Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)
Kampf, eine Zeit mit ihr auszumachen, und irgendwann hab ich aufgegeben. Außerdem, was hab ich ihr schon zu bieten? Ich hab einen Schrotthaufen von einer Wohnung, und dann ist da noch das Dope und das Bier …« Allan Larsen senkte den Kopf.
»Sie sind sich darüber im Klaren, dass sie ein Suchtproblem haben. Trotzdem drohen Sie damit, dass Sie Ihre Tochter öfter sehen wollen, dass sie vielleicht sogar bei Ihnen wohnen soll?«
»Ich hab nie gewollt, dass sie bei mir wohnt. Aber hin und wieder war ich eben verzweifelt, das ist mir klar. Ich vermisse sie doch, auch wenn ich … süchtig bin. Ich wünschte, alles wäre anders.«
»Wann haben Sie Ihre Tochter das letzte Mal gesehen?«
»Ach, das war …« Allan zählte an den Fingern. »Das war irgendwann im Frühjahr. Ja, das war um ihren Geburtstag herum. Sie ist am 19. April neun Jahre alt geworden. Ich war natürlich nicht zu Kaffee und Kuchen bei Anita zu Hause eingeladen, aber ich hab Sofie angerufen, und wir haben verabredet, dass wir zusammen ins Tivoli gehen, wenn es etwas wärmer ist. Wir haben uns Anfang Mai getroffen, sind eine Weile herumgebummelt und schließlich in diesem Bärenladen am Eingang des Tivoli gelandet, ich weiß nicht mehr, wie der heißt. Ich hab ihr ein Kaninchen mit Kleidern gekauft, das hat mich einen Fünfhundertkronenschein gekostet, aber gut, sie hat sich gefreut. Es kommt selten vor, dass sie fröhlich ist, richtig fröhlich, meine ich.«
Allan Larsen zögerte, entfernte das kleine Stück Küchenrolle, das er vorhin auf seine Wunde gedrückt hatte und fügte hinzu: »Seitdem hab ich sie nicht mehr gesehen.«
»Was haben Sie Montag gemacht?«
»Das hab ich doch gesagt. Ich war mit Grit zusammen. Wir sind um die Häuser gezogen, haben getrunken, Dope genommen, geredet und bei ihren Eltern geschlafen.«
Reza wollte wissen, was für ein Verhältnis er zu Grit hatte, woraufhin Allan schwach lächelte.
»Das können Sie sich doch denken. Wir schlafen hin und wieder miteinander. Ansonsten ist da nichts Besonderes. Von meiner Seite jedenfalls nicht. Ich finde sie, ehrlich gesagt, nicht so appetitlich. Aber wenn die Tage lang sind und die Abende auch, braucht man manchmal … beinah hätt ich gesagt, etwas Liebe …«, Allan lachte heiser, »…aber das ist wohl nur Körperwärme, die man braucht. Den Laut eines anderen Menschen.«
Rebekkas Hals schnürte sich zusammen. Sie trank einen Schluck Kaffee, versuchte, sich auf das Gespräch und auf Reza zu konzentrieren, der einen weiteren tapferen Versuch startete, herauszubekommen, was Allan zu dem Zeitpunkt gemacht hatte, als seine Tochter verschwunden war. Es gelang ihm nicht. Rebekka schlich sich hinaus und schickte eine SMS mit einer kurzen Zusammenfassung der Vernehmung an Gundersen, der sie sofort zurückrief.
»Wir haben nichts gegen ihn in der Hand«, sagte sie. »Er leugnet jede Kenntnis von Sofies Verschwinden. Ich kann ihn nicht hierbehalten.«
»Ich vernehme gerade Bo Olsen, aber sobald ich hier wegkomme, mache ich mit Allan Larsen weiter. Schick ihn runter zu Danny und den anderen.«
Ein Beamter holte kurz darauf den verwirrten Allan Larsen ab. An der Tür drehte er sich um und sah Rebekka mit seinen dunklen Augen an. Dann verschwand er zwischen Danny und einem anderen Beamten den Gang hinunter. Rebekka und Reza schauten sich kleinlaut an.
»Was meinst du?« Rebekka sah zu Reza hinüber, der mit den Schultern zuckte.
»Mein Gefühl ist, dass er die Wahrheit sagt. Er schien aufrichtig überrascht, dass seine Tochter verschwunden ist. Es wundert mich allerdings, dass er die Steckbriefe mit Sofies Foto nicht gesehen hat, die hängen doch überall.«
»Stimmt, aber er war wohl ziemlich betrunken, und da bekommt man nicht so viel mit. Diese Grit dürfte auch keine große Hilfe gewesen sein, sie wusste ja nicht einmal, dass er eine Tochter hat. Ich rufe eben bei Super an und höre, was sie aus ihr herausbekommen haben.«
Rebekka musste mehrmals über die Zentrale gehen, bevor sie bei Super, dem ältesten Ermittler in der Abteilung, durchkam. Grits Eltern hatten mittlerweile bestätigt, dass das Paar an dem Tag, an dem Sofie verschwunden war, bei ihnen in Rødovre übernachtet hatte. Rebekka bedankte sich und legte auf.
»Damit ist Allan aus der Sache raus«, sagte sie zu Reza. »Sofie war jedenfalls nicht bei ihm, obwohl wir das natürlich noch genau überprüfen müssen.«
Ihr Kollege nickte, ging zum Bücherregal und suchte etwas in den Akten. Rebekka kaute
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