Todessphaere

biss die Zähne zusammen. »Ich muss versuchen, die atmosphärische Strömung zu nutzen, um das Schiff in den richtigen Eintauchwinkel zu drehen! Wenn ich es nicht schaffe, die Geschwindigkeit zu reduzieren, könnt ihr anfangen zu beten!«
    »Ich hoffe, die Phoenix hat einen entsprechenden Hitzeschild auf der Unterseite«, erklang de Silvas spröde Stimme. »Wenn nicht, wird es ein heißer Ritt.«
    Ein weiterer Schlag traf das Schiff - die Köpfe der Raumfahrer flogen nach rechts - und fügte dem Sturzflug eine Rotationsbewegung hinzu. Die automatisch und reaktionsschnell gefluteten Nackenkissen schützten die Besatzung vor Schädigungen der Nackenwirbel oder einem Genickbruch. Gegen die aufkommende Panik schützen sie nicht. Min schrie voller Angst ein paar Worte in ihrer Heimatsprache.
    »Ich ... habe keine ... Ahnung«, versuchte Andersson die kreischenden Geräusche des Stahlskeletts zu übertönen und de Silva zu antworten. »Wir werden es gleich feststellen!«
    Die Torsionskräfte drohten das Schiff auseinanderzureißen und beanspruchten die Schiffszelle bis an die Belastungsgrenze. Blinows Hände krallten sich in die Armlehnen. Fassungslos lauschte der Russe auf die unheilvollen Geräusche, die die Verstrebungen der Schiffszelle von sich gaben.
    »Atmosphäre ... Strömungsradar ... Jetstream ...«, kamen die stichwortartig ausgeworfenen Worte der Kommandantin über die Kommunikationsanlage.
    »Lande den Schrotthaufen endlich!«, rief de Silva mit monotoner Stimme.
    Erneut wurden die Körper der Besatzungsmitglieder schwerer. Der Effekt klang nicht ab, hielt länger an als zuvor und belastete die Raumfahrer mit der sechsfachen Erdbeschleunigung. Svea war es gelungen, die Phoenix in die atmosphärische Strömung zu lenken und die Nase des Schiffes durch die Aerodynamik langsam aufzurichten. Das Luftpolster unter dem Schiff staute und erhitzte sich binnen Sekunden und wurde zu heißem Plasma. Der Fall in die Atmosphäre verzögerte die Eintauchgeschwindigkeit rapide, nicht ohne Nebenwirkungen für die Besatzung.
    Svea wurde es schwarz vor Augen. Ein tonnenschweres Gewicht umschloss ihren Brustkorb und wollte ihr die Luft aus den Lungen pressen. Ihr Puls raste. Ihr Blut folgte den Andruckkräften und floss vom Gehirn in die unteren Körperpartien. Kurz bevor die Kommandantin bewusstlos wurde, reagierte die Schiffseele und ließ die Sitzlehnen zurückfedern, um die Raumfahrer in eine Liegeposition zu befördern.
    Rettet mich, dann rettet Ihr auch euch!
    Die deplatzierte Bemerkung des Schiffscomputers, zuvor mit einem Schmunzeln zur Kenntnis genommen, wirkte in diesem Augenblick befremdlich, als rede eine fremde Stimme zu ihnen, die nicht aus der Schiffsseele kam, sondern von draußen, von irgendwoher, wo immer das auch war. Außerdem kannten sie alle diesen Satz, denn sie hatten ihn in dieser Form schon einmal gehört, wo, daran erinnerten sie sich nicht, wollten es auch nicht, denn sie kämpften und hofften zu überleben. Es war wie Magie, wie ein böser Traum, surreal und grausam.
    Die KI des Bordcomputers musste den Verstand verloren haben. Aber wie war das möglich?, dachte Andersson verwirrt und klapperte hart mit den Zähnen. Starke Vibrationen erfassten das fallende Schiff und fügten den geschundenen Raumfahrern weitere Torturen hinzu.
    »Min«, lispelte Blinow gequält und verzog schmerzverzerrt das Gesicht. »Wenn wir gelandet sind und die Gurte öffnen dürfen, vergesse bitte deinen Medizinkoffer nicht. Ich glaube, ich habe gerade ein Stück meiner Zunge abgebissen und verschluckt.«
    Svea rief: »Oberflächenradar zeichnet! Topografiewerte werden auf eure Konsolen weitergeleitet! Sucht mir einen geeigneten Platz für eine Notlandung! Ich muss versuchen das Schiff im Jet-Stream zu halten!«
    De Silva versuchte die Arme zu heben, um die über Kopf montierten Schaltelemente zu erreichen, kein leichtes Unterfangen in liegender Haltung.
    Ihr könnt überall landen. Rettet mich!
    »Was faselt dieser Haufen Elektroschrott für einen Unsinn?«, fluchte de Silva und versuchte in dem Chaos, trotz peinigender Schmerzen und Todesangst, noch einen klaren Blick für die Datenlage zu behalten. »Das ganze Terrain ist eine verdammte, riesige Wüste!«
    »Was sagst du da?«, schreckte Svea auf und umklammerte krampfhaft das Ruder. Die Phoenix wie einen Atmosphärengleiter fliegen zu wollen, war Wahnsinn!
    »Wie stürzen in ein Meer aus schwarzem Sand. Ich gehe davon aus, es handelte sich um vulkanisches Material.