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Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)

Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)

Titel: Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
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und fiel der Länge nach hin. Er landete mit dem Rücken auf dem Betonboden, der Schmerz breitete sich im ganzen Körper aus, doch er kämpfte sich auf alle viere hoch und kroch Richtung Ausgang, während ihm der Schweiß aus allen Poren troff. Seine Brust wurde eng, er bekam plötzlich keine Luft mehr. Du kannst hier nicht liegen bleiben und sterben, dachte er. Du musst raus.
    Er robbte über das Fundament, merkte, wie das dünne Jackett zerriss. Mit allerletzter Kraft stieß er die Tür auf und taumelte nach draußen. Eine Schar Vögel flog erschrocken auf, als er auf dem Kies vor dem Gebäude umkippte, und stieg wie dünne, schwarze Striche in den Himmel auf. Das sieht schön aus, dachte Bruno Poplawski und empfand so etwas wie Rührung, ein Gefühl, das er seit Jahrzehnten nicht mehr gespürt hatte. Die großen Ereignisse des Lebens, seine Hochzeit in Warschau, die Geburt der Kinder, die Taufen, Konfirmationen und später die Hochzeiten. Er hatte an allem teilgenommen, es hatte ihn gefreut, er hatte das Ganze genossen, doch nichts davon hatte ihn bis ins Herz berührt, nichts hatte ihm je die Tränen in die Augen getrieben. Bis jetzt. Die Tränen eines halben Jahrhunderts stiegen plötzlich in ihm auf, und während er im Gras lag und den Blick auf den blauen Himmel gerichtet hatte, gab er ihnen nach.
    —
    Die morgendliche Laufrunde war in Veddinge Bakker am schönsten. Nichts übertraf den Anblick des Dunstes, der sich über dem Meer ausbreitete, des versengten Grases und der Hagebuttensträucher am Weg, die wunderbar kräutrig dufteten und deren Blüten von Horden gieriger Bienen umschwirrt wurden. Rebekka war die übliche Route gelaufen, nur langsamer als sonst, ihr Körper war schwer und müde, und sie hatte mehrmals stehen bleiben müssen, um Luft zu schnappen. Sie hatte ihre Laufrunde mit einem Bad im kühlen Meer beendet, und jetzt spazierte sie in der blau gestrichenen Küche herum und mahlte Kaffee, während das Radio fröhlich vor sich hin plapperte. Sie gedachte liebevoll ihrer Tante, die ihr die ganze Herrlichkeit vermacht hatte. Obwohl sie nur wenige Male hier gewesen war, fühlte sich das Haus bereits wie ihres an. Sie goss den frisch aufgebrühten Kaffee in eine angeschlagene Tasse und ging nach draußen.
    Das Gras war noch immer feucht vom Tau, doch die Sonne stand bereits hoch am Himmel und wärmte sie, während sie vorsichtig durch den Küchengarten ihrer Tante ging, der in Grün schwelgte. Kopfsalat, Kartoffeln, Rhabarber und Johannisbeeren in Hülle und Fülle. Sie genoss es, auf dem Grundstück herumzulaufen, liebte die schattigen Tannen, die in der Brise schwankten, den Duft des Grases, das Zwitschern der Vögel und das ferne Brausen des Meeres. Rebekka ging durch die Terrassentür zurück ins Haus und sah ihr Handy auf dem Esstisch liegen. Der Empfang auf dem Grundstück war unzuverlässig und manchmal musste sie bis zur Garage oder ganz bis zum Weg hinuntergehen, um eine Verbindung zu bekommen, doch im Moment schien der Empfang gut. Zwei Nachrichten waren kurz hintereinander eingegangen, beide waren von Brodersen, und schon bevor sie die Mailbox abhörte, hatte sie ein sicheres Gefühl, worum es ging. Sie sollte recht behalten. Sofie Kyhn Larsen war gefunden worden. Tot.
    —
    Es klingelte. Bo saß zurückgelehnt in dem Sitzsack, während aus der Anlage Guns N’Roses dröhnten. Das Hasch entfaltete langsam seine Wirkung, und er war angenehm entspannt, während die Rhythmen kräftig im Körper vibrierten. Bo lachte laut, das war geil. Er ließ die Arme wie Trommelstöcke durch die Luft sausen, ein cooles Solo – er war es, der da trommelte, auf dem Gipfel der Welt, jetzt ging alles in einer höheren Einheit auf.
    Er war so in das Stück vertieft, dass eine geraume Zeit verging, ehe er den anhaltenden, penetranten Ton der Klingel wahrnahm. Ach ja. Er erhob sich beschwerlich und stolperte in die Diele. Wer mochte das sein? Die Musik brodelte noch in seinem Blut, und Bo ertappte sich dabei, wie er ein paar unkonventionelle Tanzschritte machte, bevor er sich mit einem »Hallo?« über die Sprechanlage meldete.
    »Ich bin’s, verdammt. Steffen. Lass mich rein. Sofort.«
    Bo drückte den Türöffner und kringelte sich vor Lachen über seine Füße, die nicht still stehen wollten, sondern weiter zu der lauten Musik über die Dielenbretter tanzten. Er hatte sich nie gut bewegen können, das hatte er in seiner Jugend oft genug zu hören bekommen, wenn er sich überhaupt mal auf die Tanzfläche

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