Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
kleine Show daraus, sie zusammenzurollen. Sie zog die Füße auf die Bank, schien es sich bequem zu machen, während ich zum Papierkorb ging. Ich warf unsere Tüten hinein, tat so, als ob ich etwas Interessantes entdeckt hätte, winkte LuEllen zu mir.
    Sie stand auf und kam langsam auf mich zu. Ich sah ihr entgegen – und an ihr vorbei in den Park hinein. Der Mann mit dem Fernglas war verschwunden. »Wir sollten uns jetzt besser beeilen«, sagte ich, als sie bei mir angekommen war. »Er ist nicht mehr zu sehen.«
    Sie nickte, und wir gingen ein kleines Stück auf den Park zu, dann machten wir kehrt, und ich sagte »Yadda yadda yadda« zu LuEllen und sie dasselbe zu mir, als ob wir in ein Streitgespräch vertieft wären, aber wir konnten den Mann mit
dem Fernglas nirgends entdecken. »Okay«, sagte ich. »Zeit für eine schnellere Bewegungsart …«
    Sie nickte, und wir machten wieder kehrt und joggten los, den Gehweg hinunter auf die Straßenecke zu, von der aus wir noch einen Block bis zum Wagen zurückzulegen hatten. An der Querstraße schaute ich zurück zum Park, sah zunächst nichts von einem Mann mit Fernglas – dann aber kam Carp aus einem Gebüsch knapp siebzig Meter hinter uns gestürzt, lief auf uns zu, für einen übergewichtigen Mann recht schnell; ein Fernglas baumelte von seinem Hals, und er hatte eine Waffe in der Hand.
    »Er kommt!«, sagte ich. »Es ist Carp, und er hat eine Waffe!« LuEllen sah kurz zurück, dann rannten wir los. Zwischen Carp und uns lag etwa dieselbe Entfernung wie zwischen uns und unserem Wagen. Carp streifte mit der Hüfte einen am Straßenrand abgestellten Cadillac, wie ich über die Schulter sah, und ich keuchte LuEllen zu: »Kurz vor dem Wagen machen wir langsamer, schlüpfen rein und fahren sofort los.« Ich zog den Wagenschlüssel aus der Hosentasche und drückte ihn ihr in die Hand. »Du fährst. Wenn er auf uns schießt, schieße ich zurück und halte ihn uns vom Pelz.«
    Sie sagte nichts; es wäre auch reine Zeitverschwendung gewesen. Sie lief zwischen zwei geparkten Wagen hindurch vom Gehweg auf die Straße, dann weiter, auf die Fahrerseite unseres Wagens zu. Carp kam um die Ecke des Schnellrestaurants gerannt, als wir noch zwanzig Meter zum Wagen vor uns hatten. Dann erreichte LuEllen das Ziel, sprang in den Wagen, und ich riss mit der linken Hand die Beifahrertür auf, zog mit der rechten den Revolver aus der Jackentasche, und LuEllen rief: »Komm rein, schnell!« Carp, jetzt noch rund vierzig Meter entfernt, wechselte zum Schritttempo, hob die Waffe, schoss auf mich.
    Ich hörte nichts von einem vorbeisausenden Geschoss –
man kann das sirrende Pfeifen hören, wenn man weit genug vom Detonationsknall der Waffe entfernt ist. Aber das auch nur, wenn man nicht von etwas anderem abgelenkt wird, zum Beispiel davon, dass man zurückschießt. Und das tat ich, ohne Hast. Ich zielte auf einen Baum neben Carp. Weiter unten auf der Straße, hinter Carp, sah ich einige Leute, und auch wenn ich nicht glaubte, dass die Reichweite des 38ers so groß war, wollte ich doch keine alte Lady oder ihren Hund treffen.
    Ich gab vier Schüsse ab, und Carp stellte das Schießen plötzlich ein, starrte auf seine Waffe, dann zu mir herüber. Ich machte einen Schritt auf ihn zu, und er drehte sich um, lief weg, verschwand hinter der Straßenecke.
    Ich sprang in den Wagen, rief: »Los!« LuEllen fuhr aus der Parklücke und die Straße hinunter, die ersten hundert Meter bis zur nächsten Ecke recht schnell, dann langsamer um die Ecke, und von da an waren wir nur noch ganz normale Verkehrsteilnehmer. Beim Losfahren hatte ich noch einmal nach hinten geschaut – nichts mehr von Carp zu sehen.
    »Du hast auf ihn geschossen«, sagte LuEllen mit der ruhigsten Stimme, die sie verfügbar hat, und das macht sie immer nur dann, wenn sie extrem aufgeregt ist.
    »Nein, nicht direkt. Ich habe eine Ulme erschossen. Carp darf ich ja nicht erschießen, solange wir den Laptop nicht haben. Aber meine Ballerei hat ihn in die Flucht geschlagen.«
    »Alles okay mit dir?«
    »Nichts passiert«, antwortete ich. »Er hat seine Waffe auf mich leer geschossen. Sechs Schüsse wahrscheinlich. Es war durchaus was anderes, als wenn man als Kind im Keller mit Holzpistolen spielt.«
    »Mein Gott …«
    »Er war einfach noch zu weit weg von mir«, sagte ich. »Und zu aufgeregt und zu zittrig vom Laufen. Ich habe mich
bemüht, den Ulmenstamm zu treffen, aber ich habe auch gezittert wie Espenlaub.«
    »Du zitterst immer noch

Weitere Kostenlose Bücher