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Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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wenn wir nur das eine oder das andere benutzen würden. Es ist immer besser, ein Ausweich-Schlupfloch zu haben.
    LuEllen checkte sich als Erste ein, brachte ihr Gepäck aufs Zimmer, kam dann zurück in die Tiefgarage des Hotels und nannte mir ihre Zimmernummer. Dann checkte ich mich ein, stellte eine meiner Reisetaschen in mein Zimmer, hängte ein Sportjackett in den Wandschrank, zerwühlte das Bett, hängte
das Schild »Bitte nicht stören« draußen an den Türknauf und schaffte dann den Rest meines Gepäcks in LuEllens Zimmer. Dort gab es ein großes französisches Bett, und der Raum war in Farben gestrichen, die man vergaß, sofern man sie nicht direkt anschaute. Wie fast überall heutzutage roch es auch hier nach Reinigungsmitteln.
    »So«, sagte LuEllen, zog den Vorhang ganz auf und sah nach draußen: Autos und Asphalt. Die Sonne stand noch über dem Horizont. »Was machen wir als Erstes? Gleich zu Carps Apartment fahren?«
    »Klingt logisch. Es auskundschaften jedenfalls. Aber erst schau’n wir uns mal Nachrichten an, okay?«
     
    Wir hatten wegen des Eincheckens den Anfang der Abendnachrichten verpasst, erfuhren aber doch noch, dass Senator David Johnson von Illinois bezichtigt wurde, seinen Einfluss geltend gemacht zu haben, um einen Autounfall zu vertuschen, den seine älteste Tochter in betrunkenem Zustand verursacht hatte. CNN bezog sich bei dieser Nachricht auf »die als Bobby bekannte Quelle«. Debra Johnson hatte im Stadtzentrum von Normal, Illinois, einen Radfahrer mittleren Alters angefahren. Der Mann hatte einen Bruch des Mittelhandknochens, Blutergüsse und Abschürfungen erlitten, und sein Fahrrad war nur noch Schrott.
    Debra Johnson war mit einer gebührenpflichtigen Verwarnung davongekommen, aber ursprünglich hatten die Cops Strafanzeige wegen Trunkenheit am Steuer gegen sie gestellt, nachdem ein Alkoholtest entsprechende Werte ergeben hatte. Man hatte sie nach dem Unfall zum nächsten Krankenhaus gebracht, da sie über Kopfschmerzen geklagt hatte, aber sie war nicht in Polizeigewahrsam genommen worden.
    Der Radfahrer hatte sich mit zwanzigtausend Dollar Schmerzensgeld zufrieden gegeben. Berichten zufolge
stammte das Geld aus Johnsons Wahlkampffonds und war demnach zweckentfremdet worden.
    Johnson hatte noch kein Statement abgegeben, aber die Aasgeier kreisten bereits über ihm. Ein Foto reicherte die Story an – das Foto einer betrunken wirkenden jungen Frau, die am Rand einer Straße in der Innenstadt zwischen einem Streifenwagen und einem Saturn-Laden steht.
    »Gottverdammt«, fluchte ich. »Er muss endlich damit aufhören!«
    »Er gießt Öl ins Feuer«, sagte LuEllen.
    Von der Johnson-Story ging CNN direkt zur Norwalk-Virus-Story in San Francisco über, die, wie der Sprecher sagte, »im Stil mit den anderen Meldungen aus der ›Quelle Bobby‹ übereinstimmt«.
    Laut CNN beabsichtigte der Staat Kalifornien, die Bundesregierung wegen des durch das Norwalk-Virus-Experiment verursachten Schadens auf einhundert Milliarden Dollar Schadenersatz zu verklagen. Das Geld solle für Erziehungsprogramme und zur Schließung von Lücken im Haushalt des Staates genutzt werden. Eine Rechtsanwaltskanzlei in San Francisco hatte auf ihrer Website bereits siebzigtausend Menschen als Klienten für eine Sammelklage gewonnen – mit der Begründung, das Virus habe irreparable Schäden an der Gesundheit dieser Menschen hervorgerufen, Geschäfte ruiniert, Touristen vertrieben, Bauprojekte zum Scheitern gebracht, Hunde und Katzen durch Überaktivierung der Sexualhormone zur Inzucht getrieben und es der Russischen Distel ermöglicht, das Ökosystem zu unterwandern. Die Kanzlei forderte ebenfalls einhundert Milliarden Dollar.
    Eine seriösere Studie der Universität Berkeley kam zu dem Schluss, vier Menschen in San Francisco seien an Komplikationen infolge einer Infektion durch das Norwalk-Virus gestorben. Weinende Angehörige aller vier Familien wurden
gezeigt, wobei die Kameras liebevoll und in Großaufnahme die über meist feiste Wangen rinnenden Tränen einfingen. Die Opfer waren angeblich allesamt die einzigen Ernährer der Familie gewesen.
    Die Bundesregierung behauptete inzwischen, das Experiment habe niemals stattgefunden, aber niemand glaubte ihr das. Es stand zu viel Geld auf dem Spiel.
    Im Rahmen einer Zusammenfassung der Bobby-Storys sagte der Sprecher, der Offizier der Special Forces, dem die Erschießung eines arabischen Gefangenen zur Last gelegt wurde, sei nach Washington verbracht worden und werde

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