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Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.Scott Reiss
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urplötzlich war ihre Erschöpfung wie weggeblasen.
    »Seine Tochter?«
    Der Anwalt geriet immer mehr aus dem Häuschen. »Mein Sohn ist in den Laden einkaufen gegangen, und sie ist bei uns zu Hause geblieben. Als er zurückkam, stand die Tür offen, und sie war weg! Die Polizei unternimmt nichts. Die erzählen mir irgendeinen Blödsinn, von wegen sie sei abgehauen! Sie ist ein gutes Mädchen! Sie ist erst fünfzehn! Ich kenne Estrella, und ich sage Ihnen, irgendetwas ist ihr zugestoßen! Hat jemand von der Immigrationsbehörde sie abgeholt? Oder Kollegen von Ihnen?«
    Christa lief ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter, als sie an Nestors Mann im Verhörzimmer dachte, der sich zu Rubens hinuntergebeugt und ihm etwas zugeflüstert hatte. Gleichzeitig hatte er Rubens etwas gezeigt und dafür gesorgt, dass sie seine Lippenbewegungen nicht sehen konnte. Dann war Rubens zusammengebrochen. Und später hatte Rubens sie mit einem gequälten Gesichtsausdruck gefragt, ob sie Kinder habe.
    »Ich weiß nichts von einer Tochter«, erwiderte sie.
    »Er wird unrechtmäßig hier festgehalten! Kapieren Sie das denn nicht? Er wollte, dass die Polizei zu dem Park kommt. Er ist Polizist! Wie Sie!«
    »Okay, gehen wir zu ihm!«
    Kostos stand auf und sagte verächtlich: »Wer hat denn etwas von ›wir‹ gesagt. Ich gehe allein zu ihm.«
    »Noch sind Sie nicht sein Anwalt, Mister Kostos«, fuhr sie ihn an. »Sollte er Sie akzeptieren, lasse ich Sie beide allein.«
    »Rubens, um Himmels willen, sag doch etwas«, drängte der Anwalt.
    Diesmal bin ich wenigstens dabei, dachte Christa.
    »Rubens, sieh mich an. Was haben die mit dir gemacht? Sag ihr, dass ich dein Anwalt bin, dann können wir unter vier Augen reden. Es gibt Dinge, die du wissen musst.«
    Es war warm in der Zelle. Rubens war der einzige Insasse an diesem Ende des Gangs. Christa musterte seinen versteinerten Gesichtsausdruck, suchte nach einem Zucken oder einem Stirnrunzeln, nach irgendeiner Regung.
    »Rubens, Estrella war …«
    Rubens drehte sich abrupt um und hob abwehrend die Hand. Plötzlich war sein Gesichtsausdruck energisch. Mit einem warnenden Blick sagte er wütend: »Schluss, Tommy, geh jetzt.«
    Der Anwalt stürmte an Christa vorbei aus der Zelle.
    »Was ist mit ihm passiert?«, wollte er wissen.
    »Er ist mehr als nur ein Mandant, nicht wahr? Er ist Ihr Freund.«
    »Was zum Teufel haben Sie mit ihm angestellt?«
    »Er ist Ihr Freund, stimmt’s?«
    »Da haben Sie verdammt recht, er ist mein Freund. Und was auch immer Sie ihm angetan haben, ich werde es herausfinden. Ihr Leute macht mich ganz krank. Ihr glaubt, ihr seid immun gegen Schmerzen, weil ihr Polizisten seid. Sie werden noch die Erfahrung machen, dass Sie genauso haftbar gemacht werden können wie jeder andere auch. Diese Hämatome in seinem Gesicht …«
    »Er war im Park in einen Kampf verwickelt.«
    »Ein Kampf – dass ich nicht lache.«
    »Hier hat ihn niemand angerührt«, sagte sie. »Ich habe ihn vernommen, und er war bereit zu reden. Tatsächlich hat er dieselbe Geschichte erzählt wie Sie. Dann kam jemand von Nestor her, hat etwas zu ihm gesagt, und seitdem ist er so, wie Sie ihn gerade erlebt haben.«
    Der Anwalt, der den Gang hinuntereilte, blieb abrupt stehen und drehte sich zu ihr um. »Was hat der Mann zu ihm gesagt?«, fragte Kostos.
    »Das weiß ich nicht«, antwortete sie, fasziniert von dem Gespräch. »Es war ein Mann vom Sicherheitsdienst. Er hatte eine Genehmigung aus Washington. Er meinte, er kenne Rubens und komme aus demselben Ort. Cizinio DelGuardo. Sagt Ihnen der Name etwas?«
    Alle Farbe wich plötzlich aus dem Gesicht des Anwalts.
    »Cizinio?«
    »Sie kennen ihn also?«
    »Er ist in New York ? Ich dachte, die Polizei oder die Immigrationsbehörde hätte Estrella abgeholt. Aber wenn er sie in seiner Gewalt hat …«
    »Ich möchte Ihrem Freund helfen.«
    Kostos wirkte innerlich zerrissen. »Ja«, sagte er, »Sie wollten ihm so sehr helfen, dass Sie einem Killer Zutritt zu ihm gewährt haben. Und ich bin sein Anwalt, kann aber nicht mit ihm reden, ohne dass Sie danebenstehen.«
    Vom anderen Ende des Gangs her unterbrach sie eine wütende Männerstimme:
    »Was tun Sie hier, Christa? Wer ist dieser Mann?«
    Sebastian Walsh humpelte ihnen entgegen.
    Es war inzwischen vier Uhr morgens.
    Ich bin hergekommen, weil Sie mich auf die Palme gebracht haben. Und weil aus Washington eine Beschwerde über Sie eingegangen ist.«
    Walsh und sie saßen auf abgenutzten Sesseln in einem kleinen

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