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Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition)

Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition)

Titel: Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Peterson
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entfernt.
    Das Tier pirschte sich langsam heran. Es hatte Blut gerochen und suchte jetzt nach dessen Quelle. Hatten die Gewehrschüsse es geweckt? Nathan wusste, dass Berglöwen meistens in der Dämmerung auf Jagd gingen. Eigentlich hätten die Schüsse dieses Exemplar vertreiben sollen, aber der Geruch frischen Blutes stachelte seinen Jagdtrieb an, vor allem, wenn es Hunger hatte.
    Als das Tier den Baumstamm erreichte, an dem Nathan vor einer Minute vorbeigekrochen war, schnupperte es am Boden und erstarrte. Dann sah es ihm direkt in die Augen.
    Hau ab, verdammt noch mal. Hau bloß ab!
    Wie eine Kreatur aus einem gerade ablaufenden Albtraum, machte das Raubtier einen Schritt nach vorne in den sonnengebleichten Sand.
    Nathan ließ seine Hand so langsam wie möglich herunter an seinen Pistolengurt gleiten und zog die Sig Sauer. An das Gewehr kam er ohne größere Bewegung nicht heran und dann würde das Tier ihn mit Sicherheit angreifen. Mit einem Satz wäre es auf ihm. Krampfhaft durchwühlte er sein Gedächtnis nach Informationen,wie man sich bei Begegnungen mit Berglöwen verhielt.
Auf gar keinen Fall davonrennen
, war die erste Regel, die ihm einfiel.
    Das Tier war nur noch zwei Körperlängen entfernt und kam näher. Der Ghillie-Anzug würde ihm nichts nützen, denn die Raubkatze ließ sich nicht von ihren Augen leiten.
    Noch etwas anderes fiel ihm ein. Das Tier bewegte sich – und Bewegung erregte Aufmerksamkeit.

    Von seinem Versteck am Südrand des Canyons aus verfolgte Leonard die Bewegungen des Berglöwen durch sein Zielfernrohr und lächelte. Das Tier schien einer Geruchsfährte zu folgen – wahrscheinlich der seines Gegners. Er beobachtete die Raubkatze dabei, wie sie an einem umgestürzten Baumstamm vorbeischlich und sich dem Ufer eines ausgetrockneten Bachbetts näherte, das in den Canyon mündete. Das Tier hielt für einen Augenblick inne und machte dann ein paar Schritte nach vorne in den Sand.

    Wenn Nathan den Berglöwen erschießen wollte, musste er es jetzt tun, solange er die Pistole noch in dem Winkel halten konnte, der ihm einen Schuss aus der Hüfte erlaubte. Dabei musste er sorgfältig zielen, denn sonst würde er sich ein Loch in den eigenen Fuß schießen. Verdammt, eigentlich wollte er dieses schöne Raubtier nicht töten. In vieler Hinsicht war die Großkatze wie er selbst, aber jetzt ging es nur noch darum, dass er und Harv überlebten. Er wusste natürlich, dass er seinen Standort preisgeben würde, sobald er den Finger am Abzug krümmte. Gelang es ihm nicht, das Tier mit dem ersten Schuss unschädlich zu machen, müsste er ein zweites oder gar ein drittes Mal nachschießen. Der erste Knall würde Leonard die Richtung verraten, in der er sich befand. Weitere Schüsse ließen dagegen eine genaue Standortbestimmung zu. Da konnte er sich genauso gut hinstellen und eine Fahne schwenken.
    Ihm blieben nur zwei Möglichkeiten. Keine war besonders angenehm.
    Er konnte liegenbleiben und sich bei lebendigem Leib fressen lassen. Oder er konnte die Katze erschießen und dann selbst eine Kugel abbekommen. Er bevorzugte die zweite Option, aber leider war es dafür schon zu spät. Das Tier befand sich plötzlich direkt neben ihm. Jetzt fehlte ihm der passende Schusswinkel.
    Er hörte die Pfoten auf dem Sand.
    Als letzten Ausweg zog er den Kopf ein und hörte auf zu atmen. Vielleicht würde das Tier sein Interesse verlieren und weiterziehen, wenn er sich tot stellte. Er wusste natürlich, dass dies reines Wunschdenken war. Ein Berglöwe jagte nicht nur, er fraß auch Aas.
    Nur noch wenige Zentimeter trennten Nathans Kopf von dem der Katze. Durch seinen Ghillie-Anzug konnte er auf seiner Haut den heißen Atem des Raubtiers spüren.
    Aus seiner Kehle kam ein tiefes Knurren. Endlich hatte es die Quelle des frischen Blutes gefunden. Leichte Beute.
    Die Katze knurrte ein zweites Mal, diesmal lauter. Dann schlug sie mit einer Pfote nach Nathans Hals. Seltsam, wie der menschliche Verstand in einer Situation wie dieser funktionierte. Auf eine bizarre Art und Weise von dem Geschehen losgelöst, dankte Nathan Gott, dass die Krallen die Wunde an seinem Arm verfehlt hatten. Aber dieser Gedanke erlosch sofort wieder, als er einen kühlen Lufthauch auf seiner Haut spürte. Die Katze hatte ein Loch in seinen Ghillie-Anzug gerissen.
    Und wieder schlug sie mit der Pfote zu, diesmal fester.
    Nathans Lungen drohten zu bersten, aber er stellte sich weiterhin tot. Wenn es so weiterging, wäre er das bald

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