Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
meldest du dich in Zukunft sogar bei ihr ab, wenn du auf die Toilette musst.«

5
    Als Cotton ins Freie trat, hatte der Nieselregen wieder eingesetzt. Schon nach ein paar Schritten klebten ihm die Haare am Kopf. Er stellte den Kragen seiner Lederjacke auf, aber das schützte nicht wirklich. Ich hätte Raymond Yun sein Kapuzenshirt wegnehmen sollen, dachte er.
    Die hundert Yards hatte er schnell hinter sich gebracht.
    Corazón »Corrie« Montega wohnte im fünften Stock eines Hauses, in dessen Erdgeschoss sich Bars, Cafés und ein Nachtclub befanden. Als Cotton vor ihrer Tür stand und klingelte, öffnete zunächst niemand.
    »Corrie Montega? Hier ist das FBI! Machen Sie die Tür auf!«, rief Cotton schließlich laut und verlieh seiner Aufforderung Nachdruck, indem er zweimal kräftig gegen die Tür hämmerte.
    Die öffnete sich einen Spalt. Die Kette blieb allerdings eingehakt. Eine Hälfte von Corries Gesicht war zu sehen. Und der kurze Lauf eines .22ers.
    »Seien Sie vorsichtig«, sagte Cotton. »Mord an einem FBI-Agent ist ein Bundesverbrechen. Dafür wird von den Gerichten schon mal gerne die Todesstrafe verhängt. Abgesehen davon trage ich im Moment keine Kevlar-Weste.«
    »Sie?«, fragte Corrie. Sie hatte Cotton offenbar wiedererkannt. Der Lauf der Waffe sank herunter.
    Cotton hielt ihr seinen Ausweis entgegen. »Special Agent Cotton, FBI. Wenn Sie nicht wollen, dass das ganze Haus mitbekommt, was für Fragen ich Ihnen stelle, sollten Sie mich reinlassen.«
    »Okay.«
    Sie löste die Kette. Cotton trat ein. Corries Apartment war klein. Es gab kaum irgendetwas, das eine persönliche Note trug.
    Die Tür zum Schlafzimmer stand offen. Ein halb gepackter Koffer lag auf dem breiten Bett. An der Garderobe hing ein Männermantel. Kaschmir, zweireihig. Könnte Tyrell Jordans Stil sein, dachte Cotton.
    Während Corrie ihn zum Wohnzimmer führte, öffnete er einfach die Tür zum Bad. Das Aftershave auf der Ablage war wohl der letzte Beweis, dass Corrie nicht allein lebte. Oder gelebt hatte.
    »Tyrell hat in letzter Zeit hier gewohnt«, gab sie zu. Cotton brauchte gar nicht danach zu fragen. Sie war clever genug, um sofort zu begreifen, worauf er hinauswollte. »Zufrieden?«
    »Es ist ein Anfang.«
    »Sie hätten mich einfach fragen können, Agent Cotton.«
    »Darf ich Sie Corrie nennen?«
    »Sie tun ja sowieso, was Sie wollen, hab ich den Eindruck.«
    »Nur manchmal.«
    »Fragen Sie einfach. Und dann lassen Sie mich am besten in Ruhe. Helfen werden Sie mir ja wohl sowieso nicht.«
    »Mein Job ist, Verbrechen aufzuklären. Der Mord an Tyrell Jordan ist auch eins.«
    »Kein Cop wird Tyrell eine Träne nachweinen. Also tun Sie nicht so, als würden Sie sich in dieser Angelegenheit auch nur ein bisschen Mühe geben.«
    »Die gebe ich mir aber. Und dabei spielt es keine Rolle, ob das Opfer vielleicht selber Dreck am Stecken hatte, Mord ist Mord. Und wenn wir das Recht nicht in jedem Fall verteidigen, geben wir es auf.«
    »Amen. Lässt man Leute wie Sie jetzt durch Prediger ausbilden? Ich weiß ja nicht, in welcher Kirche man Ihnen solche frommen Sätze beigebracht hat, aber ich schlage vor, Sie stellen mir einfach Ihre Fragen, und ich antworte, soweit ich kann. Und dann verschwinden Sie und lassen mich in Ruhe.«
    Im ersten Moment war Cotton sprachlos. Corrie hob die Augenbrauen und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Frauen mit klarer Ansage scheinen Sie ja schwer einzuschüchtern, Agent«, sagte sie. »Wenn das so ist, verschwenden Sie besser nicht meine Zeit.«
    »Sie wollen verreisen?«, fand Cotton den Faden wieder.
    »Wieso?«
    »Na, der Koffer. Sie begrüßen mich mit einer Waffe und scheinen sehr unter Strom zu stehen.«
    »So jung und schon ein großer Psychologe?«
    »Vor wem hauen Sie ab?«
    »Sie bilden sich was ein, Agent Cotton.«
    »Cotton genügt, Corrie.«
    Einen Augenblick sah sie ihn schweigend an.
    »Hören Sie, Cotton …«, sagte sie schließlich, doch Cotton unterbrach sie.
    »Nein, jetzt hören Sie zur Abwechslung mir zu. Als Tyrell Jordan erschossen wurde, habe ich Ihr Gesicht beobachtet. Sie haben den Täter gesehen, vielleicht sogar erkannt. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie wussten, weshalb der Typ aufkreuzte und was er vorhatte.«
    »Cotton, ich …«
    »Das bedeutet, Sie kennen das Motiv und vielleicht auch den Auftraggeber. Offenbar haben Sie Angst, es könnte Ihnen auch an den Kragen gehen – warum auch immer. Jedenfalls packen Sie Ihre Sachen und laufen mit einer .22er

Weitere Kostenlose Bücher