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Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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wegfressen. Zwei gelbe Hunde saßen im Schatten der Markise vor einem Eisenwarengeschäft und unternahmen nichts als den Versuch, am Leben zu bleiben.
    Marvel hatte im Wagen methodisch die Stadt durchstreift, Straße für Straße, und nach Rachel und Carps rotem Corolla Ausschau gehalten. Bisher erfolglos, wie sie John telefonisch mitgeteilt hatte. John seinerseits verständigte sie nun von unserem Kommen, als wir eine Meile vor der Stadt waren, und sie bog ein paar Sekunden vor uns in die kurze Zufahrt des Hauses ein.
    Marvel wartete, bis wir den Wagen abgestellt hatten, trat dann zu uns, sah mich an und fragte: »Was geht da vor sich, Kidd? Was ist passiert, dass es dazu kommen konnte?«

    »Es hängt mit den Geschehnissen zusammen, die zu Bobbys Tod und Carps Schuss auf John geführt haben«, antwortete ich. »Es hat sich rausgestellt, dass Bobbys Laptop sein Gewicht in Plutonium wert ist, und Carp ist versessen darauf, ihn zurückzubekommen.«
    »Dann gib ihn ihm«, sagte sie. »Und hol Rachel zurück.«
    »Wir werden Rachel aus seinen Klauen befreien«, sagte John hinter ihr. »Wir werden sie zurückkriegen, so oder so.«
    Marvel fuhr zu ihm herum, wurde wieder einmal von Zorn überwältigt, fauchte ihn an: »Du, Mr. Schuss-im-Arm-Oberbonzen-Geheimagent, solltest …«
    »Halt’s Maul!«, schnauzte John sie an, drehte sich um und ging ins Haus. Marvel zuckte zusammen, dann quollen Tränen aus ihren Augen. Ich hatte John noch nie in diesem Ton und in dieser barschen Ausdrucksweise mit ihr reden hören. Marvel hastete hinter John her, und ich blieb mit meiner Tasche voller Computer im Vorgarten zurück. Ich fühlte mich als größtes Arschloch dieser Welt, weil ich irgendwie an alldem schuld war …
     
    Die beiden brauchten nicht lange, um wieder gut miteinander zu sein und zum freundlichen alten Umgangston zurückzufinden – was nicht hieß, dass harte Diskussionen zu vermeiden waren. »Ruf die Cops an«, sagte Marvel. »Vier unserer Jungs sind bei der Polizei, auf die können wir uns verlassen. Wir setzen sie auf die Sache an …«
    Aber John schüttelte den Kopf. »Verstehst du denn nicht? Es ist alles ineinander verwoben. Wir dürfen keinem Menschen irgendetwas sagen, oder die ganze Sache fliegt auf. Ehe wir uns versehen, haben wir eine Ansammlung sturer Feds im Wohnzimmer. Wir können Rachel zurückkriegen, aber wir müssen es selbst in die Hand nehmen.«
    Niemand sagte: »Wenn sie noch am Leben ist.«

     
    John hatte mir auf der Fahrt von Greenville gesagt, dass die beiden Kinder über Nacht bei ihrer Großmutter blieben, vielleicht sogar zwei Nächte, damit wir genug Platz im Haus hätten. Ich hatte nicht gefragt, was genug Platz zu bedeuten hatte, da wir gleichzeitig über drei Dinge redeten, aber eine Stunde nach unserer Ankunft trafen zwei schwarze Männer im Haus ein. Sie waren nicht besonders groß oder kräftig, wirkten auch nicht voreingenommen gegen Weiße, aber man sah ihnen an, dass man einem Streit mit ihnen wohl besser aus dem Weg ging. Sie traten gewandt auf, lächelten freundlich, begrüßten John und mich fröhlich, umarmten Marvel und marschierten dann, als ob es schon Routine sei, in das Gästezimmer der Familie.
    Dreißig Minuten nach ihnen trafen zwei weitere Männer ein, ebenfalls Schwarze, und kurz vor Mitternacht noch einmal zwei. Man trank Bier, drei von ihnen, frühere Alkoholiker, begnügten sich mit Eiswasser und Coke, und man redete über unser gemeinsames Problem.
    »Er könnte mit dem Mädchen in einem Hotel am Highway nördlich oder südlich der Stadt abgestiegen sein.«
    »Ein dicker bärtiger Weißer und ein kleines schwarzes Mädchen? Ziemlich unwahrscheinlich; er will ja nicht auffallen, und Rachel ist clever, sie würde bei der ersten Gelegenheit wie am Spieß losschreien.«
    »… immer das gleiche Problem bei einem Kidnapping: Wie weit kann man sich beim Austausch – hier Mädchen gegen Laptop – gegenseitig trauen?«
    »Eine andere Frage ist, ob dieser Laptop es wert ist, die Sache so deichseln zu müssen, dass er uns erhalten bleibt.«
    »Es geht nicht nur um den Laptop, Mann. Es geht auch um den Mord an Bobby und die anderen Verbrechen, die der Mistkerl begangen hat.«
    »Das schafft klare Vorgaben.«

    »Die klarste Vorgabe ist, Rachel zu befreien.«
    »Das ist nicht das, was ich meinte …«
     
    Im Verlauf des Gesprächs berichtete ich ihnen von meiner letzten Begegnung mit Carp – als er mit dem Mountainbike losgeradelt war, um den Deal mit Krause zu

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