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Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)

Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)

Titel: Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
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letzte Monat hatte seinen Tribut gefordert. Die Muskelmasse war beträchtlich geschwunden, das Gesicht war schwammiger, und die Augen lagen tief in den Höhlen. Er sah alt aus, und ein ungewohntes Gefühl von Bruderliebe übermannte Bo. Er klopfte Steffen verlegen auf den tätowierten Arm, während Steffen leise erzählte, wie Sofies durch die Wärme völlig verweste Leiche gefunden worden war. Bo hörte schweigend zu. Sofies Genick war gebrochen gewesen.
    Steffen vergrub das Gesicht in den Händen und brach plötzlich in heftiges Schluchzen aus. Bo fehlten die Worte, er konnte sich nicht erinnern, den Bruder seit ihrer Kindheit weinen gesehen zu haben. Verlegen legte er ihm den Arm um die Schultern und drückte ihn. Steffen ließ es einige Sekunden zu, bevor er sich frei machte.
    »Du verstehst das nicht.« Steffens Stimme war belegt.
    Bo nickte eifrig. Doch, er verstand ihn, wirklich, er wollte ihn so gern verstehen.
    »Du verstehst gar nichts.« Steffen schaute ihn an, der alte Steffen, mit blitzenden Augen, und Bo sah ihn erschrocken an, woraufhin der Bruder sich so schnell von dem Sofa erhob, dass die Bierflasche vor ihm umfiel und die schäumende Flüssigkeit auf den zerkratzten Sofatisch lief.
    »Jetzt kann ich sie nicht verlassen. Jedenfalls nicht so bald.«
    »Sie verlassen?« Bo sah verwirrt zu ihm hoch. Wovon faselte er? Sie sprachen doch über Sofie, die kleine, liebe Sofie, die nackt und …
    »Sie verlassen, ja. Ich halte dieses ganze Familientheater einfach nicht mehr aus. Anita ist die meiste Zeit nur schlecht gelaunt und frustriert. Außerdem gibt es Probleme mit Marks Vater, und dann ist da noch der lächerliche Allan, ganz zu schweigen davon, dass ständig irgendwas mit den Kindern ist. Ich will meine Freiheit zurück. Ich will mich scheiden lassen. Alleine wohnen. Dann kann Patrick jedes zweite Wochenende zu mir kommen und vielleicht an einem Tag in der Woche. Das wäre perfekt. Ich würde ihn anfangs natürlich etwas vermissen …«, er zögerte, »aber ich nehme ja die Schlangen mit, dann wird es schon gehen.«
    Er erhob sich und ging zur Eingangstür. Bo starrte ihm hinterher und schüttelte heftig den Kopf. Er war plötzlich müde bis ins Mark. Steffen hatte recht. Er begriff gar nichts.
    —
    Rebekka betrat eilig das Institut für Rechtsmedizin. Sie hatte das Gaspedal durchgetreten und war so schnell gefahren, wie es die Geschwindigkeitsbegrenzung zuließ. Das Bild der lebendigen Sofie Kyhn Larsen tanzte auf ihrer Netzhaut, und es fiel ihr schwer, die Hoffnung aufzugeben, dass die verweste Leiche doch nicht Sofie war. Sie zog den obligatorischen Obduktionskittel an und ging zu ihren Kollegen hinüber. Gundersen, Simonsen und Reza standen mit der erfahrenen und hochgeachteten Gerichtsmedizinerin Inge Aamund zusammen, die ihnen gerade etwas auf dem Computerbildschirm zeigte.
    »Rebekka.« Inge Aamund nickte ihr freundlich zu. Mitten im Raum stand der charakteristische Stahltisch, und man konnte die Umrisse eines kleinen Körpers in dem Leichensack erahnen. Rebekka schluckte und richtete den Blick schnell auf die Gerichtsmedizinerin. Inge Aamund näherte sich dem Rentenalter und war eine kleine, zarte Frau, die trotz ihrer aparten Arbeitskleidung mit Mundschutz, Handschuhen und großen Gummistiefeln eine starke und feminine Ausstrahlung hatte.
    Rebekka stellte sich neben Reza, der starr vor sich hin guckte. Ihr Kollege hatte gewisse Probleme mit Obduktionen, was dazu führte, dass er den Raum fast immer vorzeitig verlassen musste.
    »Bereits bei der Leichenschau am Fundort hat man aufgrund der Stellung der Leiche ein gebrochenes Genick als Todesursache angenommen.« Inge Aamund sah sie ernst an und fügte hinzu: »Die Ultraschalluntersuchung hat die Todesursache bestätigt. Es gibt einen deutlichen Bruch auf der Höhe des dritten Nackenwirbels.« Sie zeigte auf das gräuliche Bild auf dem Monitor.
    »Kann es sich um einen Unfall handeln?« Simonsen sah die Rechtsmedizinerin hoffnungsvoll an, die jedoch entschieden den Kopf schüttelte.
    »Auf keinen Fall.«
    Mit leichten Schritten ging sie zu dem Stahltisch hinüber, zog den Sack auf, und einen Moment später erfüllte ein Übelkeit erregender, süßlicher Gestank die Luft. Reza kniff fest die Augen zusammen, auf seiner Stirn perlte der Schweiß, und seine Gesichtsfarbe hatte einen grünlichen Ton angenommen. Er tat Rebekka leid, und sie sah Gundersen von der Seite an, um seine Reaktion zu sehen, doch ihr Kollege betrachtete konzentriert die

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