Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
Sicherungssysteme stoßen und einen Alarm auslösen.«
    »Vielleicht haben die großen Jungs eine neue Technologie eingesetzt, die nichts mit Computern zu tun hat?«
    »Und die dann irgendwie in die Hände eines irren Mistkerls fällt, der sie dazu benutzt, den großen Jungs die Butter vom Brot zu stehlen? Ich bitte dich, John …«
    »Ich weiß, ich weiß … Kannst du herkommen?«
    »Wenn es sein muss …«
    »Mein Gott, mach schon, komm her. Wir beide müssen nach Jackson fahren und mit diesem Freund von unserem Freund reden.«
    »O Mann …«
    »Keine andere Wahl.« Dann lachte er. »Ich sehe nur gerade dieses Rassistenvideo im TV. Man wird Mr. Bole dieses Videoband so tief in den Arsch stecken, dass er es wieder auskotzen muss.«
    »Einen Moment mal …« Ich wandte mich LuEllen zu, die auf dem Bettrand saß, und sagte ihr, was John vorgeschlagen hatte.
    Sie hob die Schultern. »Ich freue mich, Marvel und John zu treffen …«
    Ich nahm den Hörer wieder ans Ohr. »Okay, wir kommen«, sagte ich. »Ich rufe dich von unterwegs noch mal an.«
Wir hatten innerhalb einer halben Stunde unsere Sachen gepackt. Ich checkte noch schnell die E-Mail – keine Eingänge. Während LuEllen ihre letzten Sachen in eine Reisetasche schob, sagte sie: »Bevor du deine Aktentasche zumachst, solltest du schnell noch mal die Karten rausnehmen …«
    »Die Karten sind keine Hilfe für uns«, sagte ich.
    »Nur ein Versuch«, beharrte sie. »Für mich. Dass ich mir keine Sorgen zu machen brauche.«
    »Oder noch mehr Sorgen als vorher«, knurrte ich.
    »Komm, Mann, nur ein Versuch.«
    Es gibt ein Wort für das, was LuEllen sein kann, in Jiddisch oder Hebräisch-Russisch-Englisch oder was auch immer: Nudnik . Die beste Definition dafür, die ich je gehört habe, stammt von einem israelischen Archäologieprofessor: »Das ist eine Person, die in Gestalt eines Spechts auf deinem Kopf sitzt und unablässig auf deinen Schädel einhackt.«
     
    Ich holte also meine Tarotkarten aus der Aktentasche, ein Rider-Waite-Set. Ich bin nicht das, was man einen Wissenschaftler nennt – ich bin studierter Ingenieur -, aber ich habe mich mit der Philosophie der Wissenschaft beschäftigt, und ich glaube fest an wissenschaftliche Erkenntnisse. Das Tarot ist als System zur Vorhersage zukünftiger Entwicklungen als ähnlich abergläubischer Unsinn wie die Astrologie zu bewerten. Als ein Spiel zum Zeitvertreib ist es jedoch nützlich, und so setze ich es auch ein.
    Zum Beispiel: Wenn man gezwungen ist, sich mit einem komplizierten Problem zu beschäftigen, und gewisse Facetten des Problems noch unbekannt oder zunächst nicht fassbar sind, gehen wir auf der Grundlage früher gemachter Erfahrungen an das Problem heran. Aber nicht jedes Problem kann mithilfe früher gemachter Erfahrungen gelöst werden. Die Tarotkarten, als Spielsystem eingesetzt, führen einen von gemachten
Erfahrungen weg und ermutigen dazu, neue Wege zur Problemlösung einzuschlagen.
    Nehmen wir einmal an, man bekommt es mit einer komplizierten geschäftlichen Transaktion zu tun, und die oppositionelle Gruppe besteht aus sechs Personen, fünf Männern und einer Frau. Man legt die Tarotkarten und sieht vielerlei Anzeichen für einen starken weiblichen Einfluss.
    Das heißt natürlich nicht, dass das Tarot weiblichen Einfluss bei der Transaktion voraussagt - es regt einfach nur dazu an, sich zurückzulehnen und über die Frau auf der anderen Seite nachzudenken, die man ansonsten nur als weiblichen Funktionär wie die fünf Männer auch betrachten würde. Warum hat man sie hinzugezogen? Welche spezifischen Einflüsse könnten von ihr ausgehen? Gibt es einen Zugang zu dieser Frau, der bei der Transaktion von Vorteil sein könnte?
    Das hat nun überhaupt nichts mit übernatürlichen Dingen zu tun – es ist schlicht und einfach eine subtile Möglichkeit für den Menschen, ein Problem spielerisch anzugehen.
    LuEllen nimmt mir diese Haltung nicht ab. Sie glaubt, dass ich mit dem Tarot »die jenseits von uns liegende Welt« anzapfe. Sie bedrängte mich früher einmal, jeden Tag die Karten zu legen, und ich tat ihr den Gefallen, bis sie mich eines Tages bat, die Karten unter der Fragestellung zu legen, wie lange sie leben würde. Ich machte es. Ergebnis: bis zum vierundneunzigsten Lebensjahr.
    »Nicht schlecht«, sagte sie zufrieden.
    »Ja, aber diese Karte …« Ich tippte, glaube ich, auf den Turm. »… diese Karte da besagt, dass du die letzten fünfzig Jahre im Hochsicherungstrakt des

Weitere Kostenlose Bücher