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Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition)

Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition)

Titel: Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition)
Autoren: Andrew Peterson
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nichts darauf. Musste er auch nicht.
    »Du denkst daran, wie weit Greg und Frank zu gehen bereit sind, um James zu retten. Und du fragst dich, warum dein Vater nicht dieselben Anstrengungen unternommen hat, um dich zu finden.«
    Harvey hatte ins Schwarze getroffen. Um genau diese Frage hatten Nathans Gedanken gekreist. Nicht nur jetzt, sondern viele Jahre lang. Besonders während der vier Tage im Folterkäfig hatte er eine Menge Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Stunde um Stunde, Tag um Tag wartete er auf Rettung, hoffte auf Rettung,
betete
um Rettung. Irgendwann änderten sich die Gebete und er sehnte den Tod herbei.
    »Alles in Ordnung mit dir?«
    Nathan nickte. »Ich will einfach nicht, dass mein Vater über unsere Teilnahme an dieser Aktion Bescheid weiß. Es macht das Ganze, na, ich weiß nicht, irgendwie schmutzig.«
    »Komm schon, das ist nicht fair. Das CDT ist ein kritischer Bestandteil des nationalen Sicherheitsapparats. Als Vorsitzender hat dein Vater eine wichtige Position inne. Natürlich ist er in die Sache involviert.«
    Nathan schwieg.
    »Egal, was du über ihn denkst, Ortega hatte recht. Er ist ein guter Mann.«
    »In erster Linie ist er Politiker. Ihm geht es nur ums Geld, um den Inhalt seiner Kriegskasse. Das ganze Getue, Babys küssen und so, ist die totale Verarschung. Es geht dabei einzig und allein um Wahlkampfspenden und Medienwirksamkeit. Was ist die wichtigste Herausforderung für einen Berufspolitiker? Die Wirtschaft? Kriminalität? Arbeitslosigkeit? Illegale Einwanderer? Nichts davon. Nur die Wiederwahl zählt. Stell dir vor, der Kerl besitzt die Frechheit, mir Spendenaufrufe zu schicken.«
    »Sei nicht so hart zu ihm. Deinem Vater sind diese Belange wichtig.«
    »Wahrscheinlich hast du recht. Tut mir leid, ich musste einfach Dampf ablassen.«
    »Sag mal, macht dein Vater das wirklich?«
    »Was?«
    »Das mit den Wahlkampfspenden? Er schickt dir wirklich Briefe?«
    »Ja.«
    »Ich würde das als einen Versuch bezeichnen, mit Dir in Kontakt zu treten.«
    »Ich sehe es eher als einen Versuch, mir in die Tasche zu greifen.«
    »Schickst du ihm Geld?«
    Nathan wusste, dass er Harvey nichts vormachen konnte. »Ja. Die Höchstsumme, die eine Einzelperson spenden darf. Jedes Jahr.«
    »Dann ist es kein Wunder, dass du immer wieder diese Briefe von ihm erhältst.«
    Nathan brummte.
    »Politiker ist ein Beruf wie jeder andere«, fuhr Harv fort. »Keiner will seinen Job verlieren. Politik ist harte Arbeit, vor allem auf Bundesebene. Diese Leute müssen große persönliche Opfer bringen.«
    Nathan wusste nur zu gut, welche persönlichen Opfer der große Stonewall McBride gebracht hatte – er selbst war eines davon. Während seiner Kindheit hatte er einen häufig abwesenden Vater gehabt. Tief im Innern hatte er sich damit abgefunden, aber völlig war der Groll nicht verschwunden – wie der Geruch einer Kerze, der noch im Raum hängt, nachdem sie verloschen ist. Er hasste seinen Vater nicht, spürte aber auch keine familiäre Verbundenheit mit ihm. Warum sollte er auch? Er kannte den Mann ja kaum. Diane Ortegas Kommentar war noch frisch in seinem Gedächtnis.
Ihr Vater hat viel Ähnlichkeit mit Frank und Sie mit Greg
.
    »Du solltest vielleicht etwas nachsichtiger sein«, sagte Harvey, »und versuchen, dich mit ihm zu versöhnen.«
    »Du weißt schon, dass du der Einzige auf der Welt bist, der mir das ins Gesicht sagen darf, mal abgesehen von meiner Mutter.«
    »Was glaubst du, warum ich es gesagt habe? Weil es dir einer sagen muss. Er ist schließlich nicht mehr der Jüngste.«
    Nathan schwieg.
    »Tu es deiner Mutter zuliebe.«
    Ein paar Minuten lang sagte keiner etwas.
    »Harv?«
    »Ja?«
    »Danke.« Nathan schaltete die Landescheinwerfer des Bell-Hubschraubers etwas früher ein – ein Entgegenkommen gegenüber den Fluglotsen im Tower. Der Helikopter war jetzt ein hell leuchtendes Objekt am Himmel und leicht zu sehen. »Du hast das mit dem Funksprechverkehr im Luftraum von L. A. gut gemacht. Willst du die Landung übernehmen?«
    »Gerne, aber bleib nahe am Steuerknüppel, falls ich Hilfe brauche.«
    »Mach ich.« Nathan sah das Leuchtfeuer des Flughafens und nahm eine winzige Kurskorrektur für den Endanflug vor. Trotz seiner jahrelangen Erfahrung und Routine empfand er das abwechselnd grün und weiß leuchtende Signal eines Zielflughafens bei Nacht als willkommenen Anblick. »Jetzt bist du dran. Du sitzt am Steuer.«
    »Ich sitze am Steuer«, wiederholte Harv.
    »Ich bin am Funkgerät«,
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