Todesspiel
Himmels willen, Davy Fergusson und seine Frau Tina sind Freunde von mir, und hier steht, er verprügelt sie regelmäßig! Schauen Sie sich ihr blaues Auge auf dem Foto an! Und die örtlichen Cops kehren das immer wieder unter den Teppich …«
Er war verwirrt – und fasziniert.
»Sie müssen sich das alles durch den Kopf gehen lassen«, sagte ich. »Diese Art des Datenmissbrauchs ist praktisch unvermeidbar. Es ist die perfekte Waffe zum Einsatz gegen gewählte Politiker. Ich meine, es wäre mir ziemlich egal, wenn sie über mich gespeichert hätten, ich würde mir dauernd Pornovideos ausleihen oder mir gelegentlich von Strichjungen im nahe gelegenen Park einen blasen lassen, aber Politikern wäre das bestimmt nicht egal. Stellen Sie sich vor, was passieren könnte, wenn dieses Erpressungsinstrument in die Hände von Lobbyisten geraten würde. Man wäre der Gnade jedes Interessenvertreters ausgeliefert, der bereit ist, das Instrument einzusetzen …«
»Hmmm …«, brummte er. Er brauchte dreißig Minuten, sich durch die Datei zu arbeiten. »Sie brauchen sich keine gedanklichen Notizen zu machen«, sagte ich. »Ich habe die ganze Sache für Sie auf CD gebrannt. Ich gebe sie Ihnen nachher.«
Er sah hoch. »Wozu? Da steckt eine ganze Menge Sprengstoff drin. Und Macht.«
»Für mich ist das ohne Bedeutung. Ich bin von Beruf Maler. Es ängstigt mich schon allein zu Tode, dass ich mit dieser Scheiße in Berührung gekommen bin. Aber diese Datenkorrelations-Arbeitsgruppe ängstigt mich am meisten. Ich dachte, wenn Sie die Informationen hätten, könnten Sie mal mit ein paar Leuten reden und …«
Wieder vollendete er den Satz für mich: »… die Sache Krause seitwärts in den Arsch schieben, oder?«
»Ja, so ähnlich. Krause selbst ist mir nicht so wichtig, es
geht mir vor allem um diese verdammte Arbeitsgruppe, die er ins Leben gerufen hat. Was diese Leute machen, ist absolut nicht richtig. Sie kriegen mit ihrer Datenkorrelation keine Terroristen zu fassen; alles, was dabei rauskommt, sind Unterlagen, die man zur Erpressung nutzen kann.«
»Sie haben Recht, es ist nicht richtig, was da geschieht«, stimmte er zu. »Kriege ich diese CD?«
Ich nahm sie aus der Tasche und gab sie ihm. Er klappte den Deckel der Hülle auf und betrachtete sein Spiegelbild in der glitzernden Oberfläche der CD. Und sagte: »Wir beide sind nunmehr die mächtigsten Leute in dieser verdammten so genannten Hauptstadt der Welt. Sie und ich, und wir sitzen an einem Tisch in einem Hotelrestaurant und trinken Bier und Martini, und ich betrachte mein Spiegelbild auf einer CD …«
Mir fiel keine witzige Entgegnung ein, und so sagte ich recht einfältig: »Das macht Sie nachdenklich, hmmm?«
18
Nach einem weiteren Nachmittag und einer Nacht in Washington, zum Teil angefüllt mit langweiligem Herumstochern im Laptop, packte ich meine Sachen, checkte vorschriftsmäßig aus dem Hotel aus und nahm ein Taxi zum National Airport. Ich ging in den Terminal, verließ ihn kurz darauf wieder und nahm ein anderes Taxi zu einem Kaufhaus neben der Parkgarage, in der ich meinen Wagen abgestellt hatte. Ich ging durch das Kaufhaus zum Wagen, und zwei Minuten später war ich, unentwegt im Rückspiegel nach Verfolgern Ausschau haltend, auf dem Heimweg nach St. Paul.
Eine Autofahrt von Washington nach St. Paul erfordert zwei mörderische Tage – oder drei gemächliche. Ich entschied
mich für die Drei-Tage-Variante. Ich würde beim Fahren viel nachdenken können, und ich wollte Zeit haben, um eventuelle Einfälle am Computer auszuprobieren. Motels sind für so etwas gut geeignet: absolute Stille, bis auf gelegentliche Gespräche mit dem Motelportier. Ich ließ mein Handy eingeschaltet, hoffte, dass LuEllen sich inzwischen sicher genug fühlte, mich anzurufen. Das Telefon blieb jedoch still, während ich durch die Hügel und Berge Pennsylvanias rollte.
Um drei Uhr hielt ich an einem Supermarkt an, kaufte einen Sechserpack Diet Coke und quartierte mich dann in einem Ramada Inn an der I-76 südlich von Youngstown, Ohio, ein. Ich ließ mir ein Nichtraucherzimmer in der zweiten Etage geben und setzte mein Herumstochern im Computer fort.
Es führte zu nichts. Ich war so verzweifelt, dass ich die Tarotkarten hervorkramte und eine Serie von Bildern legte, die ihrerseits zu nichts führten.
Wie hatte Carp es angestellt? Das war die Frage, auf die ich eine Antwort finden musste. Wie hatte er die Entschlüsselungskodes gefunden? Ich streckte mich auf dem Bett aus,
Weitere Kostenlose Bücher