Todesspiel
herauszufinden, ob wir hereingelegt werden sollen, Sir.«
Er betrachtete sie nachdenklich. »Wie genau sieht Ihr Plan aus?«
Sie erklärte ihm, dass Rubens, wenn sie den üblichen Verfahrensweg einschlugen und weiterermittelten, einfach abgeholt werden würde. Ihr einziger Zeuge wäre weg. Ihnen bleibe nicht die Zeit, den normalen Weg zu nehmen, sagte sie und legte ihm dar, was sie versuchen wollte.
Walsh seufzte: »Ich fasse es selbst nicht, dass ich mir das überhaupt anhöre. Ich wette, Sie könnten jeden zu allem überreden.«
Und dann fügte er hinzu: »Warum lachen Sie?«
»Bei dem Mann, der mir am wichtigsten ist, gelingt mir das leider gar nicht. Bei meinem Ehemann.«
»Vielleicht lieben Sie ihn ja genau deshalb.«
»Warum lieben wir nicht die einfachen Dinge, Chef?«
»Da fragen Sie den Falschen, Christa. Also riskieren wir unseren Hals. Ich hoffe, Lemos ist es wert.«
»Wir sind es wert«, erwiderte sie.
18
Kurz vor der Morgendämmerung hatte der Regen endlich ganz aufgehört, und der Tag war strahlend und sonnig. Das Haus befand sich auf Long Island, eineinhalb Stunden entfernt von Manhattan, wenn man die Stunden nicht zählte, die sie darauf verwendet hatten, unterwegs all ihre Spuren zu verwischen. Ein langer Schotterweg führte durch einen Krüppelkiefernwald zu der Lichtung, auf der das Haus stand. Auf der einen Seite der Lichtung erstreckten sich Salzsümpfe und auf der anderen befand sich eine halbmondförmige blaue Bucht.
Am verschlossenen Tor hing ein verrostetes Schild mit der Aufschrift: »Vorsicht! Dobermänner«. Rubens hatte jedoch bisher keine Hunde bemerkt. Feuchte Kiefernnadeln bedeckten den Weg. In der Luft lag ein Geruch nach Sumpf und Harz. Das hintere Fenster des Zivilfahrzeugs war einen Spaltbreit geöffnet. Ein Metallgitter sperrte ihn auf dem Rücksitz des Impala ein, dessen Motor jedes Mal aufheulte, wenn sie beschleunigten oder in ein Schlagloch fuhren.
»Wir sind da, Rubens«, sagte Christa Salazar.
Sein Blick fiel auf einen windschiefen Bungalow. Graue Holzschindeln. Eine kleine weiße Veranda, von der die Farbe abblätterte. Fernsehantenne auf dem Dach. Das Haus stand auf einem Fundament aus Hohlblocksteinen, das mit einem hölzernen Gitterwerk verkleidet war und vermutlich eine Art Kriechkeller verbarg. Die Fensterläden waren geschlossen, die Eingangstür mit einem Vorhängeschloss gesichert. Alles sah nach einem verfallenen Ferienhaus aus.
»Mögen Sie das Meer, Rubens?«
»Bist du sicher, dass er sprechen kann?«, fragte der Fahrer Christa. Er hatte das kurze Haar und die gepflegte Erscheinung eines Polizisten außer Dienst. Der Griff seiner Beretta lugte aus dem Schulterhalfter, das er über eine bunte Guayabera mit Blumenmuster geschnallt hatte.
Warum antworten, dachte Rubens. Es spielte keine Rolle, wohin sie ihn brachten, um Cizinio zu treffen. Er hatte sich in allem geirrt seit der Nacht, in der Rosa gestorben war. Es war falsch gewesen, auf den Gouverneur zu hören. Falsch, der Frau des Gouverneurs Informationen zukommen zu lassen. Falsch, den Bandeirante stehen zu lassen, um Cizinio glauben zu machen, er befände sich im Haus. Und es war falsch gewesen, nachdem er in New York eingetroffen war, nicht einfach nur ein guter Vater zu sein und Estrella in Sicherheit großzuziehen.
Als der Wagen anhielt, telefonierte Christa auf ihrem Handy und sprach mit jemandem namens Jared. »Wie war es bei Nestor zu Hause?«
Rubens interessierte das alles nicht mehr, aber das Gespräch war nicht zu überhören. Salazar hatte die Lautstärke erhöht und lehnte sich zurück gegen das Gitternetz, so als wollte sie, dass er mithörte.
Jareds blecherne Stimme berichtete: »Nestor hatte seinen Anwalt zu sich bestellt. Er hat behauptet, Rubens hätte seine Frau bedroht und Geld gefordert.«
Rubens sah auf der einen Seite hohe Binsenschneiden, einen schmalen weißen Sandstrand und ein Gerüst, auf dem ein umgedrehter Kajak lag. Draußen in der Bucht kreuzte ein einzelnes Segelboot. Jetzt am Spätnachmittag herrschte Windstille nach dem Unwetter. Drei kreischende Möwen flogen vorüber.
Der Mann namens Jared sagte: »Ich habe ihn auf De’Arte und den Bericht angesprochen, wie du es wolltest. Habe angedeutet, dass Rubens Schmiergelder erwähnt hat. Dass er zwei Lügendetektortests bestanden hat. Ich habe ihn gefragt, in welchem Verhältnis er zu John Adams Evans stand.«
Rubens richtete sich etwas mehr auf. Was hatte das zu bedeuten?
»Und wie hat er darauf
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