Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)
nachvollziehen?«
»Seh ich so aus?« Allan lachte plötzlich, und Rebekka schrieb das unpassende Lachen seinen Promille zu.
»Allan, sehen Sie – wir haben ein Problem, und zwar ein großes.«
Allans Blick wurde unsicher.
»Wir haben eine Zeugin, die gesehen hat, wie Sie Sofie vom Naturspielplatz im Valby Park weggetragen haben.«
»Was?« Allan Larsen sah sie aufrichtig überrascht an.
Sie nickte ruhig.
»Das stimmt aber nicht, verdammt.« Er versuchte sich zu erheben, gab es jedoch auf, als Reza sich gleichzeitig anschickte aufzustehen.
»Das stimmt nicht«, wiederholte er, und Rebekka hatte den Eindruck, echte Angst in seinem Blick ausmachen zu können.
»Grit und ich waren in Nørrebro unterwegs, in verschiedenen Kneipen. Sie können die Barkeeper selbst fragen. Ich versuche mich zu erinnern …«
»Sofie ist verschwunden. Wir haben auf dem Naturspielplatz ihren Pullover und ihr Handy gefunden, aber sonst haben wir nichts, dem wir nachgehen könnten. Wissen Sie, wo sie ist?«
Allan Larsen schüttelte heftig den Kopf. »Ich erinnere mich, dass wir zu Grits Eltern gefahren sind. Ich weiß nicht mehr, welcher Tag das war, aber wir sind da immer willkommen. Es gibt warmes Essen und so. Sie können sie selbst fragen. Die sind supernett. Grit hat Glück, dass sie sie hat.«
»Allan, Ihre Tochter ist weg. Sie ist vor zwei Tagen verschwunden, und bis auf den Pullover und das Handy haben wir keine konkrete Spur. Es ist ernst. Sie sollten sich Sorgen machen.« Reza starrte den Mann, der ihm gegenübersaß, ärgerlich an.
»Ich mache mir ja auch Sorgen. Große sogar.«
Allan Larsen pulte sich Schorf von seinem Handrücken, bis Blut aus der Wunde trat. Reza rückte unwillkürlich ein Stück von ihm ab. Rebekka warf Allan eine Küchenrolle zu. Er riss ein Stück ab und drückte es auf seine Hand.
»Wir haben gehört, dass Sie wiederholt Drohungen ausgesprochen haben, gegen Ihre Tochter Sofie und ihre …«
»Niemals. Ich habe Sofie nie bedroht. Das würde mir nicht mal im Traum einfallen.«
»Unseren Informationen zufolge haben Sie der Mutter Ihrer Tochter, Anita Kyhn, gedroht und Ihrem …«
»Ich habe niemandem gedroht.«
»Allan.« Rebekka sprach leise und eindringlich.
»Mehrere Personen haben unabhängig voneinander erklärt, dass Sie im Lauf der Jahre Ihre Exfreundin Anita Kyhn und Ihre gemeinsame Tochter Sofie des Öfteren bedroht haben. Sie sollen unter anderem gesagt haben, dass Sie Sofie gerne öfter bei sich hätten, und damit gedroht haben, dass niemand sie haben soll, wenn sie nicht zu Ihnen kommen darf.«
Allans Blick verdunkelte sich vor Wut. »Ich möchte drauf wetten, dass Anita und Steffen Ihnen diesen Scheiß erzählt haben. Anita ist eine Hexe. Eine Hexe, sag ich nur. Man hält sie für schwach und unschuldig, doch um sich Vorteile zu verschaffen, ist sie zu fast allem fähig. Da können Sie Steffen fragen. Ich bin mir sicher, dass er auch seine Kämpfe mit ihr hat, das lässt sich nämlich nicht vermeiden. Sie ist unnachgiebig, auch Sofie gegenüber. Sofie hat Angst vor ihr, aber sie traut sich nicht, was zu sagen, auch nicht zu mir. Aber ich spüre das.« Er griff nach dem Kaffee, trank einen großen Schluck und fügte hinzu: »Sind Sie sicher, dass Anita nichts mit dem Ganzen zu tun hat? Oder Steffen? Es kann gut sein, dass er Ihnen gegenüber den netten Stiefvater mimt, aber er mag Anitas Kinder nicht, weder Sofie noch Mark. Woher wissen Sie denn, dass sie ihm nicht einfach zu Willen war und Sofie auf die Seite geschafft hat?«
Allan lehnte sich im Stuhl zurück, verschränkte die Arme und starrte sie trotzig an.
»Das ist eine ernste Anklage, die Sie da vorbringen«, sagte Reza und stand auf, um sich die Beine zu vertreten.
Allan nickte. »Das kann gut sein, aber alles, was ich sage, ist wahr.«
»Haben Sie konkrete Beispiele dafür, dass Sofie Angst vor ihrer Mutter hat? Hat Sofie von irgendwelchen Übergriffen zu Hause erzählt oder …«
Allan schüttelte den Kopf. »Nein, Sofie und ich haben kein sehr enges Verhältnis. Dafür hat Anita schon gesorgt. Sie spricht schlecht von mir, das hat sie immer getan. Sie ist raffiniert, genau wie ihre Mutter. Die ganze Familie ist unangenehm, die ganze Familie Kyhn, ich hätt mich nie mit denen einlassen dürfen, aber damals war ich eben jung und dumm …«
Allan Larsen trank schlürfend noch einen Schluck Kaffee.
»Wie oft sehen Sie Ihre Tochter?«
»Nicht oft. Sofie kommt, wie gesagt, nicht gern zu mir. Es war immer ein
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