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Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.Scott Reiss
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diesem Mord auf sich hatte. Aber später hatte er Filme von sich gesehen, wie er den Plattenladen betrat.
    Seitdem er den Gouverneur beseitigt hatte, hatte der Padrone ihn endgültig in der Hand. Aber Cizinio war ihm erst persönlich begegnet, nachdem er Nestor und seinen Sohn in einem Restaurant in São Paulo vor einer Entführung bewahrt hatte. Cizinio, der Leibwächter des neuen Gouverneurs von Acre, hatte zwei mit Pistolen bewaffnete Männer aufgehalten, ehe sie den Tisch erreichten, an dem Nestor und der Gouverneur sich unterhielten. Später hatte er die Männer verhört, ihren Auftraggeber ausfindig gemacht und diesen an die Kaimane verfüttert.
    Jetzt wohnte Cizinio in einer kleinen Wohnung neben der von Nestor. Er fuhr zusammen mit Nestor zum Skilaufen in Alta und zum Segeln auf den Cayman Islands. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er das Gefühl, dass er etwas wert war. Nestor bezahlte ihn gut. Cizinio fühlte sich geehrt, aber er machte sich auch nichts vor.
    Denn inzwischen hatte er das wahre Wesen des Mannes erkannt, für den er arbeitete. Über solche Geschöpfe hatte er als Kind in der Sonntagsschule gelernt, im Katechismusunterricht hatte er Bilder von ihnen gesehen. »Lasst euch nicht vom äußeren Schein täuschen«, hatte der Priester gesagt. Nestor bekam allmählich eine Glatze. Er brauchte Magentabletten wie ein ganz normaler Mensch. Aber Jack Nestor war nicht normal. Als sie vor kurzem in Madrid gewesen waren, hatte Nestor Cizinio mit in den Prado genommen. Dort hatte er ihm ein kleines Triptychon gezeigt mit dem Titel »Der Garten der Lüste«. Auf dem Bild waren lauter menschliche Gestalten zu sehen, die sich dem Ficken und dem Fressen und Saufen hingaben, und sie alle waren verdammt.
    »Erkennen Sie das wieder?«, hatte Nestor seinen ersten Leibwächter gefragt.
    »Der 47. Stock?«
    »Du gibst mir, was ich will, ich gebe dir, was du willst.« Cizinio war in einer Gegend aufgewachsen, wo die Menschen glaubten, rosafarbene Flussdelfine würden sich nachts in Männer verwandeln und die Frauen verführen. Die Indianer im Dschungel sahen Tote umherlaufen. Cizinio war klar, dass Nestor zwar aussah wie ein Mensch, dass er aber keiner war. Nur jemand, der im Dschungel aufgewachsen war, konnte die Wahrheit hinter der modernen Maske erkennen. Nestor war ein Wesen, das Feuer brauchte und sich am Leid anderer labte. Ein Wesen, das lockte und drohte, zu so großem Zorn fähig, dass die Menschen es seit Urzeiten fürchteten, sich jedoch weigerten, es zu erkennen, wenn es sich im selben Raum befand.
    Für ihn habe ich den einzigen Menschen verbrannt, den ich je geliebt habe. Aber die Priester haben uns nie wirklich erklärt, wer er ist. Dass man ihn sogar mehr lieben kann, als man ihn fürchtet.
    »Sie haben nichts Wichtiges in dem Schreibtisch zurückgelassen, Cizinio?«
    »Ich habe alles mitgenommen, worum Sie mich gebeten haben.«
    Die Limousine hielt vor dem kupferfarbenen Wolkenkratzer in der Nähe des UN-Gebäudes.
    »Ich will wissen, wer in dem Wandschrank war.«
    »Ich werde es herausfinden, Padrone.«
    Nestor stieg aus. Sein Büro in einem der oberen Stockwerke war gefüllt mit Fotos von ihm in fernen Ländern, meist zusammen mit einem der unbedeutenderen Dämonen. Der Dämon von Riad. Oder London. Und im Hintergrund immer ein paar leichenblasse Gewalten, eine verwüstete Landschaft, austauschbar wie Kieselsteine. Und Anzeichen dafür, dass ein Kampf stattgefunden hatte. Ein ausgebranntes Gebäude. Leere Patronenhülsen.
    Nestor beugte sich noch einmal in den Wagen hinein. »Ich möchte, dass Sie die Person ausfindig machen und sich mit ihr unterhalten, mein Freund.«
    Ich habe Rosa verbrannt, um Rubens zu kriegen, und Rubens ist mir entwischt.
    »Trommeln Sie eine Armee zusammen«, sagte Nestor und setzte seine Sonnenbrille auf.
    Plötzlich sah Cizinio Rosa vor sich. Sie war fünfzehn Jahre alt und ging Hand in Hand mit ihm über den Platz in Rio Branco, vorbei an dem Springbrunnen und der Statue von Marschall Rondon. Die schöne Rosa sagte ihm, sie habe sich in Rubens verliebt. Und das nach allem, was Cizinio getan hatte. Für sie war er zur Polizeischule gegangen, er hatte ihr Geschenke gekauft, hatte versucht, ein besserer Mensch zu werden, hatte sogar aufgehört, andere zu quälen – selbst wenn sie gar nicht dabei war. In dem Augenblick hatte Cizinio einen reißenden Wasserfall in sich gespürt, der seine Wut von seinem Herzen in seine Hände leitete. Er hatte seine ganze Willenskraft

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