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Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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hatte.
    Ein alter weißer Mann kam aus dem Eingang des Apartmentgebäudes und deutete mit zitterndem Zeigefinger auf den über den Hügelkamm verschwindenden Carp. »Da läuft er! Da läuft er!« Aber es war niemand da, der ihn hörte, und niemand verfolgte den Mörder.
    »Nicht laufen!«, warnte LuEllen. »Nicht laufen, einfach nur weggehen.«
    »Wer waren diese beiden Männer?«, fragte ich.
    »Ich weiß es nicht, aber ich wette, dass Carp meinte, sie zu kennen. Ich wette, er meinte, sie wären John und du.«
    »Wirklich?«
    »Ein Weißer und ein Schwarzer, die auf ihn losgehen, wie John und du an dem Wohnwagen und in Rachels Wohnung …«
    »Aber er weiß doch, dass er John niedergeschossen hat.«
    »Er weiß es nicht mit Sicherheit . Er weiß nur, dass er einen Schuss auf ihn abgegeben hat, aber er rannte ja schon weg, ehe John zu Boden ging.« Wir hörten jetzt Polizeisirenen in der Ferne, und LuEllen drängte mich zur Straßenecke. »Die Cops. Geh ein bisschen schneller. Sie suchen Zeugen, und ein paar Leute haben uns gesehen …«

     
    Wir überquerten die vierzehnte Straße, stiegen in den Wagen, und ich fuhr langsam los, nach Norden. Ein paar Blocks weiter bog ich in die fünfzehnte Straße ein und fuhr sie hinunter, am Meridian Park vorbei. Wir konnten jetzt seitlich nach unten auf die Clay Street und das Apartmentgebäude schauen; zwei hell glitzernde Streifenwagen des District of Columbia kamen angerast. Noch war kein Krankenwagen in Sicht, aber in der Ferne zerschnitten weitere jaulende Sirenen die Luft.
    LuEllen sagte: »Wenn das so weitergeht, könnte ich versucht sein, mir einen Hamburger-Helfer zu genehmigen.«
    »Nein, verdammt!«, fauchte ich. Hamburger-Helfer ist LuEllens Chiffre für Kokain. Sie hat die Nase in diesem Zeug, seit ich sie kenne, und ich hatte es inzwischen aufgegeben, sie davon abzubringen. Aber ich hasse dieses Scheißzeug. Wenn unsere Zivilisation eines Tages untergeht, wird es auf den verdammten Drogen-Affen auf unseren Schultern zurückzuführen sein.
    »Kann ja aber sein, dass ich’s brauche.«
    »Dann verschwinde doch nach Hause«, knurrte ich. »Besser, du bist mir nicht im Weg, als bei mir mit diesem Scheißdreck in der Nase.«
    »Wirklich?«
    »Das Zeug bringt dich noch um«, sagte ich, ohne ihre Frage zu beantworten. Ich wollte unbedingt, dass sie bei mir blieb.

11
    Angst und Entsetzen und unsäglicher Ekel – das waren die Gefühle, die uns packten, als die Exekution, die wir hatten mit ansehen müssen, voll in unser Bewusstsein vorgedrungen
war. LuEllen begann, sich diese Gefühle von der Seele zu fauchen: »Dieser verdammte Dreckskerl, diese gefühllose Drecksau! Er hat den Mann erschossen, einfach so, als ob das eine Routinesache wär’… Der Mann lag wehrlos auf der Straße, und Carp geht hin und ballert ihm eine Kugel in den Kopf … Dieser verdammte Dreckskerl!«
    Ich murmelte immer wieder nur vor mich hin: »Ich versteh’ das nicht, ich kann das nicht verstehen …«
    »Der Mann lag hilflos da. Hast du’s gesehen? Mit dem Gesicht nach unten auf dem Pflaster. Carp hatte schon im Haus auf ihn geschossen, der Mann war schwer verletzt, und Carp geht lässig zu ihm hin und exekutiert ihn. Peng …«
    Unter diesem wirren, hilflos-wütenden Gestammel legten wir den Rest der Strecke zum Hotel zurück, und dort setzten wir uns vor den Fernseher und schauten CNN, immer wieder einmal unterbrochen von einem wütenden »Verdammter Dreckskerl!«.
    Am späteren Abend, immer noch unter Schock, machten wir uns auf die Suche nach einer neuen Wi-Fi-Verbindung. Wir brauchten nicht weit zu fahren: Washington ist, wie man es nennen könnte, »eine Stadt, reich an Gelegenheiten«. Wir stießen in Rosslyn, noch in der Nähe des Hotels, auf ein neues großes Backstein-Bürogebäude, empfingen ein starkes Funksignal, parkten am Straßenrand, und ich stellte die Verbindung zu meiner FBI-Quelle her, öffnete die Jackson-Datei.
    Die Feds suchten nach einem Mann namens Stanley Clanton, den man aus dem Ku-Klux-Klan rausgeworfen hatte, weil er zu irren Handlungen tendierte. Er hatte Freunden erzählt, er habe zur Zeit der Ermordung Bobbys »einen Reifen gerollt«, was im Slang der beknackten Rassisten anscheinend »einen Angriff auf einen Schwarzen ausführen« bedeutet.
    »Sie hat es nicht weitergegeben«, sagte LuEllen erstaunt.
»Welsh hat den Feds nichts von Bobby gesagt. Und die Feds jagen jetzt hinter irgendeinem Idioten her.«
    »O Mann«, stöhnte ich. »Wenn sie diesen Mann

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