Todesspiel
erzielt.
Sein Schlusswort:
Okay. Melde mich in sechs Stunden.
»Fahren wir tatsächlich nach Washington?«, fragte LuEllen.
»Das sage ich dir gleich. Zuerst mache ich noch eine kleine Überprüfung zu diesen Lemon-Informationen.«
Ich ging wieder online, schaute in ein paar Datenbanken und stieß auf eine – sehr hohe – Telefonrechnung, die Carp an die Adresse in der Clay Street in Washington zugestellt worden war. »Da haben wir’s«, sagte ich.
»Also gehen wir nach …«
»Alles spricht dafür. Carp fährt in diese Richtung, Lemon sagt, er habe dort ein Apartment, und das sagt auch die Telefongesellschaft AT&T. Und da ist ja auch noch die Sache mit dieser ominösen Arbeitsgruppe. Dort in Washington wird irgendwas passieren, denke ich.« Dann legte ich ihr den Arm um die Schultern. »Aber das, was da so alles passieren könnte, wäre wohl ein wenig fremdartig für ein einfaches kleines Einbrechermädchen«, sagte ich.
»Nix da, ich bleibe noch ein Weilchen dabei. Dieser Carp-Typ geht mir langsam gewaltig auf den Keks.«
Zurück in Longstreet erfuhren wir, dass John aus dem Team ausschied, wie wir es erwartet hatten. Marvel sagte mit vor der Brust gekreuzten Armen: »Ich muss jetzt ein Machtwort sprechen. Wenn John bei euren Aktionen ums Leben kommt, muss ich mir eine zusätzliche Arbeit suchen, um die Kinder ernähren zu können. Dazu müsste ich von hier weggehen, und unser ganzes politisches Longstreet-Projekt ginge den Bach runter. Deshalb sage ich mit Nachdruck: Nein und nochmals nein!«
John schaute verlegen drein – einerseits wollte er nicht als
Pantoffelheld dastehen, andererseits wusste er, dass seine Frau Recht hatte. Und ich konnte keine Gründe anführen, die sein Mitkommen gerechtfertigt hätten. »Es wird jetzt vor allem um Computerdinge gehen«, sagte ich. »Wenn wir eine Leiche beiseite zu schaffen haben, rufe ich dich an.«
»Mach das«, sagte er. Aber ich glaube, er wäre gern mit uns gekommen.
Wir brachen am nächsten Morgen nach Washington auf. Mit dem Wagen, denn das ist die einzige Möglichkeit, bei einer Reise in den Vereinigten Staaten anonym zu bleiben. Bei Reisen mit allen anderen Verkehrsmitteln wird man in irgendeiner Datenbank verewigt.
Selbst bei Autoreisen muss man aufpassen, die Anonymität zu wahren: Wenn man bei Übernachtungen oder beim Tanken mit legalen Kreditkarten bezahlt, wenn man Tempolimits überschreitet und einen Strafzettel kriegt, wenn man sein Mobiltelefon benutzt – man landet in einem Computer, und zwar mit den exakten Daten über den Ort und die Uhrzeit. Ich habe festgestellt – und jeder andere kann es ja selbst einmal ausprobieren -, dass man beim Verlassen des Parkhauses am internationalen Flughafen von Minneapolis/St. Paul an der Kasse eine Quittung erhält, auf der das Kennzeichen des Wagens vermerkt ist. Es wird innerhalb der wenigen Sekunden, die man für die Anfahrt zur Kasse braucht, irgendwo unterwegs elektronisch erfasst.
Sowohl LuEllen als auch ich hatten uns verschiedene Alter Egos zugelegt, wobei jedes von ihnen über eigene Kreditkarten verfügte, deren Konten stets gut gefüllt waren, und wir benutzten eine Karte von LuEllen zur Bezahlung des einzigen Motelaufenthaltes auf der Reise nach Norden. Die Schaffung eines Alter Ego ist so etwas wie Identitätsdiebstahl, jedoch nur theoretisch. Man bastelt mit allen notwendigen, bestens
gefälschten Dokumenten das Leben eines nicht existierenden Menschen zusammen, statt sich in die Identität eines anderen Menschen einzuschleichen. Es macht richtig Spaß, aber man muss dabei natürlich äußerst penibel und vorsichtig vorgehen.
Die Reise, neunhundert Meilen oder so, einschließlich der unausweichlichen Abstecher zu netten Restaurants, um nicht auf das Fast Food der Raststätten angewiesen zu sein, verlief recht angenehm. Wir legten sie innerhalb eines nicht einmal allzu langen Tages zurück, zunächst auf der I-40 hinüber zur I-81, bei schönstem Sommerwetter, an den Appalachen und den Shenandoah-Bergen entlang, dann über die I-66 zum Stadtrand von Washington.
Wir quartierten uns in einem gemütlichen Motel ein, wo ich online ging und eine Nachricht von Lemon vorfand:
Aus Carps Apartment in Washington sind gestern Abend und heute Morgen sechs Anrufe geführt worden.
Ich reagierte:
Fast am Ziel angelangt. Brauche umgehend Informationen über jede neue Entwicklung.
Am nächsten Tag stiegen wir in einem Holiday Inn in Arlington ab, checkten uns in getrennte Zimmer ein, auch
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