Todessphaere
fragte Svea besorgt, doch Meyers Geste war alles andere als erfreulich. Der nach unten zeigende Daumen sprach Bände und bedurfte keines weiteren Wortes. Dennoch erklärte der Astrophysiker: »Mit fünf Prozent liegt der Anteil weit unter unseren Bedürfnissen. Falls wir so dumm wären, und ohne Schutzanzug die Oberfläche betreten, dann benötigen wir definitiv einen Atemkompressor. Ansonsten würden wir in kürzester Zeit müde werden, einschlafen und einfach ersticken.«
»Wir haben eine passende Ausrüstung an Bord, also was noch?«, drängte die Kommandantin. Die Zeit wurde knapp.
»Die höhere Schwerkraft wird uns zusetzen. Ich schätze, wir werden rund 25 Prozent schwerer sein, als auf der Erde«, sagte Meyers.
»Na toll«, kommentierte der Russe und verdrehte die Augen.
»Flora und Fauna?«, kam die letzte Frage von Svea Andersson und alle hielten den Atem an.
Meyers schüttelte den Kopf: »Schwer zu sagen. Derartige Details werden wir erst erfahren, wenn wir erfolgreich gelandet sind. Unsere Oberflächentaster zeigen zwar eine deutliche Topografie, ob wir dort unten überleben können oder einfach aufgefressen werden, wissen wir trotzdem nicht. Vielleicht ist es ein felsiger Steinplanet, dessen Oberfläche karg und lebensfeindlich ist.«
»Na prima«, brummte Blinow. »Für solch eine triste Erfahrung sind wir also zwanzig Lichtjahre geflogen.«
»Ein Albtraum«, flüsterte Svea Andersson. »Wie lange noch bis zur kritischen Phase?«
»Genau noch zweiundfünfzig Minuten und dreißig Sekunden bis zum Eintritt in die Atmosphäre des Planeten«, las Meyers seine Instrumente ab. Dann schloss er die Augen und flüsterte leise: »Leben oder sterben?«
Exoterrestrischer Albtraum
Disziplin! Der einzige Vorsatz, der uns jetzt noch retten kann. Wer weiß, wie lange die Crew noch besonnen reagiert? Spätestens, wenn das Schiff auf die Atmosphäre prallt, ist es aus mit der antrainierten Disziplin .
Svea Andersson starrte nachdenklich auf das Kommandodisplay.
Gliese 581c glich einer großen schmutzig-grünen Murmel. Die unheimlich wirkende Planetenkugel wuchs mit jeder Sekunde an.
Leonie, ich hoffe, deine Mami überlebt diesen Versuch. Falls nicht, dann werde ich ewig träumen und wir sehen uns wieder! Ich verspreche es dir.
(Und du wirst erwachsen sein. Du wirst eine Frau mittleren Alters sein, liebe Güte!)
Während sie das Bild ihrer Traumtochter vor Augen hatte, durchlief ein plötzlicher Ruck das Schiff und erstickte jeden Gedankengang auf brutale Weise. Svea glaubte, ihre Eingeweide würden zerreißen, als ihr Oberkörper in die Rückhaltevorrichtung des Pilotensitzes geworfen wurde. Ihr Kopf schlug nach vorn und landete direkt in einem blitzschnell gefluteten Gel-Kissen, welches die Steuerkonsole umgab. Trotz der weichen Auffangkissen fühlte es sich an, als würde ihr Kopf gegen die Wand geschlagen.
Sie hörte mit rauschenden Ohren erstickte Schreie. Alle waren von diesem ersten Kontakt mit den Ausläufern der Atmosphäre überrascht worden.
Nur nicht ohnmächtig werden !
Die entsetzte Pilotin richtete sich benommen auf und wischte sich über das Gesicht. Sie betätigte instinktiv die Lagetriebwerke des Schiffes. Tatsächlich erfolgte kurz darauf eine zweite, sehr heftige Erschütterung, allerdings wurde das Schiff nicht mehr so rapide verzögert sondern weich abgefangen.
»Eintrittslage ... an die dichte Atmosphäre angepasst ... Schiffsstatus ... bedenklich«, rief sie mit verbleibender Kraft. »Wir fallen und brennen!«
Heftiges Vibrieren erfasste die Schiffszelle und setzte sich über die Bordhülle, den Boden, über den Sitz bis in die kleinste Zelle der Raumfahrer fort. Ein äußerst unangenehmes Gefühl nahm Besitz von der Crew und wirkte wie ein Vorbote noch viel schlimmere r Ereignisse.
»Wir brennen nicht!«, korrigierte Meyers hustend. »Noch nicht. Es ist ionisiertes Gas, das durch die Reibung mit der Atmosphäre entsteht. «
»Das ist mir scheiß egal!«, schrie Choung. »Unsere gesamten externen Sensoren und Antennen sind verglüht und verdampft. Wir fliegen blind! Diese Landung wird niemals funktionieren!«
»Halt den Mund«, wies Svea die Schiffsärztin zurecht und korrigierte nochmals den Eintrittswinkel mit den letzten Energiereserven der Korrekturdüsen. Durch die kleinen Bullaugen drang ein gespenstiges Flackern. Die Temperatur in der Kommandozentrale stieg sprunghaft an und trieb den Besatzungsmitgliedern den Schweiß auf die Stirn.
»Das war’s! Der Treibstoff ist
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