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Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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mancherlei interessante Dinge zu erkunden, und das würde sie davon abhalten, darüber nachzudenken, warum ich online mit ihr gegangen war.
    Zurück im Hotel beschäftigte ich mich sofort mit Bobbys Laptop. Die Schlüssel waren in derselben Reihenfolge angeordnet wie die Dateien, es machte also keine Schwierigkeiten, sie zu öffnen. Da saß ich nun an einem wackligen kleinen Moteltisch und blätterte das durch, was Bobby über die Jahre angesammelt hatte.
    Fünfundvierzig der fünfzig Dateien enthielten Dokumente über Themen, die Bobby besonders interessiert hatten – Biografien und Fotos hunderter Menschen, zusammen mit vertraulichen Stellungnahmen und Beurteilungen über viele dieser Leute, erstellt von Strafverfolgungsbehörden und Nachrichtendiensten. Aus reiner Neugier suchte und fand ich auch eine Akte über mich. Es war letztlich nicht mehr als die Standard-FBI-Akte mit Angaben zu meinem Militärdienst und meinen besonderen technischen Kenntnissen, dazu ein paar Randnotizen, unter anderem folgende: »Derzeitig als freier Künstler tätig …«
     
    Oh, dann aber die restlichen fünf Dateien …
    Sie waren der Schlüssel zum Computer-Himmelreich …
    Sie enthielten die Routings und Kodes, mit denen man in fast jede Computer-Datenbank auf dieser Erde gelangen konnte. Ich verzichte aus verständlichen Gründen darauf, das im Detail darzustellen, aber es war schlicht und einfach so: Bobby hatte Zugang zu fast allem, überall auf der Welt, was in
Computern steckt. Er war bereits als Telefonfreak in den Tagen von CP/M und des frühen DOS dabei gewesen, hatte mit Z80 und Commodore und anderen vorsintflutlichen Geräten herumhantiert … Er hatte die Finger bereits in den frühen Netzwerkcomputern gehabt, noch bevor jemand sich Gedanken über die Sicherheit bei vernetztem Online-Verkehr gemacht hatte; und er hatte überall Falltüren eingebaut und sich geheime Zugangsmöglichkeiten geschaffen.
    Und während das alles erweitert und geändert und fortentwickelt worden war, hatte er sich diesen Prozessen einfach angepasst.
    Natürlich gibt es einige wichtige Datenbanken, bei denen ihm der Zugang verschlossen blieb – Computer, die von jeder Telefonverbindung isoliert sind, oder solche, bei denen man akzeptieren muss, dass abzuspeichernde Informationen in Form von Papier oder Disketten übergeben werden und der Lieferant der Information sich persönlich von der Empfangsberechtigung des Computerbetreibers überzeugt und sich die Übergabe quittieren lässt.
    Aber das ist nur bei sehr wenigen Datenbanken der Fall. Das Procedere ist einfach zu unbequem und umständlich. Wenn der Direktor der CIA sich etwas auf seinem Desktop ansehen will, möchte er dazu ganz bestimmt nicht in den Keller marschieren. Er will direkten Zugriff darauf in seinem Büro haben. Und wenn er sich das Gewünschte dann auf seinem Desktop ranholte, konnte Bobby das ebenso tun. Weil Bobby überall seine Finger im Spiel hatte …
    Ich ging die Informationen in den letzten fünf Dateien durch, und zum Schluss fasste ich das alles zu drei Erkenntnissen zusammen:
    Erstens: Als Wayne Bob sich die Informationen auf der einen CD angesehen hatte, war er zu dem Schluss gekommen, wir beide seien jetzt die mächtigsten Männer in Washington.
Das mochte zutreffen, aber diese CD war nichts als Kinderkram im Vergleich zu Bobbys Laptop.
    Zweitens: Ich erkannte, dass ich jetzt der Unsichtbare Mann im Hintergrund mit einer unglaublichen Machtfülle war. Ich konnte in fast alle Datenbanken eindringen und mir fast alle Informationen verschaffen, die da gespeichert waren, und es sah so aus, als ob ich Leuten, die ich nicht besonders mochte, erheblichen Schaden zufügen konnte.
    Und drittens dachte ich: Du steckst in großen Schwierigkeiten, Kidd.
     
    Nach einigen Überlegungen transferierte ich die Verschlüsselungskodes auf meinen eigenen Laptop, sodass ich sie nicht jedes Mal über Rachels Laptop abrufen musste, wenn ich einen Blick in Bobbys geheime Dateien werfen wollte. Mein Laptop hatte eine Festplatte mit großer Speicherkapazität, und ich versteckte die Kodes in unbedeutenden Dateien. Falls die Feds mein Gerät allerdings in die Finger bekamen und wussten, wonach sie suchen sollten, würden sie die Schlüssel finden. Ich musste mir ein besseres Versteck aussuchen, sobald ich zu Hause war.
    Zu Hause … Was war, wenn Carp noch einmal bei Krause angerufen und ihm meinen Namen und das Kennzeichen meines Wagens verraten hatte und ein paar Gangstertypen in meinem

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