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Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.Scott Reiss
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gekleidete Blondine und ein kleiner, dunkelhäutiger Kellner traten ein. Die Blondine verriegelte die Tür.
    Miguel seufzte. »Zeig mir die Fotos.«
    Im Bad trat die Frau ans Fenster und zog die Jalousie herunter.
    »Die kreuzt überall auf, wo Xavier arbeitet«, sagte Miguel. »Schade, dass man Blowjobs nicht wie Trinkgeld untereinander teilen kann.«
    Tommy zog eine Schlüsselkette aus der Tasche, an der eine kleine Taschenlampe befestigt war. Im bläulichen Licht betrachtete Miguel die vergrößerten Fotos. Plötzlich wirkte er interessiert, wieder ganz der Journalist. »Hmm«, sagte er. »Landebahnen. Dschungel. Was ist das?«
    »Erkennen Sie irgendwas?«, fragte Rubens.
    »Ah, das ist Erde.«
    »Die Originalfotos sind gekennzeichnet mit Standort N, Y und L. Sagt Ihnen das etwas?«
    »Na ja, offensichtlich stammen die Aufnahmen von weit voneinander entfernt liegenden Orten. Sehen Sie diese Bäume? Standort N liegt in einem Dschungel im Flachland. Aber diese hohen Bäume auf dem Standort L … und diese dichten Wolken … das liegt ziemlich hoch oben. Und sehen Sie sich die Landebahnen an. Auf der hier können große Flugzeuge landen, auf der da nur kleine.«
    Rubens nickte. »Könnten die Orte in Brasilien liegen?«
    »Nicht alle. Der brasilianische Dschungel liegt vorwiegend im Flachland. Selbst im Norden gibt es kein solches Hochland.«
    »Bolivien?«, fragte Rubens, als ihm die Soldaten einfielen, die er gesehen hatte, und die Landebahn im Dschungel.
    »Oder Peru. Oder Ecuador. Oder Kolumbien. Die Fotos geben nicht genug her, um das genau zu sagen. Worum geht es überhaupt?«
    »Und wenn ich behaupten würde«, sagte Rubens vorsichtig, »wenn ich Ihnen sagte, dass die US-amerikanische Drogenbehörde etwas mit diesen Orten zu tun hat? Könnten Sie sich dann besser erklären, was es mit diesen Orten auf sich hat?«
    Miguel lachte. »Im Gegenteil, das würde es noch schwieriger machen. Haben Sie schon mal von der Anden-Initiative gehört?«
    Rubens schüttelte den Kopf.
    »Das ist die größte Operation, die die USA jemals im Kampf gegen Drogen durchgeführt haben. Sieben Länder. Hunderte Millionen Dollar pro Jahr. Sechzig Prozent des in den USA konsumierten Kokains kommt aus dem weißen Dreieck an den Grenzen zwischen Brasilien, Kolumbien und Peru. Drogenbarone, die aus Kolumbien vertrieben wurden, lassen sich einfach in Brasilien nieder. Schätzungsweise zwanzig Milliarden Dollar werden jährlich in Brasilien gewaschen.«
    Rubens dachte: Evans besaß Ordner mit Unterlagen über alle diese Länder. Aber ich habe mir nur die über Brasilien angesehen.
    »Ich muss wieder an die Arbeit«, sagte Miguel.
    »Noch zwei Minuten«, sagte Tommy.
    Miguel seufzte. »Ich will meinen Job nicht verlieren. Wir reden hier über streng geheime US-Ermittlungen. Erntevernichtung. Geldwäscherei. Waffen. Landebahnen. Radar.«
    »Radar?«, fragte Rubens mit klopfendem Herzen.
    »Die Yankees behaupten, sie wollen mit Hilfe von Radarsystemen die Wege von Drogenflugzeugen nachvollziehen und dadurch Kriminelle überführen.«
    »Für welche Zwecke könnte man das Radar denn sonst noch benutzen?«
    Miguel grinste. »Sehen Sie auf diesen Fotos irgendwelche Radarschirme? Ich sehe nur Landebahnen. Woher wollen Sie wissen, ob das Geld wirklich für Radaranlagen benutzt wird? Oder ob die sogenannten Guten nicht in Wirklichkeit mit den Kartellen zusammenarbeiten und diese Kisten mit Kokain gefüllt sind? Und selbst wenn es Radaranlagen gibt, wer weiß schon, ob sie nicht den Interessen gewisser Drogenkartelle dienen? Ich traue dieser Operation nicht. Sehen Sie diese Leute da?«, fragte er mit einer ausladenden Geste in Richtung der Partygäste. »Die leben hier. Die haben keine Ahnung, was dort passiert. Die werfen mit Geld um sich, das einfach verschwindet.«
    »Mit wem arbeitet die DEA denn vor Ort zusammen?«
    »Mit dem einheimischen Militär. Mit US-Militär. Mit privaten Vertragspartnern des Militärs. Wer sind Sie überhaupt?«
    »Warum sind Sie aus Kolumbien weggegangen?«, fragte Rubens.
    Miguel warf Tommy einen wütenden Blick zu. »Weil ich eine Artikelserie über Korruption geschrieben habe und das Kartell mich daraufhin auf die Todesliste gesetzt hat. Aber hier in den USA kriegt man kein politisches Asyl, wenn man nicht von einer Regierung verfolgt wird. Wenn bloß das Kartell hinter dir her ist oder die FARC oder irgendeine Gruppe, die mit der Regierung zusammenarbeitet , gibt’s kein Asyl.«
    »Und deswegen braucht man einen

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