverlust am Arm konnte ihm bald gefährlich werden.
Schnelligkeit war also Leonards Trumpf. Er konnte auf der Südseite flussabwärts rennen, solange er vom Rand der Schlucht wegblieb. Nathan fragte sich, ob Leonard genug Zeit blieb, das Geld an sich zu reißen, bevor er dort eintraf. Der Gedanke, dass drei Millionen Dollar in bar mitten in der Wildnis herumlagen, klang bizarr und nur wenig glaubwürdig, aber Leonards Anwesenheit war der Beweis. Er war hier, um seine Lebensersparnisse abzuholen.
Nathan lächelte bei dem Gedanken, diesen Plan zu vereiteln, aber nicht lange.
Lass dich nicht ablenken
, sagte er zu sich selbst.
Bleib am Ball.
Als er sich bückte, um unter niedrigem Gestrüpp hindurchzukriechen, fragte er sich, ob Harv es bereits zum Hubschrauber geschafft hatte. Wann genau hatten sie sich getrennt? Vor zwanzig Minuten? Er hätte auf die Uhr sehen sollen. Eine sträfliche Unterlassung. Vielleicht war seine Verletzung schlimmer, als er sich eingestand. Er wusste, dass der Blutverlust bald in Form von Zittern, Übelkeit und Schock seinen Tribut fordern würde. Deshalb musste er das Ganze so schnell wie möglich hinter sich bringen. Die ersten Schocksymptome kündigten sich bereits an. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren, und er fühlte sich leicht unterkühlt. Wie lange würde es noch dauern, bis die Symptome sich fatal auswirkten? Eine halbe Stunde oder weniger? Er bezweifelte, dass er die zwei Stunden durchhalten würde, um die er Harv gebeten hatte.
Als Nathan sich der Biegung des Canyons näherte, verlangsamte er seine Schritte noch mehr. Ihm blieb nichts anderes übrig. Durch das hohe Gestrüpp kam er nur mühsam voran und er musste aufpassen, dass die Büsche sich nicht zu sehr bewegten, wenn er sich durch sie hindurchzwängte. Stellenweise war das Gewächs so dicht, dass er den Südrand des Canyons nicht sehen konnte. Das bedeutete aber
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