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Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.Scott Reiss
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grelles weißes Licht, das ihm wie eine Lanze ins Auge stach.
    »Hubschrauber«, rief eine Stimme. Es war Walsh. Er war hinter dem SUV hervorgekommen, um ihm zu Hilfe zu eilen.
    Der Lautsprecher plärrte: »Lassen Sie die Waffen fallen!«
    Mit einem Mal war die Schießerei vorbei. In der plötzlichen Stille hörte Rubens die Brandung hinter dem Haus. Er packte den Verwundeten an seinem schwarzen Pullover und presste ihm ein Knie auf die Brust, so dass er aufstöhnte. Rubens interessierte sich nur für eines. Er schüttelte den Mann.
    »Meine Tochter! Estrella! Wo ist sie?«
    Cizinio floh unverletzt durch den Sumpf.
    Er kämpfte sich in Richtung Westen durch den tiefen Morast, benutzte die Sterne als Wegweiser, die ungewohnten Konstellationen in diesem kalten Land im Norden. Er arbeitete sich durch hohes Schilf. Ein Chor quakender Frösche verstummte, als er vorüberkam. Ein größeres Tier, ein Opossum oder ein Waschbär, platschte durch das seichte Wasser. Cizinio wusste, dass er versagt hatte. Wieder einmal war Rubens entkommen.
    Jetzt bin ich derjenige, der fliehen muss.
    Er versuchte sich den Straßenverlauf in der Nähe des Grundstücks in Erinnerung zu rufen. Die zweispurige Landstraße am Ende der Zufahrt führte zum nächsten Grundstück mit einem kleinen Haus auf der anderen Seite des Sumpfs. Die Landstraße führte auf eine Hauptstraße. Auf dieser herrschte viel Verkehr, weil sie als Zufahrtsstraße zum Long Island Expressway diente, der Sommerroute der Stadtbewohner, die zwischen Landhaus und Stadtwohnung pendelten. Zwischen Strand und Büro. Zwischen Familie und Geliebter.
    Ich muss die Hauptstraße erreichen und zu einem der anderen SUVs gelangen.
    Im Westen stocherte der Suchscheinwerfer eines Hubschraubers im Dunkeln. Die Schießerei war beendet. Die Polizei würde jetzt aufräumen und die Gegend nach Flüchtigen absuchen. Cizinio war kein Feigling. Im Gegenteil, er hatte bis zur letzten Minute versucht, die Zielperson zu töten, versucht, das zu tun, was der  Padrone von ihm verlangt hatte. Er blieb stehen – wütend, aber immer noch pflichtbewusst –, nahm sein verschlüsseltes Handy aus der Tasche und tippte die Nummer ein. Sein Herz klopfte, als er das Klingeln am anderen Ende hörte. Er würde seine Pflicht tun und Nestor warnen.
    »Ja?«
    Der Mann, der sich unter der Privatnummer meldete, war nicht Jack Nestor. Das kam ihm merkwürdig vor. Nestor ließ nie jemand anderen sein Handy benutzen. Cizinio erkannte an der tiefen Stimme mit dem Bostoner Akzent Dwyer, einen der anderen Leibwächter. Normalerweise arbeitete Dwyer für Cizinio.
    »Ich bin’s. Geben Sie mir Nestor«, sagte Cizinio.
    »Der ist nicht hier.« Dwyers Tonfall war eiskalt und respektlos, was Cizinio noch nie zuvor bei ihm erlebt hatte. Dwyer war immer höflich zu ihm gewesen.
    Cizinio sagte: »Ich habe erst vor zwanzig Minuten mit ihm gesprochen.«
    »Nein. Das ist unmöglich. Das Telefon war weg. Ich habe es gerade erst gefunden. Sie können gar nicht mit ihm gesprochen haben. Er ist jedenfalls zum Flughafen gefahren. Vielleicht kommt er in ein paar Tagen wieder zurück.«
    Cizinio war wie vor den Kopf gestoßen. »Was?«
    »Er lässt Ihnen ausrichten«, erklärte Dwyer, »dass Sie sich ein paar Wochen lang nicht bei ihm blicken lassen sollen. Außerdem soll ich Sie fragen, wo Sie überhaupt gewesen sind.«
    Cizinio stand allein im Sumpf und hörte die Sirenen der Krankenwagen. Dwyer klang blechern und außerirdisch. »Haben Sie ihm etwas zu sagen, Cizinio?«
    »Aber er ist doch da.«
    »Sind Sie taub, oder was?«   Cizinio starrte das Handy an und hörte Dwyer Lügenmärchen erzählen. Die Polizei würde nachweisen können, dass von seinem Handy aus heute Nacht bei Nestor angerufen worden war. Aber sie würden nicht beweisen können, dass Nestor die Gespräche persönlich angenommen hatte.
    »Mister Nestor hat das Land verlassen.«
    Cizinio schaltete das Handy ab.
    Er fühlte sich wie benommen, ihm drehte sich alles. Er wäre gut zu sehen, falls ein Hubschrauber kam. Ein Mann, der mitten im Sumpf stand. Das Mondlicht brannte. Das Quaken der Frösche klang wie Hohngelächter. So nahe am Meer hatte er plötzlich das Gefühl, als würde der Ozean ihm lange verdrängte und jetzt deutlich sichtbare Wahrheiten zuflüstern.
    »Mein hoch geschätzter Freund«, hatte Nestor ihn immer genannt.
    Ich habe es nicht kommen sehen, weil ich es nicht sehen wollte.
    Er musste unbedingt zusehen, dass er wegkam. Aber er rührte sich

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