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Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.Scott Reiss
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von Leuten unterhalten, und zwar hier in New York. Von denen kannst du dir ausführlich über Washington erzählen lassen. Und auch über Drogen, denn Evans war früher mal bei der DEA. Drogen spielen immer irgendeine Rolle, egal, was die Frau des Gouverneurs dir beteuert hat. Diese Leute werden mit dir reden, weil sie meine Mandanten sind, Rubens. Sie sind Refugiados, genau wie du.«
    Tommy entfernte sich ein paar Schritte weit und gab eine Nummer ein. Rubens sah, wie er unter lebhaftem Gestikulieren telefonierte, konnte jedoch kein Wort von dem verstehen, was er sagte. Dann klappte Tommy das Handy zu und kam zu Rubens zurück.
    »Ich muss zum Gericht. In der Zwischenzeit druckst du im Copyshop deine Fotos aus, anschließend gehst du nach Hause zu Estrella. Später treffen wir uns und fahren nach Long Island. Dort ist ein Journalist, ein Enthüllungsjournalist, mit dem du unbedingt reden musst. Der Mann weiß eine Menge über die DEA, vielleicht sogar über Honor Evans, wenn wir Glück haben. Und zieh dir was Elegantes an.«
    »Wir gehen zu einer Zeitung?«
    Tommy lachte.
    »Bereite dich darauf vor, an deiner ersten großen politischen Spendenaktion hier auf Long Island teilzunehmen. Mein Mandant wird heute Abend ausnahmsweise dort erscheinen. Er besitzt ein ganz besonderes Talent, das von Politikern sehr geschätzt wird. Ich habe für dich ein fünfminütiges Gespräch mit ihm ausgehandelt. Und als dein Anwalt rate ich dir, diese fünf Minuten so gut wie möglich zu nutzen, Rubens.«

4
     
    Weil ich selbst in Armut aufgewachsen bin, möchte ich den Armen helfen«, sagte Jack Nestor.
    Sein dreißigjähriger Leibwächter richtete den Kragenaufschlag an seinem leichten, blauen Sommeranzug, überprüfte seinen Ohrstöpsel und ließ den Blick über die Gesichter in der ersten Reihe wandern. Die Menschen wirkten freundlich und harmlos, aber man konnte nie wissen, ob jemand eine Knarre in der Tasche hatte oder ob irgendwo in dieser Lagerhalle ein Feind lauerte.
    »Weil ich weiß, wie einen der Hunger in die Verzweiflung treiben kann …«
    Ein bewegender Augenblick. Selbst der hartgesottene Reporter von CBS News war gerührt. Der Leibwächter sah, wie sich der Mann in der ersten Reihe Notizen machte, während er die riesigen Bilder von Erdbebenopfern in Ecuador betrachtete, die an den hohen Wänden hingen. Kinder mit schmutzigen Gesichtern streckten die Arme nach mit Suppe gefüllten Schalen aus, die ihnen von Katastrophenhelfern gereicht wurden, im Hintergrund war ein zerstörtes Andendorf zu sehen. Indiofrauen saßen weinend vor eingestürzten Blechhütten, während Männer mit Tüchern vor dem Mund Leichen ausgruben.
    »Der eigentliche Dank gilt meiner geliebten Frau Tina. Sie hat zu mir gesagt: ›Jack, nur Schecks zu unterschreiben reicht nicht. Tu etwas!‹«
    Ich will ihn nicht enttäuschen, dachte der Leibwächter, verwundert darüber, wie gelassen Jack Nestor diese Rede hielt, nachdem er so in Wut geraten war über den Anruf, den er vor wenigen Minuten aus Washington erhalten hatte.
    »Wir alle leben in derselben Welt. Reiche, Arme, Schwarze, Weiße.«
    Mit seinem aschblonden Haar, den leuchtenden blauen Augen und dem pummeligen Gesicht wirkte Nestor jünger als fünfundfünfzig. Ein hellgrauer, maßgeschneiderter Anzug betonte seinen massigen Körper und seine breiten Schultern. Aber er besaß mehr Fett als Muskeln, mehr Hirn als Kraft. Seinen rosigen Teint verdankte er seinem zu hohen Blutdruck. Mit seiner väterlichen Art zog er die Leute an, in seiner Gegenwart fühlten sie sich wie etwas Besonderes. Wenn er sich auf jemanden konzentrierte, kam der sich vor wie der Nabel der Welt.
    »Wir alle tragen Verantwortung …«
    An den Wänden entlang stapelten sich Kisten mit Antibiotika, Wasseraufbereitungstabletten, Plastikplanen zum provisorischen Abdichten von Dächern, Dosensuppen, Cerealien, Kleidung, Malbüchern für die Kinder – alles gespendet von Jack Nestor, dem Selfmade-Milliardär, Jack Nestor, der sich aus den Slums in der Bronx nach oben gekämpft hatte, Jack Nestor, der jetzt eine Villa auf den Cayman Islands besaß, ein Ski-Chalet in Alta, eine riesige Wohnung im 47. Stock eines Hochhauses in der Nähe des Lincoln Center und der, wie der Leibwächter nach zwei Jahren in seinen Diensten wusste, der schlimmste Choleriker war, den man sich vorstellen konnte, auch wenn er sich nach einem Anfall meist schnell wieder beruhigte.
    »Ich möchte den Leuten von der Crown International Bank für ihre Spenden

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