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Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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von Mitgliedern der Militärgerichtsbarkeit verhört.
     
    Dann übergab der Sprecher an einen Medienspezialisten, der das Augenmerk in eine andere Richtung lenkte. »Die Fragen, die sich den Menschen aufdrängen, lauten doch zweifellos: ›Wer ist dieser Bobby, woher hat er die Informationen, die er der Öffentlichkeit präsentiert, und was bezweckt er damit?‹« Um den Rätseln auf die Spur zu kommen, interviewte er zwei Kongressabgeordnete, die erst vor kurzem gewählt worden waren und vermutlich noch wenig Dreck am Stecken hatten, zwei PR-Medienberater und den Bürgermeister von San Francisco.
    Nach dem ganzen Geschwafel, das diese Leute von sich gaben, stand die Antwort auf die Fragen fest: Man hatte keine Ahnung, wer Bobby war, woher er seine Informationen bezog und was er mit der Veröffentlichung bezweckte. Einer der PR-Typen vermutete, Bobby sei ein Hacker und beziehe seine Informationen aus Datenbanken von Regierungsbehörden; er agiere wahrscheinlich nicht allein, sondern habe eine Hackergruppe mit der Bezeichnung »A1-Kode-a« um sich geschart.
    »Das ist schlecht«, sagte ich.
    »Carp hat eine noch kürzere Lebenserwartung als Bobby«,
sagte LuEllen. »Wenn wir ihn nicht bald erwischen, gelingt das anderen.«
     
    Carps Apartment lag im District of Columbia, zwei Meilen nördlich des Weißen Hauses, an der Clay Street zwischen der vierzehnten und der fünfzehnten Straße, direkt am Meridian Hill Park. Das Gebäude war ein scheußliches braunes Backstein-Wrack mit fünf Stockwerken; wir umrundeten es erst einmal und stellten fest, dass die Mieter auf der Rückseite ihre Wäsche auf den Balkonen zum Trocknen aufgehängt hatten. Die ganze Umgebung machte einen heruntergekommenen Eindruck. Und die Leute auf den Straßen veranlassten einen dazu, immer mal wieder über die Schulter zu schauen: herumschlendernde junge Typen mit den Händen in den Taschen, darauf bedacht, sich stets ein cooles Hip-Hop-Flair zu geben; Gruppen von Skatern; ein Drogenhändler, dessen Blick mich erwartungsvoll streifte; Frauen in der Kleidung von Sekretärinnen bei Regierungsbehörden, die dahinhasteten, als würden sie von einem kaltem Rückenwind vorangetrieben, die Schultern und Köpfe gesenkt; Gassen voller herumlungernder Menschen; Müll auf den Straßen und Gehwegen; und überall Grafitti …
    Neben dem Apartmentgebäude ragte der Hügel des Meridian Park auf. Von oben ergoss sich ein Wasserfall über eine Serie hübscher Treppen den Südhang hinunter. Am Fuß des Hügels verlief die vierzehnte Straße mit einem schlichten Einkaufszentrum – Kleidergeschäfte, ein Pizza-Laden, ein kleines Restaurant, die Zweigstelle einer Bank und ähnliche Einrichtungen. Es herrschte genug Verkehr auf der Straße, sodass wir nicht auffielen, als wir an Carps Apartmentgebäude vorbeirollten. An den Straßenrändern waren dicht an dicht Autos abgestellt, meist alte und verbeulte Blechkisten. Kein Corolla darunter.

    Den Telefonrechnungen hatten wir entnommen, dass Carps Apartment im fünften Stock lag, im obersten also. Als wir auf der vierzehnten Straße den Fuß des Hügels erreichten, setzte auf der anderen Straßenseite ein alternder Ford Explorer rückwärts aus seinem Parkplatz, und ich drängte mich durch den Gegenverkehr und besetzte die Lücke.
    Wir waren jetzt rund siebzig Meter vom Eingang des Apartmentgebäudes entfernt, standen vor einem Laden, der entweder »Beschädigte Waren aus havarierten Frachten« oder »Markenwaren aus Überschussbeständen« anbot, vielleicht auch beides. Wir blieben im Wagen sitzen und beobachteten die Umgebung, beschäftigten uns dann mit einem Kreuzworträtsel aus der New York Times , blieben aber gleich an einem Acht-Buchstaben-Wort quer durch die Mitte hängen.
    Wir blieben zwei Stunden im Wagen sitzen, sahen die Sonne untergehen, arbeiteten immer noch an dem Kreuzworträtsel, bis die Straßenlaternen angeschaltet wurden.
    »Wir sollten wohl besser mal darüber nachdenken, wie wir vorgehen wollen«, sagte ich.
    »Schsch«, zischte LuEllen. »Guck dir die zwei Typen an!«
    Zwei Männer kamen die Straße herauf, gingen auf den Eingang des Apartmentgebäudes zu. Sie waren im schwindenden Tageslicht nicht deutlich zu erkennen, aber einer war schwarz, der andere weiß.
    »Die Männer von Carps Wohnwagen?«, flüsterte ich, obwohl kein Mensch in unserer Nähe war.
    »Ja, sieht so aus«, meinte LuEllen. »Von der äußeren Erscheinung her sind sie’s. Sie sind ihm auf den Fersen, wie wir.« Die beiden

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