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Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.Scott Reiss
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guten Anwalt«, schaltete Tommy sich ein. »Einen, der den Antrag richtig formuliert.« Er redete sich in Fahrt. »Verdammt, hast du eine Ahnung, wie schwer es für einen ausländischen  Professor ist, in dieses Land einzureisen, um einen popligen Vortrag zu halten? Dass genialen Wissenschaftlern wegen irgendwelcher Scheißterroristengesetze die Staatsbürgerschaft verweigert wird? Diese paranoiden Arschlöcher in Washington –«
    »Tommy«, sagte Rubens.
    »Sorry.«
    »Hat es Fälle gegeben, in denen DEA-Angehörige nachweislich Geld von den Kartellen angenommen haben?«, wollte Rubens wissen.
    Miguel lachte. »Wieso interessiert Sie das?«
    »Als dein Anwalt«, sagte Tommy zu Miguel, »rate ich dir, ab jetzt den Mund zu halten und uns einen Cocktail zu servieren, ehe wir uns auf den Rückweg machen.«
    Als sie wieder im Auto saßen, sagte Tommy zu Rubens: »Ich hab dir ja gesagt, dass er ein besonderes Talent besitzt.«
    »Ich muss mehr über Honor Evans in Erfahrung bringen. Ich muss rausfinden, welche Aufgaben er genau bei der DEA hatte. Wer seine Klienten waren. Ich wünschte, ich könnte diesen Nestor ausfindig machen. Aber ich weiß ja nicht mal, ob es sich um einen Familiennamen handelt oder um einen Firmennamen. Um einen Mann oder eine Frau.«
    »Hmm. Du hast doch gesagt, Evans war morgen Abend mit Nestor im Lincoln Center verabredet.«
    »Ja, an irgendeiner Wand. Aber im Lincoln Center gibt es Tausende von Wänden. Alle möglichen Theater. Die Juilliard-Schauspielschule. Was kann er nur mit der ›Wand‹ gemeint haben?«
    »Falls Nestor oder Evans eine Eintrittskarte per Kreditkarte bezahlt haben, dann muss die Reservierung – die Platznummer – im Reservierungsbüro oder in den Kreditkartenabrechnungen zu finden sein.«
    Rubens schaute Tommy hoffnungsvoll an.
    »Ich habe einen Mandanten, der bei Ticketron arbeitet«, sagte Tommy.
    Im Moment uferten die Möglichkeiten immer mehr aus, während die Straße enger und der Verkehr dichter wurde und sie erneut im Stau standen.
    »Für mich wird es immer klarer«, sagte Tommy. »Evans hat für die DEA gearbeitet und war korrupt. Also haben sie ihn rausgeschmissen, aber er hat weiter mitgemischt.«
    »Möglich, aber wir dürfen keine voreiligen Schlüsse ziehen. Die Frau des Gouverneurs hat gesagt, dass es nichts mit Drogen zu tun hatte. Okay, es sieht alles danach aus, aber sie schien sich so sicher zu sein.«
    Immer mehr Fragen surrten in Rubens’ Kopf hin und her. Was hat die Botschaft an der Wand zu bedeuten? Und was waren das für Blaupausen?
    Rubens lehnte sich frustriert zurück. »Hört dieser Stau denn niemals auf?«
    »Bei Schneesturm«, sagte Tommy.
    »Die anderen Namen in Evans’ Kalender. Das Außenministerium. Der Deutsche in Rio Branco. Wo ist der Zusammenhang? Haben diese Leute auch damit zu tun?«
    »Drogen sind der Zusammenhang«, sagte Tommy. »Wollen wir wetten?«

6
     
    Ich bin kein Terrorist!«, schrie der Mann auf dem Metallstuhl.
    Im Gerichtsgebäude am Foley Square, in den Räumen der Bezirksstaatsanwaltschaft im fünfzehnten Stock, saß Christa Salazar in einem Verhörraum Esteban Paz gegenüber, dem ehemaligen Putzmann der Familie Evans. Der illegale Einwanderer aus El Salvador schwitzte, obwohl die Klimaanlage lief, die obendrein kaputt war und permanent auf achtzehn Grad herunterkühlte. Die Frau, die in perfekter Haltung vor dem Einwegspiegel saß, trug einen dunklen Hosenanzug aus leichtem Sommerstoff. Der schmächtige, dunkelhäutige Mann mit den großen, schwarzen Augen und dem vernarbten Gesicht, den sie verhören musste, trug eine schmuddelige Schirmmütze vom Tribeca Film Festival, zerrissene GAP-Jeans und ein T-Shirt mit dem Aufdruck »Today Show Road Tour«.
    Amerikaner sind wandelnde Reklamesäulen, hatte ein rumänischer Flüchtling – ein ehemaliger Kommunist, dem vorgeworfen wurde, eine griechisch-orthodoxe Kirche geschändet zu haben – einmal während eines Verhörs zu ihr gesagt. Esteban hatte sich schon perfekt angepasst, dachte sie.
    »Ich habe den Mann zum ersten Mal gesehen, als er mich angesprochen hat.«
    Auf dem Metalltisch vor seinen angsterfüllten Augen lag ein halbes Dutzend 13x18 cm große Hochglanzfotos wie ein Sortiment Folterinstrumente, die dazu gedacht waren, zu drohen und Schmerzen zuzufügen, um Informationen zu erzwingen. Auf dem ersten Bild war Honor Evans’ Leiche unter der blutigen Botschaft an der Wand zu sehen. »IHR SEID TERRORISTEN, NICHT WIR. RACHE FÜR MUSLIMISCHE KINDER.« Dann

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