Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition)
Landeier.«
»Warum hat man sie dann getötet?«
Holly schwieg.
»Weil sie etwas wussten, vielleicht im Zusammenhang mit einem anderen Versteck oder einer Kontaktperson. Jedenfalls etwas Wichtiges. War das Motorrad noch in der Garage?«
»Nein. Wir haben es zur Fahndung ausschreiben lassen. Die Highway Patrol und die örtliche Polizei sowohl in der Stadt als auch auf dem Land werden jeden anhalten, der eine Enduro fährt, egal welche Farbe. Vielleicht verschafft uns das einen Durchbruch.«
»Hoffen wir’s.«
»Wir tun, was wir können, um sie zu finden.«
»Ich bin mir ziemlich sicher, warum die Bridgestones zu der Farm gegangen sind. Ich glaube, dort haben sie das Semtex versteckt, das oben in ihrem Lager gefehlt hat. Wahrscheinlich im Tunnel oder in der unterirdischen Kammer. Können Ihre Kriminaltechniker Spuren davon finden?«
»Ja, aber das ist äußerst schwierig. Semtex hinterlässt nicht …«
In diesem Augenblick kam der Barkeeper und brachte ihre Drinks. Nathans alkoholfreies Bier kam mit einem Bierkrug, dessen Glas aussah, als sei es von Raureif überzogen. Er schenkte sich ein und prostete Holly schweigend zu. Auf der von einem Spotlight beleuchteten Bühne spielten die Musiker unterdessen weiter.
»Semtex hinterlässt nicht viele Rückstände«, beendete sie ihren Satz, »selbst dann nicht, wenn es offen gelagert wird. Es ist nicht wie bei Schießpulver oder ANC-Sprengstoffen – deren Spurenmaterial lässt sich ganz leicht durch Tests bestimmen. Wenn das Semtex noch in Kisten versiegelt war, kann man gar nichts sagen.«
»Wir hätten uns ein paar Minuten Zeit nehmen und ein wenig herumstöbern sollen.«
»Ich war diejenige, die unbedingt zu der Hütte wollte.«
»Es gibt da noch eine wichtigere Frage«, sagte Nathan. »Eine sehr wichtige sogar. Wenn das verschwundene Semtex wirklich dort war, warum wollten sie es holen?«
Holly starrte ins Leere. »Diese Frage gefällt mir ganz und gar nicht.«
»Wir können wohl davon ausgehen, dass sie nicht vorhatten, ein bereits angelaufenes Geschäft zum Abschluss zu bringen. Und ich bezweifle stark, dass sie einzelne Kisten verkauft haben. Das wäre zu riskant. Wenn sie das Zeug verscherbeln wollten, dann an einen einzelnen Großabnehmer.«
»Und wer, meinen Sie, könnte das sein? Ausländische Terroristen? Oder eine Al-Kaida-Zelle hier in den USA?«
Nathan schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht. Ich tippe eher auf rechtsradikale Milizen. Die sind ganz scharf auf das Zeug, weil es einfacher zu handhaben ist als ANC-Sprengstoffe oder TNT. Die Bridgestones sind zwar eiskalte Mörder, aber keine Terroristen. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass sie keine Geschäfte mit radikalen Islamisten machen würden. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Was sie primär motiviert, ist Geld, nicht Hass auf das eigene Land. Wie gesagt, ich habe keine konkreten Beweise, nur mein Bauchgefühl. Sollte es gelingen, die Bridgestones irgendwie zu schnappen, würde sich bei ihrer Vernehmung vermutlichherausstellen, dass sie nicht mit Terroristen, sondern mit rechtsextremen Milizgruppen Geschäfte machen.«
»Wenn man es genau nimmt, sind die Bridgestones selbst Terroristen«, sagte Holly. »Denken Sie nur daran, was sie bisher getan haben.«
»Ich streite keinesfalls ab, dass sie ein paar schreckliche Verbrechen begangen haben, aber selbst auf die Gefahr hin, dass ich kaltschnäuzig klinge, würde ich sagen, dass das nicht in großem Stil geschah. Wie ich während der Fahrt zur Hütte schon sagte, wenn die Brüder etwas vorhaben, richtet es sich nicht gegen irgendein beliebiges Ziel, sondern gegen Menschen oder Institutionen, die ihnen etwas getan haben. Also gegen das FBI und jetzt auch mich.«
»Warum, glauben Sie, haben die Bridgestones ihren Cousins das Geldversteck gezeigt? Sie hätten denen doch nur zu sagen brauchen, dass sie mal für ein paar Stunden verschwinden sollen, und dann das Geld vergraben können.«
»Dasselbe habe ich mich auch schon gefragt. Ich glaube, sie hatten das Ganze von Anfang an geplant. Mit so viel Geld lässt sich leicht Aufmerksamkeit erregen. Es ist also ein glaubwürdiges Ablenkungsmanöver. Erinnern Sie sich, wie Henning reagiert hat, als er es sah? Die Brüder dachten sich bestimmt, dass ihre Cousins, sollten sie jemals von der Polizei vernommen werden, erst einmal eine Zeit lang nichts sagen und dann so tun, als würden sie einknicken, indem sie das Geld und die Hütte preisgeben.«
»Sie glauben also, dass die
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