Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition)
hier gibt es eine Piano-Bar. Sie hat noch eine Stunde lang offen.«
»Klingt gut. Gehen Sie da öfter hin?«
»Wenn ich nicht schlafen kann. Woher wussten Sie das mit dem Lichtschalter in der Garage?«
»Nur so ein Gefühl.«
»Fahren Sie bei der L Street nach rechts und dann an der nächsten Ampel links. Worauf basierte dieses Gefühl?«
»Das kann ich nicht genau erklären.«
»Wollen Sie es nicht wenigstens versuchen?«
»Es waren viele Dinge auf einmal. Dinge, die mir lose durch den Kopf gingen. Zum Beispiel die Claymore-Minen beim Lager. Der Stolperdraht auf der Veranda des Farmgebäudes. Das vergrabene Geld. Es ist schwer zu greifen.«
»Da war ein Stolperdraht?«
»Eine Schnur, die an ein paar leeren Bierflaschen befestigt war. Ich habe sie durchgeschnitten, bevor ihr gekommen seid.«
»Die Flaschen hab ich gesehen, aber ich hab mir nichts dabei gedacht.«
»Harv und ich haben während unserer Ausbildung gelernt, auf solche Dinge zu achten, auf Dinge, die völlig normal aussehen. Ich bin bloß froh, dass das Garagentor selbst nicht mit einer Sprengfalle präpariert war. Deshalb habe ich Sie und Henning auch gebeten, nach einem Draht Ausschau zu halten, als ich das Tor hochgezogen habe.«
»Und ich bin wirklich froh, dass Sie da waren. Ehrlich gesagt, war ich am Anfang gegen Ihre Teilnahme. Ich habe am Flughafen nur nichts gesagt, weil ich Ihnen nicht zu nahe treten wollte.«
»Dasselbe hat mir Larry Gifford am Lager auch gesagt. Fast wortwörtlich.«
»Larry ist ein guter Mann.«
»Ich mag ihn sehr«, sagte Nathan. »Er ist authentisch.«
»Das FBI ist wie eine große Familie. Wir passen aufeinander auf. Manchmal kommt es mir so vor, als wären wir zu abhängig voneinander, was dazu führt, dass wir verschlossen und arrogant wirken. Wir mögen es nicht, wenn wir Außenstehende um Hilfe bitten müssen.«
»Da sind Sie nicht allein.«
»Wie schaffen Sie es nur, bei alldem so ruhig zu bleiben? Immerhin wissen die Bridgestones jetzt, wer Sie sind.«
»Wie ich schon sagte, außer meinem Namen haben sie nichts.«
»Biegen Sie an der nächsten Ampel links ab. Sie können parken, wo Sie wollen, die Bar ist nur ein kleines Stück weiter die Straße entlang.«
Nathan fuhr an den Straßenrand und stieg schnell aus. Bevor er es jedoch zur Beifahrertür schaffte, war Holly bereits draußen. Er machte die Tür für sie zu.
»Das ist wirklich nicht nötig.«
»Meine Mutter hat mich so erzogen. Sie ist noch von der alten Schule.«
Sie liefen schweigend den Gehsteig entlang. Bis auf ein paar Autos, die noch zu später Stunde unterwegs waren, war die Innenstadt von Sacramento wie ausgestorben. Ein paar Meter weiter sah Nathan den Eingang zur Bar. Die Glastür befand sich unter einem kleinen schwarzen Vordach. Im Fenster daneben leuchtete ein Neonschild, das wie ein großes Klavier aussah. Das Fenster auf der anderen Seite hatte zwei blaue Neonschilder in der Form von Cocktailgläsern. Nathan vernahm von drinnen gedämpfte Jazzmusik, die selbst durch das Glas gut klang. Er sah sich auf dem Gehsteig nach plattgetretenen Kaugummis um – ein Hinweis auf die Art der Gäste, die hier verkehrten –, fand aber keine. Auch die Glastür war sauber, ohne Handabdrücke oder Schmierflecken.
Holly hielt kurz inne und wartete, dass er ihr die Tür öffnete. Kaum waren sie eingetreten, verschaffte Nathan sich einen schnellen Überblick über das Innere und Holly tat es ihm gleich. Während Nathan seine Augen von rechts nach links schweifen ließ, wanderten die ihren von links nach rechts. Als sich ihre Blicke in der Mitte trafen, mussten sie beide darüber schmunzeln, dass sie aus Gewohnheit das Gleiche getan hatten. Links von ihnen befand sich ein geradliniger Tresen, rechts Cocktailtische. Eine kleine Bühne hinten an der Wand bot Platz für die zwei Musiker. Da der Raum nicht besonders groß war, verzichtete man auf Lautsprecher und Verstärker. Nathan war überrascht, als er bemerkte, dass sie die Bar für sich allein hatten. Der Barkeeper nickte ihnen zu und sie setzten sich an den ersten Tisch rechts. Nathan zog einen Stuhl für Holly zurück, wofür sie sich bedankte.
»Stört es Sie nicht, so nahe am Eingang zu sitzen, und noch dazu mit dem Rücken zu ihm?«, fragte sie.
»Das ist mir so lieber.«
Sie blickte verwirrt drein.
»Wenn jemand reinkommt, der Ärger machen will, sieht er mich erst, wenn er schon halb an mir vorbei ist. Und dann hat er mich im Rücken. Übrigens, ich sehe gerade, dass Sie
Weitere Kostenlose Bücher