Todesspiel
Autodiebstahl und Hehlerei«, stellte Zeerookah fest. »Sieht so aus, als hätte er die Branche gewechselt.«
»Oder sich an alte Zeiten erinnert und vor Kurzem an einem SUV in New Rochelle ausprobiert, ob er auch mit neueren Modellen klarkommt«, ergänzte Cotton. »Außerdem hat er eine Narbe am Kinn – genau wie der Typ, der angeblich in letzter Zeit um Roger MacMillan herumgeschlichen ist. Wenn es wirklich der Kerl sein sollte, hätten wir die erste Verbindung zwischen den beiden Morden!« Cotton nahm sein Smartphone. »Schick mir das Bild, Zeerookah.«
»Was hast du vor?«
»Ich schicke es den Kids aus Roger MacMillans Clan auf die Handys. Der Typ passt genau auf die Beschreibung.«
»Wo finden wir diesen Tyrell Jordan?«, fragte Decker.
»Die angegebene Adresse könnt ihr getrost vergessen«, meinte Dillagio. »Aber ich weiß, wo er sich häufig aufhält.«
In diesem Moment meldete sich der erste Gamer aus dem Clan der American Lions mit einer SMS auf Cottons Smartphone.
Das ist er , stand da nur.
4
Die Dämmerung hatte eingesetzt. Es nieselte. Cotton und Decker fuhren zusammen mit Dillagio in die Avenue A zu einem Club mit dem Namen Magico, an dem Tyrell Jordan einen Anteil von vierzig Prozent hielt. Dass er dabei als Strohmann von James Cho fungierte, war ein offenes Geheimnis. Im Übrigen stand das Magico seit Langem auf der Liste von Läden und Bars, die im Verdacht standen, der Geldwäsche zu dienen und außerdem ein Umschlagplatz für Drogen zu sein. Allerdings hatten die letzten Razzien, die dort vorgenommen worden waren, nichts ergeben, was diese Vorwürfe gerichtsfest erhärtet hätte.
Cotton und Decker fuhren mit dem Dienstwagen. Dillagio fuhr mit seinem eigenen Wagen voraus.
Zum Magico gehörten eine Tiefgarage und ein Parkplatz. Obwohl es noch relativ früh am Abend war, war der Parkplatz bereits voll. Nur in der Tiefgarage gab es noch Plätze.
»Ich hoffe, Cotton, man lässt Sie überhaupt rein – so wie Sie gekleidet sind«, sagte Decker abschätzig, nachdem sie ausgestiegen waren.
»Was ist gegen Lederjacke und Sweatshirt zu sagen?«
»Nichts. Nur dass es nicht überall gerne gesehen wird, wenn man herumläuft, als säße man zu Hause auf der Couch vor dem Fernseher.«
»Was erwarten Sie? Eine Krawatte vielleicht?«
»Das hätte jedenfalls Stil.«
»Hören Sie, soweit ich das mitgekriegt habe, ist das ein Latinoschuppen. Da tragen die Männer die Hemden bis zum Bauchnabel offen, damit man die Brusthaare sieht, aber keine Krawatte.«
»Das Magico war ein Latinoschuppen, bevor es von neuen Besitzern übernommen wurde«, stellte Dillagio richtig, der ebenfalls ausgestiegen war. »Ich war lange nicht hier, aber der Laden soll ein wenig von seinem alten Flair verloren haben.«
Cotton zuckte mit den Schultern. »Wenn du es sagst.«
»Eine Krawatte brauchst du jedenfalls nicht.« Dillagio grinste. »Steht dir sowieso nicht, Cotton.«
*
Mit dem Lift fuhren sie ins Erdgeschoss. Zwei imposante Bodyguards wollten sie schon am Eingang zum eigentlichen Club überprüfen.
Cotton nahm an, dass sie ohne ihre FBI-Ausweise nicht eingelassen würden, aber er hatte sich geirrt. Offenbar kannte einer der muskulösen Türsteher Steve Dillagio.
»Was für ein hoher Besuch«, meinte der riesenhafte Kerl, dessen plattes Gesicht beinahe quadratisch wirkte. Seine Nase war mehrmals gebrochen worden, und seine Ohren lagen so eng am Kopf, dass es auf den ersten Blick aussah, als wären sie festgeklebt.
»Wie geht’s, Dickie?«, fragte Dillagio. »Vertickst du immer noch Drogen, oder schnüffelst du inzwischen alles selbst?«
»Immer sachte, Mann!«
»Hat du nicht zuletzt drei Straßen weiter in dieser Absteige namens Paradise gearbeitet?«
»Die haben zugemacht, weil jemand den Cops gesteckt hat, was da abgeht.«
»Wie schade. Aber wie man an dir sieht, Scheiße schwimmt immer oben, und du hast gleich wieder was Neues gefunden!«
Der Riese grinste breit. »Freunde sind immer herzlich willkommen! Also hereinspaziert!«
»Danke.«
Er wandte sich an Cotton und Decker. »Das gilt natürlich auch für Freunde von Freunden.«
»Zu gütig«, sagte Cotton.
»Ach, Dickie, hast du zufällig Tyrell Jordan gesehen?«, fragte Dillagio.
»Sitzt an der Bar. Du kannst ihn nicht verfehlen.«
»Danke.«
Cotton und Decker folgten Dillagio. Stampfende Musik dröhnte ihnen entgegen - Latino Pop. Offenbar versuchte man, zumindest musikalisch den alten Stil beizubehalten.
»Du kennst den Typ?«, fragte
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