Todesspiel
jetzt der Fall zu sein. Tränen funkelten in ihren Augen, die sie hastig wegwischte. »Ich habe keine Ahnung, Cotton. Ich kann mir das eigentlich nur so erklären, dass er irgendwem vertraut hat, dem er nicht hätte vertrauen dürfen und der dann alles brühwarm an seinen Boss gemeldet hat. Und James Cho kennt in solchen Fällen kein Pardon.«
»Schon klar.« Cotton nickte. Seine Hand verschwand in der Seitentasche seiner Lederjacke. Da war noch eine Packung mit Papiertaschentüchern zusammen mit einem Paar Latexhandschuhen. Beides sollte man ständig bei sich haben, wenn man nicht mit Sicherheit ausschließen konnte, unverhofft einen Tatort zu betreten und plötzlich in der Verlegenheit zu sein, wichtige Spuren entweder sofort zu sichern oder zuzulassen, dass sie kontaminiert und unbrauchbar wurden.
Cotton reichte Corrie die Papiertaschentücher.
»Wir bringen Sie in einer FBI-Wohnung unter, die wir für wichtige Zeugen vorhalten«, versprach er. Dass er dabei vielleicht etwas zu viel versprach - denn die dazu nötigen Entscheidungen waren keineswegs gefallen -, nahm er in Kauf. Er hatte das Gefühl, dass Corrie jetzt ein wenig Trost brauchte. Einen Hoffnungsschimmer am Horizont sozusagen.
Aber offenbar hatte er sie unterschätzt.
»Danke, das ist sehr freundlich. Aber ich verzichte darauf.«
»Wie wollen Sie dann Chos Killern entkommen?«
»Ich werde bei einer guten Freundin unterkriechen. Niemand weiß, wer sie ist. Sie hat mit meinem sonstigen Bekanntenkreis nichts zu tun und weiß außerdem, worauf sie sich einlässt.«
»Da bin ich mir nicht sicher.«
»Sie ist eine ehemalige Polizistin.«
»Und wieso ist sie es nicht mehr?«
»Weil sie aus Mexiko stammt. Hier hat man ihre Ausbildung nicht anerkannt. Mehr werde ich Ihnen nicht darüber sagen. Und eine Handhabe, mich festzuhalten, haben Sie ja wohl nicht, wenn ich es richtig sehe, oder?«
Leider , dachte Cotton. »Wir müssen Sie erreichen können - Sie sind eine wichtige Zeugin.«
»Sollten Sie es tatsächlich schaffen, James Cho vor Gericht zu bekommen, werde ich mir gut überlegen, ob ich aussage«, erklärte sie. »Wie gesagt, so einer würde noch aus der Todeszelle heraus alle diejenigen umbringen lassen, die ihm das eingebrockt haben, da bin ich mir sicher. Das Risiko wäre mir zu groß.«
»Trotzdem - wie können wir Sie erreichen?«
»Ich gebe Ihnen meine Handynummer«, versprach sie.
*
Am nächsten Morgen unterdrückte Cotton ein Gähnen, als er das Büro des G-Teams betrat. Mr Highs scharfem Blick war es trotzdem nicht entgangen. »Ich hoffe, Sie alle sind belastbar und ausgeschlafen genug, um Ihre Aufmerksamkeit auf die Dinge zu konzentrieren, die ich Ihnen jetzt mitteilen werde.« Dabei fixierte er Cotton einen kurzen Moment mit seinem glasklaren, durchdringenden Blick, dass für Letzteren kein Zweifel bestand, wen Mr High im Besonderen damit meinte. »Es gibt gute Neuigkeiten. Ryan McKenzie hat ausgesagt und sich bereit erklärt, mit uns zusammenzuarbeiten. Raymond Yun hat ihm gegenüber deutlich gesagt, dass er Tyrell Jordan umbringen will, und zwar im Auftrag von James Cho.«
»Dürfte juristisch kaum reichen, um Cho dranzukriegen«, meinte Dillagio. »Es sei denn, man hat Glück mit den Geschworenen und dem Richter. Am besten mit allen beiden.«
»Richtig.« Mr High nickte. »Deshalb werden wir heute Nachmittag eine besondere Operation starten – sofern Mr Cho so freundlich ist und mitspielt. Aber was wir über die Verwicklung von James Cho in die Wetten auf den Ausgang der New Rochelle Games Competition wissen, können wir ihm als Köder hinhalten und ihn in die Falle laufen lassen.«
Eigentlich hätte er mal erwähnen können, dass ich es war, der diese Dinge ermittelt hat , überlegte Cotton. Aber das spielte für einen Mann von Mr Highs kühler Sachlichkeit keine Rolle. Nur die Fakten an sich zählten, sonst nichts. »McKenzie hat nur für den Mörder den Fluchtwagen gefahren. Damit bestand für den Staatsanwalt die Möglichkeit, ihm erheblich entgegenzukommen«, fuhr der Chef des G-Teams fort. »McKenzie wird sich heute gegen 15.00 Uhr in Bewley's Coffeeshop in der Mott Street mit James Cho treffen. Selbstverständlich wird alles verwanzt und überwacht sein. Wir erhalten bei dieser Operation Unterstützung von zwei Dutzend regulären FBI-Agents, denn wir müssen damit rechnen, dass Cho mit großem Aufgebot auftaucht.«
»Wie können Sie sicher sein, dass er überhaupt dort auftaucht?«, fragte Cotton.
»Da bin ich mir
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