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Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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du brauchst dir keine Gedanken zu machen, und ich auch nicht – aber trotzdem, ich möchte diesen verdammten Laptop in die Finger kriegen. John macht sich Sorgen wegen seiner Freunde, verstehst du … Bobby könnte ein paar Details über sie gesammelt haben.«
    »Politisches Zeug …«
    »Ja.« Wir hingen einen Moment unseren Gedanken nach. Dann sagte ich: »Weißt du, manchmal stößt man auf diese charismatischen Arschlöcher, auf solche rassistischen Prediger und bigotten Politiker, die zu clever sind, sich offiziell dem Klan oder den Nazis anzuschließen. Sie können schwere Schäden anrichten, besonders bei Kommunalwahlen oder bei Wahlen zum Elternbeirat an Schulen und so weiter. Manchmal kommt man dann auf seltsame Gedanken: Es müsste eine Möglichkeit geben, diese Typen aus dem Verkehr zu ziehen.
Ich habe mich schon immer gefragt, ob Johns Leute, vielleicht auch Bobby, den einen oder anderen dieser Bösewichte aus dem Weg geräumt haben. Ein für alle Mal.«
    »Du meinst … ermordet haben?«
    »Na ja, ›ermorden‹ ist ein hartes Wort.«
    »Ach du lieber Gott …«
     
    Wir hatten während der Fahrt auch Zeit, in Erinnerung an die sexuellen Episoden der vergangenen Nacht über unsere Schuldgefühle nachzudenken. LuEllen hatte eine enge Beziehung zu einem Mexikaner, einem Lehrer für modernen Tanz an der Universität von Duluth, gehabt. Sie hatte eine Vorliebe für Männer mit verträumten dunklen Augen … Aber sie hatte gesagt, sie betrachte diese Beziehung als rein temporär, wie sie alle Beziehungen als temporär zu betrachten schien, wohl auch die zu mir; sie hatte in dieser Hinsicht etwas von einer Katze an sich.
    Ich befand mich in einer anderen Situation. Obwohl Marcy die Beziehung zu mir abgebrochen hatte, war ich sicher, dass ich diesen Bruch heraufbeschworen hatte, und dann war ich geradewegs mit einer alten Flamme ins Bett gehüpft …
    Ich sagte das alles zu LuEllen, und sie ging freudig auf das Thema ein. Nach meiner Erfahrung sind Frauen geradezu versessen darauf, Beziehungen zu analysieren und zu sezieren. Auch ihre eigenen. Es entwickelte sich ein Gespräch, das sich durch unsere Beziehung sowie durch alle Verbindungen schlängelte, die wir seit unserem Kennenlernen eingegangen waren – und mit der Feststellung endete, dass wir beide anscheinend nicht wirklich zusammenkommen konnten.
    LuEllen argumentierte energisch gegen Schuldgefühle. Wir beide seien alte Freunde und hätten schon seit so langer Zeit hin und wieder Sex miteinander gehabt, dass diese Tatsache nicht als Untreue anderen gegenüber betrachtet werden könne.
Unser Sex sei eher wie eine freundschaftliche Umarmung, sagte sie. Ihre Aussagen klangen nach einem emotionalen Äquivalent zur Ersten Hilfe in der Medizin …
    »Das war ganz was anderes als eine freundschaftliche Umarmung«, sagte ich. »Du hast Töne von dir gegeben, die dem Bellen eines Hundes sehr nahe kamen. Und wenn jemand bellt wie ein Hund, kann man ziemlich sicher sein, dass er sich nicht gerade einer freundschaftlichen Umarmung hingibt.«
    »Ich habe nicht gebellt wie ein Hund«, protestierte sie wütend. »Weißt du, was du immer wieder machst? Du sagst in solchen Situationen oft Sachen, die spaßig sein sollen, um den Dingen ihre Bedeutung zu nehmen. Wenn du diese Frau wirklich geliebt hast, ist das ja aber eine verdammt bedeutungsvolle Sache … Auch wenn ich kaum verstehen kann, was du in dieser Frau gesehen hast, wo sie doch ein Cop ist und all das. Aber du hast schon vor sechs Monaten gewusst, dass sie sich ein Baby wünschte, und du hast gewusst, dass es wegen ihres Alters höchste Zeit dafür wurde, aber du hast sie in deinem permanenten Bestreben, die Milch zu kriegen, ohne die Kuh kaufen zu müssen, immer wieder hingehalten.«
    »Das ist eine abscheuliche Formulierung; ich wette, sie stammt aus den ländlichen Gegenden Wisconsins.«
    »Du machst es schon wieder – die Sache ins Lächerliche ziehen«, sagte sie vorwurfsvoll.
    »Ich habe sie nicht hingehalten«, beharrte ich, obwohl diese Formulierung eine Schuldsaite bei mir zum Klingen brachte. »Sie hat das Thema Baby nie angesprochen. Ich habe mir das nur gedacht, als ich sah, wie liebevoll sie mit Kindern umging.«
    »Doch, du hast sie hingehalten«, sagte LuEllen und schien sehr zufrieden mit sich zu sein. »Und das ist mein letztes Wort zu dieser Sache. Na ja. Vielleicht nicht das allerletzte …«
    Nudnik.

7
    Longstreet ist so grün, dass einem beim Hinsehen die Augen wehtun. Grün, feucht

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