Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)
seinen blutunterlaufenen Augen an und entblößte ein paar schiefe Zahnstummel.
»Das ist wichtig, Allan. Wir müssen mit Ihnen reden. Sie müssen mit aufs Präsidium kommen.«
»Warum? Ich hab seit Monaten keinen Scheiß mehr gebaut.«
»Kommen Sie bitte mit, Allan. Wir sagen es Ihnen dort.«
»Ja, aber ich sitz doch grad hier und hab meinen Spaß mit Grit. Griiit!«, rief er laut, und aus dem Gebüsch hinter ihnen erhob sich eine Frauengestalt, die sich gerade den Reißverschluss ihrer Jeans zuzog. Sie schwankte gewaltig.
»Grit. Das ist die Polizei. Ich soll mit, sagen sie …«
»Musst du gar nicht. Er hat nix gemacht. Wir sitzen doch nur hier und haben unseren Spaß …«
Die Frau näherte sich Rebekka mit einem drohenden Gesichtsausdruck. Genau wie Allan Larsen war sie ungepflegt, das Haar hing in fettigen Strähnen herab, und ihre Hose und das T-Shirt wiesen große Flecken auf. Rebekka blieb unbeeindruckt stehen, was die Frau innehalten ließ. Rebekka wandte sich erneut an Allan Larsen.
»Allan, es geht um Ihre Tochter, um Sofie.«
»Was?« Allan Larsen wirkte plötzlich nüchtern, als der Name seiner Tochter fiel. Er stand abrupt auf, schwankte kräftig und fiel Rebekka beinahe in die Arme.
»Ist ihr was passiert?«
»Das wissen wir nicht. Kommen Sie jetzt bitte mit.«
Rebekka drehte sich um und ging zum Auto, gefolgt von Reza, der Allan Larsen stützen musste. Rebekka bat die Kollegen im Streifenwagen, Grit mitzunehmen, um auch sie über ihr und Allans Tun und Treiben in den vergangenen Tagen zu befragen.
Grit stand noch an der Bank und machte sich ein Bier auf. Sie trank einen Schluck aus der Flasche und drehte sich in dem Moment zu ihnen um, als sie die Autotüren schließen wollten, um zu fahren.
»Allan!«, rief sie.
»Ja?« Er steckte den Kopf aus der offenen Autotür.
»Ich pass auf das Bier auf.«
»Okay.«
»Und noch was, Allan.« Sie machte ein paar wacklige Schritte auf ihn zu. »Ich hatte keine Ahnung, dass du eine Tochter hast.«
—
Die Fahrt zurück ins Präsidium erschien ihnen lang mit dem betrunkenen Allan Larsen. Sie mussten unterwegs mehrere Male anhalten, weil er sich übergeben musste. Reza wandte angewidert das Gesicht ab, während der Mann sich vorbeugte und seinen Magen in den Rinnstein entleerte. Rebekka bemühte sich, ein Grinsen zu unterdrücken, sie kannte Reza gut genug, um zu wissen, dass er äußerst sensibel war, was Ausscheidungen betraf. Sie hatte, seit sie zusammenarbeiteten, schon mehrmals erlebt, wie ihm in solchen Situationen schlecht geworden war.
Es bestand kein Zweifel, dass Allan tagelang durchgesoffen hatte, und Rebekka fragte sich, ob sie ihn zur Ausnüchterung schicken sollten, bevor sie ihn vernahmen, kam jedoch zu dem Schluss, dass sie vorrangig versuchen mussten, etwas aus ihm herauszubekommen, was sie bei ihrer Suche nach Sofie weiterbrachte. Sie boten ihm an, die Dusche zu benutzen, was er annahm. Unterdessen kochte Reza eine Kanne starken Kaffee.
Eine halbe Stunde später saß Sofies Vater ihnen in sich zusammengesunken gegenüber, während sie ihm erklärten, dass seine neunjährige Tochter seit achtundvierzig Stunden verschwunden war. Allan Larsen vergrub das Gesicht in den Händen und versuchte, die Information zu verdauen.
»Man wirft Ihnen nichts vor, und Sie sind auch nicht verpflichtet, eine Aussage zu machen …«
Rebekka informierte ihn über seine Rechte, und als sie fertig war, sah sie ihn eindringlich an.
»Ich habe damit nichts zu tun.« Er trank einen Schluck Kaffee, seine Hände zitterten unkontrolliert.
»Sie haben uns noch immer nicht erzählt, wo Sie die letzten Tage waren, Allan.«
»Nee, das stimmt.« Allan Larsen starrte mit leerem Blick vor sich hin. »Ich kann mich nicht richtig erinnern. Alles ist schwarz. Ich hab getrunken und Dope genommen … zusammen mit dieser Grit. Hey, Sie haben sie doch getroffen, verdammt. Gerade eben. Mit der war ich zusammen. Jetzt dämmert es mir …«
Allan Larsen lächelte erleichtert, und Rebekka stellte ein weiteres Mal fest, dass seine Zähne in einem unglaublich schlechten Zustand waren. Er konnte damit unmöglich normales Essen kauen.
»Sie haben mit ihr zusammen Dope genommen, sagen Sie, und getrunken …«
Allan Larsen nickte. »Ein bisschen mehr als sonst. Wir haben es krachen lassen, Grit und ich.«
»Wann haben Sie denn damit angefangen, es krachen zu lassen?«
Allan Larsen zuckte mit den Schultern.
»Können Sie jeden einzelnen Tag
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