Todessphaere
versuchte sich die Kommandantin aus ihrer liegenden Position zu erheben und prallte mit der Stirn gegen die deformierten Haltevorrichtungen ihres Pilotensitzes. Svea stöhnte vor unterdrückten Schmerzen und rappelte sich sofort auf.
Die Zentrale sah aus, als sei eine Bombe explodiert. Nichts war mehr an seinem Platz. Aggregate, Sitze, Schränke, Energieleiter und Konsolen waren umgestürzt, deformiert, aus den Verankerungen gerissen, schwer beschädigt und vermutlich unbrauchbar.
»Svea! Hierher!«, rief Gordon Meyers erneut.
Die Kommandantin taumelte auf den Hilfesuchenden zu und musste sich bei jedem Schritt stützen. Sie ignorierte ein funkensprühendes Energiekabel, schnitt sich beim Festhalten an einem scharfkantigen Metallteil und erreichte schwankend Meyers.
»Min ist eingeklemmt und liegt angeschnallt mitsamt ihres Sitzes unter diesem Verteilerschrank. Lass uns den Kasten anheben, am besten mit einer Hebelstange.«
Svea sah sich suchend um und fand ein geeignetes Werkzeug. Sie schob die Metallstange unter den Schrank und stemmte sich mit aller Kraft dagegen.
»Wo sind Blinow und de Silva?«, fragte Svea.
»Sie dichten die Schotten und ein paar Lecks in der Schiffshülle ab, bevor wir den wertvollen Sauerstoff ganz verlieren«, entgegnete Meyers und schrie auf. Mit aller Kraft riss er den schweren Schrank zur Seite, der schwer polternd zu Boden stürzte. Mit beiden Händen umfasste er die Lehne des umgekippten Sitzes und richtete ihn auf. Min hing stöhnend in ihren Gurten und wirkte unverletzt.
»Wie geht es dir?«, fragte Svea.
»Es geht ... mir gut«, kam es gequält über Mins Lippen. »Danke, dass du uns gerettet hast. Das war eine erstaunliche Leistung.«
»Ich habe euch gerettet?«, fragte die Kommandantin zweifelnd. »Ich erinnere mich an den Sturz in die Atmosphäre, nicht an den Aufprall.«
»Du hast es geschafft, die Phoenix zu landen. Eine erstklassige Bruchlandung zwar, aber ohne dein Eingreifen wären wir alle tot«, gratulierte Meyers und nickte Svea Andersson zu. »Mein Dank gilt dir und deiner Pilotenleistung.«
Svea war verstört. »Wir sind gelandet? Wie kann das sein? Die Geschwindigkeit war viel zu hoch, und ich konnte das Schiff nicht mehr halten. Wir sind gefallen wie ein Stein und müssten alle tot sein!«
»Ich hoffe, wir enttäuschen dich nicht, wenn wir uns noch immer an unser erbärmliches Leben klammern«, war de Silvas Stimme zu hören. »Ich habe das rückwärtige Schott gesichert und versiegelt, es hat aber nicht viel gebracht. Wir verlieren Sauerstoff, vermutlich über verschiedene Haarrisse im Schiffsrumpf.«
Svea fasste sich und hakte nochmals bei Gordon Meyers nach. »Du hast den Absturz erlebt? Wir alle haben ihn überlebt? Verdammt, das kann nicht sein. Was wird hier gespielt? Was ist passiert?«
»Es tut mir leid, ich war nicht voll da«, bedauerte Meyers. »Ich bin erst nach dem Aufprall aus der Ohnmacht erwacht. Du musst de Silva fragen.«
»Ich muss ebenfalls passen«, erklärte de Silva überraschend. »Totaler Blackout! Ich habe gebetet, hatte eine Scheißangst und bin mit vollgepissten Hosen aufgewacht, als die Phoenix in dieser schwarzen Sanddüne steckte.«
»Posttraumatisches Stress-Syndrom«, diagnostizierte Min und richtete sich langsam auf. Vorsichtig tastete sie ihre Stirn ab und schien erleichtert. Sie maß ihren Kollegen mit einem prüfenden Blick und vermutete: »Leandro hat die Belastung und den Stress nicht ertragen, den die Todesangst in seinem Gehirn ausgelöst hat. Das Gehirn fährt herunter und schaltet die unliebsamen Erinnerungen einfach aus.«
»Erzähle du es mir«, beharrte Svea und sah Min direkt in die Augen. »Du weißt genau, was ich meine. Wir konnten den Absturz nicht überleben, von einer Landung nicht zu reden. Das ist völlig unmöglich.«
»Na bitte. Ich wusste es«, rief Dimitrij Blinow mit gespielter Überzeugung. Mit Schwung schlug er das Heckschott hinter sich zu, um es daraufhin manuell zu verriegeln. »Die Wahrheit ist, wir sind alle draufgegangen. Da sich die Hölle und dieser Planet verblüffend ähnlich sind, glauben wir, die Landung sei geglückt - was totaler Unsinn ist.«
»Min«, forderte Svea erneut die ärztlichen Kenntnisse der Asiatin.
Die Schiffsärztin deutete mit dem Finger an ihre Stirn, wo sie eine Beule hatte. »Kurz vor der Notlandung hat sich durch die Erschütterungen ein Staubehälter gelöst und mich am Kopf getroffen. Mein Sessel wurde aus der Verankerung gerissen und ist umgestürzt,
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