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Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.Scott Reiss
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Streifenwagens verfrachtet. Die Innenbeleuchtung war eingeschaltet. Ein Polizist musterte ihn verdutzt. Dann hörte Rubens ihn rufen: »Hey, das ist doch der Typ auf dem Foto! Lemos! Wir haben ihn!«
    Die Polizisten kennen also meinen Namen.
    Durch das Fenster des Streifenwagens sah er, wie der Eiswagen davonfuhr. Der Kassettenrekorder war weg. Er kannte die Wahrheit über Jack Nestor, aber wie sollte er irgendjemanden davon überzeugen? Seine Schläfen pochten, und er schmeckte Blut.
    Der Streifenwagen fuhr jetzt mit hoher Geschwindigkeit. Über Funk verkündeten die Polizisten triumphierend, dass sie den überall gesuchten Schwerverbrecher gefasst hätten, den skrupellosen Mörder von Honor Evans.
    »Kindermörder!«, zischte ein Polizist durch die Trennscheibe Rubens zu. »Du kriegst deine verdiente Strafe, du Arschloch.«
    Von wegen Schwerverbrecher , dachte Rubens. Ich war nicht einmal ein guter Polizist.
     

15
     
    Ich bin Detective Christa Salazar«, stellte sich die Frau vor.
    Rubens saß ihr gegenüber, die Beine an den Stuhl gefesselt, Handschellen an den Handgelenken, das Gesicht blau geschwollen und von Nähten entstellt. Die örtliche Betäubung ließ allmählich nach. Alles tat ihm weh. Er hatte nicht geschlafen, und der Schreck von der Begegnung mit Cizinio in Animal Land saß ihm immer noch in den Knochen. »Und Sie sind Rubens Machado Lemos.« Die konzentrierte, zierliche Latina im anthrazitfarbenen Hosenanzug hatte das lange Haar zu einem glänzenden Knoten hochgebunden, der von einer blauen Spange gehalten wurde. Mit ihren intelligenten, schwarzen Augen musterte sie Rubens geduldig. Sie sprach mit ruhiger Stimme und saß gerade aufgerichtet da. Rubens fielen ihre hohen Wangenknochen auf, und das linke Auge war etwas weiter geöffnet als das rechte, so dass diese Seite etwas weicher wirkte.
    Kann ich dir trauen?, fragte er sich. Es war seltsam. Sie versuchten beide, einzuschätzen, wie aufrichtig der andere war.
    Am Amazonas wäre es kälter im Verhörraum, und die Klimaanlage würde auf Hochtouren laufen. Der Stuhl wäre klapprig, die Farbe würde von den Wänden abblättern. Durch die Wände der Gefängniszellen würde man Schreie hören, die Rufe des Bäckers von nebenan: »Frisches Brot«, und das Geräusch der Lastwagen, die von den Schlachthöfen in die Stadt rumpelten.
    Du wirst dauernd Lügnern zuhören müssen, dachte Rubens. Plumpen Lügnern. Charmanten Lügnern. Lügnern, die so raffiniert sind, dass es ein Jahr dauern kann, bis man ihre Geschichte durchschaut. Vorausgesetzt, du bist ehrlich, wie kann ich dich davon überzeugen, dass ich kein Lügner bin?
    »Das sind Fotos vom Tatort in John Adams Evans’ Haus, wo wir Ihr Blut, Ihre Fußspuren und Ihre Fingerabdrücke gefunden haben.«
    Vor ihm lagen fächerförmig ausgebreitet Hochglanzfotos von dem Blutbad an der Familie, dessen Zeuge er geworden war.
    Bis auf das Summen der Klimaanlage war alles still. Er saß an einem polierten Holztisch der Frau gegenüber. An der Wand hinter der Polizistin befand sich ein riesiger Spiegel, und dahinter saßen wahrscheinlich Beobachter. Der Raum roch nach Lufterfrischer. Grelles Licht blendete ihn.
    »Sehen Sie sich die Fotos genau an, Rubens.«
    Ich habe Tommy heute Nachmittag gebeten, Estrella für ein paar Tage aufs Land zu bringen, für den Fall, dass die Sache im Park schiefgeht.
    Die Frau hielt ihm das Foto von dem Kleinkind hin, äußerlich ruhig, aber er spürte deutlich, dass sie innerlich kochte. Ihre Wut ermutigte ihn. Er bemerkte ihren Ehering. Vermutlich war sie Mutter. Vielleicht wusste sie ja tatsächlich nicht, was bei Evans vorgefallen war. Er erinnerte sich daran, wie Cizinio im Animal Land versucht hatte zu verhindern, dass die Polizisten ihn abführten. Cizinio verfügte offenbar über genug Ansehen, um sich eine Auseinandersetzung mit der Polizei leisten zu können. Und das sprach Bände über Jack Nestors
    Verbindungen. Rubens war dennoch abgeführt worden, was bedeutete, dass selbst Nestors Einfluss seine Grenzen hatte.
    »Rubens, erzählen Sie mir, warum Sie John Evans getötet haben. Und warum Sie Jack Nestor heute Nacht angegriffen haben.«
    »Ich werde Ihnen jede Frage beantworten, ich stelle allerdings Bedingungen.«
    »Sie stellen Bedingungen? Ist Ihnen klar, wo Sie sich befinden?«
    »Ich möchte an einen Lügendetektor angeschlossen werden. Und ich möchte Zeugen, wenn ich mit Ihnen spreche.«
    Verblüfft lehnte Detective Salazar sich auf ihrem Stuhl zurück.
    Rubens

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