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Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)

Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)

Titel: Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
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das schon seit Stunden. Als Rebekka fragte, wo Steffen sei, antwortete der Junge, dass er das nicht wisse. Er klang traurig, lebte aber etwas auf, als Rebekka versprach, so schnell wie möglich vorbeizukommen.
    Nach dem Gespräch starrte sie einen Augenblick nachdenklich vor sich hin. Plötzlich vermisste sie Ryan gewaltig. Das letzte Mal, das sie mit ihm gesprochen hatte, war er in Deutschland gewesen, und das Gespräch war aufgrund der schlechten Verbindung etwas verwirrend gewesen. Rebekka seufzte tief. Sie würde alles darum geben, wenn er jetzt mit der ihm eigenen Ruhe und Kraft in ihr Büro treten und den Fall noch einmal mit ihr durchgehen würde. Kurz darauf stand sie schwerfällig auf und fuhr nach Valby.
    —
    Anita Kyhn war völlig fertig. Ihre Haut sah aus, als hätte sie sich von den Knochen gelöst, und hing in Falten herunter. Die blutunterlaufenen Augen hatten einen glasigen Schleier, und ihre Bewegungen waren steif, roboterartig. Mark ließ Rebekka in die Wohnung, er lächelte sie vorsichtig an und führte sie in die Küche. Rebekka setzte sich neben Anita, die ihre Anwesenheit kaum wahrnahm. Sie legte ihre Hand auf Anitas, ruhig und fest, und spürte, wie die Frau zitterte.
    »Ich muss los, um Patrick im Kindergarten abzuholen.« Mark sah sie an, und sie nickte ihm kurz zu. Dann drehte sie sich wieder zu Anita um und begann von der laufenden Ermittlung zu erzählen. Anita hörte ihr mit ausdruckslosem Gesicht zu. Sie zündete sich eine Zigarette an, inhalierte tief und blies eine Rauchwolke in Rebekkas Richtung.
    »Anita, wir müssen noch einmal alle Personen in Ihrer engsten Familie und Ihrem Bekanntenkreis durchgehen. Ist Ihnen noch etwas eingefallen? Sie haben doch erzählt, dass Sofie oft in der Nachbarschaft unterwegs war.«
    Anita nickte und zog erneut an ihrer Zigarette. Sie stieß den Rauch langsam aus, dann drehte sie die Zigarette eine Weile zwischen den Fingern, bevor sie sie in dem überfüllten Aschenbecher ablegte. Als sie endlich etwas sagte, war ihre Stimme so rau, als würde sie sie zum ersten Mal nach langer Zeit gebrauchen.
    »Sofie ist viel allein rumgelaufen. Hat mit den Leuten geredet … Ich weiß nicht, mit wem. Ich bin nie dazu gekommen, sie zu fragen.«
    »Hat sie irgendwann einmal einen Namen genannt oder ausführlicher von jemandem erzählt?« Rebekka sah die Frau eindringlich an, die schwach den Kopf schüttelte, während sie die Zigarette in dem vollen Aschenbecher ausdrückte, bevor sie sich sofort eine neue anzündete.
    »Ich kann mich nicht erinnern, dass sie irgendwas von irgendwem erzählt hätte.« Anita seufzte. »Ich habe nie richtig zugehört, wenn sie etwas erzählt hat, ich hab es einfach nicht fertiggebracht. Und das bereue ich jetzt. Ich habe mich nicht an ihr gefreut, solange ich sie noch hatte.« Ihr Mund zitterte.
    Rebekka sah sie ruhig an. »Ich glaube, solche Gedanken sind ganz normal, wenn man ein Kind verliert …«
    Plötzlich drang heftiges Kinderweinen vom Hof durch das offene Küchenfenster herein, und beide drehten sich um. Ein kleineres Mädchen war hingefallen und hatte sich die Knie aufgeschlagen, und ein paar größere Mädchen trösteten die Kleine.
    »Aber das ist jetzt sowieso egal.« Anita hustete heftig. Als sie wieder Luft bekam, zog sie an ihrer Zigarette und lächelte Rebekka entschuldigend an.
    »Ich weiß, dass die Dinger mich umbringen. Mein Arzt sagt, dass ich langsam Raucherlungen bekomme, aber wissen Sie was? Es ist mir egal – ich sehne mich nach dem Tod. Ich sehe den Tod als großen, schwarzen Teppich, der sich um mich schmiegt, mich von Kopf bis Fuß zudeckt, und ich kann es kaum erwarten.«
    Rebekka rutschte unruhig hin und her. »Es ist normal, in einer solchen Situation so etwas zu denken. Sie haben einen Schock, Sie haben gerade Ihre Tochter verloren.«
    »Nein, Sie verstehen das nicht. Ich habe mich immer nach dem Tod gesehnt, das hat nichts mit Sofie zu tun. Schon seit Marks Geburt, als die Beziehung zu seinem Vater in die Brüche gegangen ist – seit damals komme ich mir wie die reinste Katastrophe vor, wie jemand, der eine Fehlentscheidung nach der anderen trifft. Ich kann einfach nicht anders, und deshalb kann ich ruhig sterben – vielleicht wäre die Welt sogar besser dran ohne mich.«
    »Anita.«
    Anita lächelte vor sich hin, sie wirkte plötzlich auf eine Weise glücklich, wie Rebekka es von Leuten kannte, die einer Sekte angehörten, eine Art wahnsinniger Freude.
    »Ihre Kinder …«, begann Rebekka,

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