Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)
sind nur Freunde«, fügte er lahm hinzu.
»Sie müssen verdammt gute Freunde sein, Sie und Sofie.« Jetzt übernahm der jüngere Beamte, Simonsen.
»Sie hat mir geholfen«, sagte er und hörte die Schwäche in seiner Stimme.
»Aha, tatsächlich? Womit hat Sofie Onkel Bo denn geholfen?«
»Sie ist zum Kiosk gegangen und hat mir Zigaretten geholt und so was.« Bo starrte auf den Tisch hinunter, er spürte, wie seine verschwitzten Handflächen aneinanderklebten.
»Hat Sofie ihrem Onkel auch noch andere Dienste erwiesen?«
Bo blickte verwirrt zu dem Beamten hoch, verstand nicht, was er meinte, und mochte den unangenehmen Unterton in seiner Stimme nicht.
»Nein«, murmelte er. »Wir haben zusammen Musik gehört, Fernsehen gesehen oder geredet.«
»Haben Sie Sofie Geld gegeben, damit sie für Sie eingekauft hat?«
Bo schüttelte heftig den Kopf. »Nein, ich habe nicht so viel Geld. Das weiß sie. Aber sie darf sich immer eine Limo oder was Süßes mitbringen. Sie liebt Schaumdelfine und Kaugummi.«
Er spürte, dass sie ihn beide ansahen. Einige Sekunden herrschte Schweigen.
»Wie alt sind Sie, Bo?« Die Frage kam von Simonsen.
Bo sah ihn einen Moment fragend an. »Dreiunddreißig«, murmelte er dann.
Simonsen nickte. »Sie sind dreiunddreißig Jahre alt. Sofie ist neun. Wie passt das zusammen? Ein erwachsener Mann und ein kleines Mädchen?«
»Ja, also …«
»Finden Sie das normal?«, fuhr Simonsen fort.
»Sofies Eltern, Anita und Ihr Bruder Steffen, wissen nicht, dass Sofie Sie besucht hat«, warf Gundersen ein. »Wie kommt das? Wenn Sie nichts zu verbergen haben?«
Bos Mund war trocken, während die Handflächen schweißnass waren. »Ich weiß es nicht …«
»War es ein Geheimnis, dass Sofie Sie besucht hat?«
»Nee.« Bo zuckte mit den Schultern, wusste nicht genau, wie er das erklären sollte. »Nee, es war mehr so … dass Steffen wütend geworden wäre … wenn er es gewusst hätte …«
»Wenn er gewusst hätte, was wirklich zwischen Ihnen und Sofie passierte, wenn sie Sie besucht hat? Daraus kann man ihm keinen Vorwurf machen. Mir fällt es auch schwer zu glauben, dass die Sache so unschuldig ist, wie Sie sie darstellen.«
Bo hatte das Gefühl, dass sich der Boden unter ihm auftat. Er wollte gerne alles erklären, doch die Worte saßen wie ein Kloß in seinem Hals, und er bekam keinen Laut heraus. Wie sollte er es so erklären, dass es jemand verstand? Sofie gehörte zu Steffen, aber letztendlich gehörte sie doch zu ihm. Sofie hatte von dem Moment an, als er sie kennengelernt hatte, nach Aufmerksamkeit gelechzt, und er hatte sich nach jemandem gesehnt, der ihn brauchte. So einfach war das, doch er konnte nichts sagen, wenn ihre misstrauischen Augen an ihm klebten. Nein, da konnte er schon eher mit der Beamtin reden, der Frau mit den langen, dunklen Haaren und den etwas traurigen Augen. Ob er sie bitten konnte, mit ihr reden zu dürfen? Er räusperte sich, um seine Stimme unter Kontrolle zu bekommen.
»Ich möchte gerne mit der Frau sprechen, wie heißt sie noch mal? Rebekka irgendwas.«
Gundersen und Simonsen warfen sich einen vielsagenden Blick zu. »Sie meinen bestimmt Rebekka Holm.«
Bo nickte, und der Gedanke an Rebekka Holm ließ Erleichterung ihn ihm aufflackern.
»Das geht im Moment nicht. Sie ist unterwegs. Sie müssen mit uns vorliebnehmen.«
Bo sackte auf seinem Stuhl in sich zusammen. So war es immer, wenn er sich etwas wünschte. Er bekam es nie.
—
Der Klub Kontra war in einem niedrigen, weißen Betonblock untergebracht. Vor dem Eingang standen ein paar junge Männer mit Migrationshintergrund und rauchten, während sie gedämpft miteinander redeten. Sie guckten Rebekka und Reza träge hinterher, während diese im Gebäude verschwanden. Steffen war im Billardzimmer, wo er ein paar Jungen im Teenageralter mit den Regeln des Spiels vertraut machte. Er strahlte, als er die Ermittler sah, und begrüßte sie überschwänglich.
»Kommen Sie mit, ich habe mich darauf gefreut, Ihnen alles zu zeigen.« Er führte sie durch eine Reihe von hellen Räumen mit Sofas und Bücherregalen, ein Spielzimmer und einen großen Trainingssaal, in dem eine Gruppe junger Männer Gewichte stemmte, während der Schweiß an ihren muskulösen Körpern hinunterlief. Die Führung endete in Steffens Büro. An der Pinnwand hing ein großes Farbfoto von Patrick, während es von Mark und Sofie keine Bilder gab. In der Ecke des Schreibtischs stand eine verblühte Pflanze, die Rebekka sehr an eine
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