Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition)
Bridgestones das Geld geopfert haben, um uns auf eine falsche Fährte zu locken?«
»Es hat ja schließlich funktioniert, oder etwa nicht? Sobald wir das Geld und die Information über die Hütte hatten, waren wir im Nu weg.«
»Das kann ich leider nicht leugnen.«
»Hören Sie, Holly, es gibt da etwas, das Sie wissen sollten. Ich will es nicht hinter Ihrem Rücken tun.«
»Okay …«
»Ich habe für morgen ein Telefongespräch mit Direktor Lansing anberaumt.«
Holly starrte ihn an. In ihrem Hirn schien es zu arbeiten. »Und warum, wenn ich fragen darf?«
»Diese ganze Angelegenheit riecht förmlich nach meinem Vater. Ich hatte Harv gebeten, Frank Ortega anzurufen und herauszufinden, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege. Ortega hat es bestätigt. Als wir ihn das erste Mal trafen, erzählte Ortega uns, Direktor Lansing hätte bereits vor dem FBI-Einsatz über unsere Teilnahme Bescheid gewusst. Er sagte auch, er würde so etwas nie hinter Lansings Rücken tun. Lansing hatte zu Ortega gesagt, er wolle es gar nicht wissen – so auf die Art ›frage nichts, sage nichts‹. Aber er sagte nicht ausdrücklich Nein. Ich glaube, Ortega musste einen größeren Gefallen einfordern, den ihm jemand schuldete, um uns mit einzubeziehen. Er wusste, dass wir früher an geheimen militärischen Operationen teilgenommen haben, und er wusste auch, wie wir arbeiten. Ich glaube, es ging ihm einfach nur darum, dass man seinen Enkel findet, koste es, was es wolle.«
»Was erwarten Sie sich von dem Gespräch mit Lansing?«
»Holly, ich kenne Harv schon ziemlich lange und wir sind zusammen durch dick und dünn gegangen. In so einer Verfassung wie jetzt habe ich ihn noch nie gesehen. Das Ganze frisst ihn auf. Er muss es verarbeiten und hinter sich bringen – vielleicht sogar mehr, als er sich selbst oder mir eingesteht. Was diese Kerle mit James Ortega und jetzt auch mit den beiden anderen von Ihren Leuten gemacht haben, darf nicht ungesühnt bleiben.«
»Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
»Ich möchte grünes Licht, um die Bridgestones zu jagen.«
Holly schüttelte den Kopf. »Das wird Lansing niemals zulassen.«
»Ich werde ihm mein Wort geben, dass wir sie am Leben lassen und dass niemand ernsthaft zu Schaden kommt. Wir sind uns natürlich völlig darüber im Klaren, dass das FBI die beiden lebend haben will, um sie zu vernehmen. Sie haben uns ja in Aktion gesehen.«
»Ich mache mir Sorgen darüber, was ich nicht gesehen habe.«
Nathan erwiderte nichts, sondern senkte den Blick.
Sie langte über den Tisch und berührte seine Hand. »Das war Ihnen gegenüber nicht fair. Es tut mir leid. Bitte verzeihen Sie mir.«
»Wenigstens war es ehrlich.«
»Ich habe es nicht so gemeint.« Sie drückte seine Hand. »Es tut mir leid.«
»Harv und ich, wir haben schlimme Dinge getan. Ich dachte immer, dass das, was wir taten, im Interesse der nationalen Sicherheit gerechtfertigt war, obwohl mir eine innere Stimme manchmal etwas anderes sagte. An dem Abend, als wir diesen Auftrag annahmen, sagte Mrs Ortega etwas zu mir, das überzeugend klang. Sie sagte, das Leben sei nie so einfach wie ein Buch mit klaren Regeln. Außerdem sagte sie, sie sähe die Welt nicht durch eine rosarote Brille.«
»Das tue ich auch nicht.«
»Das habe ich auch nie behauptet. Ich will damit nur sagen, dass in dieser Angelegenheit weitaus mehr auf dem Spiel steht als Rache für James Ortega und die beiden Techniker. Wir wissen nicht, wie lange diese Typen schon mit Semtex handeln. Das FBI und das ATF müssen unbedingt herausfinden, an wen sie es verhökert haben, und so viel wie möglich von dem Zeug sicherstellen.«
»Das ist ja alles schön und gut, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Lansing mit Ihrem weiteren Engagement einverstanden ist. Warum sollte er auch? Momentan wird er mehr daran interessiert sein, die Angelegenheit unter Verschluss zu halten. Sie weiterhin einzubeziehen, kann ernst zu nehmende Konsequenzen haben, falls die Medien davon Wind bekommen. Lansing leitet eine Behörde mit einunddreißigtausend Mitarbeitern und einem Budget von sechs Milliarden Dollar. Nehmen Sie es mir nicht übel, aber er wird Ihnen sagen, dass er Sie nicht braucht.«
»Genauso wenig wie er uns während der Razzia im Lager oder bei der Suche nach James Ortega gebraucht hat?«
Holly schwieg.
»Wir würden es gerne sehen, dass er uns seinen Segen gibt, aber den brauchen wir nicht unbedingt. Die Angelegenheit hateine neue Dimension erreicht, als
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