Todesspiele
fehlende Person des überlebenden Trios. Susannah wollte aufstehen, um mit Luke zu sprechen, doch Bailey hielt sie am Arm zurück. »Da ist noch ein Mädchen. Da unten.« Sie deutete auf die Böschung. »Sie ist verletzt. Helfen Sie ihr. Bitte.« Susannah richtete sich auf und blickte hinab, konnte aber nichts erkennen. Moment mal. Da lag etwas Helles hinter den Bäumen. »Luke. Da unten liegt jemand!« Sie hörte ihn ihren Namen rufen, hastete jedoch schon in ihrem engen Rock und den hohen Schuhen halb rutschend, halb stolpernd die Böschung hinab. Jetzt sah sie, dass dort unten tatsächlich eine Gestalt lag. Sie begann zu rennen. Ein Mädchen. Mein Gott.
Die Gestalt lag vollkommen reglos da. Susannah sank neben ihr auf die Knie und presste ihr zwei Finger an den Hals. Erleichterung durchströmte sie. Der Puls war zu spüren, das Mädchen lebte. Die Kleine war noch jung, zierlich gebaut, aber auch so abgemagert, dass ihre Arme spindeldürr wirkten. Und sie war so voller Blut, dass Susannah kaum ausmachen konnte, wo sie verwundet war.
Susannah wollte sich gerade aufrichten und Luke heranwinken, als sich das Mädchen plötzlich an Susannahs Arm klammerte. Sie schlug die Augen auf, und Susannah erkannte Schmerz und Angst darin. »Wer ... sind Sie?«, krächzte das Mädchen.
»Ich heiße Susannah Vartanian. Ich will dir helfen. Bitte -hab keine Angst mehr.«
Das Mädchen ließ sich keuchend zurückfallen. »Vartanian. Sie sind gekommen.« Dann setzte Susannahs Herz aus, denn das Mädchen starrte zu ihr auf, als ... als sei sie eine Heilige. »Sie sind wirklich gekommen.« Susannah zupfte vorsichtig an dem zerschlissenen T-Shirt des Mädchens, bis sie die Schusswunde sah. Entsetzt ließ sie den Stoff los. O Gott. Das Mädchen war in die Seite getroffen worden. Was nun?
Denk nach, Vartanian, dir wird wieder einfallen, was zu tun ist. Druck. Sie musste Druck auf die Wunde ausüben. Rasch zog sie ihr Kostümjackett aus, dann die Bluse und fröstelte in der kalten Luft. »Wie heißt du, Liebes?«, fragte sie, während ihre Hände arbeiteten, doch das Mädchen sagte nichts. Ihre Augen waren wieder zugefallen. Susannah zog ein Lid hoch. Keine Reaktion, doch der Puls war immer noch zu spüren. Hastig wickelte sie ihre Bluse zu einem festen Ball und presste sie auf die Wunde. »Luke!«
Sie hörte Schritte hinter sich, dann einen leisen Fluch. Sie warf einen Blick über die Schulter und riss die Augen auf, als sie in die Mündung seiner Waffe starrte. »Ich sagte doch, Sie sollen bei Bailey - oh, verdammt!« Sein Blick blieb einen kurzen Moment an ihrem Spitzen-BH hängen, dann richtete er sich auf das Mädchen. »Wissen Sie, wer sie ist?«
Sie konzentrierte sich wieder darauf, Druck auf die Seite des Mädchens auszuüben. »Nein. Bailey hat mir eben gesagt, dass sie hier liegt. Während Sie telefoniert haben. Und sie hat auch gesagt, dass Mansfield und Granville diejenigen waren, die sie entführt haben.«
»Granville.« Er nickte. »Der Arzt dieser Stadt, nicht wahr?
Ich habe ihn vor ein paar Tagen an einem Tatort kennengelernt. Also ist er wohl der fehlende Dritte.« »Ja, das denke ich auch.« »Hat das Mädchen etwas gesagt?«
Susannah zog die Brauen zusammen. »Sie hat meinen Nachnamen gesagt und dann >Sie sind gekommen<. Als hätte sie mich erwartet.« Und dann hat sie mich angesehen, als sei ich eine Heilige. Das verursachte ihr Unbehagen. »Sie ist angeschossen worden und hat eine Menge Blut verloren. Geben Sie mir Ihren Gürtel. Damit kann ich den Druck erhöhen.«
Sie hörte das Sirren, als er seinen Gürtel hastig aus den Schlaufen zog. »Ziehen Sie Ihre Jacke an«, sagte er, »und warten Sie bei Bailey.« »Aber ...«
Er ließ sich neben sie auf die Knie fallen. »Tun Sie es. Ich kümmere mich um dieses Mädchen. Wer weiß, wer hier durch den Wald läuft. Ich will nicht, dass Bailey unbeaufsichtigt ist.« Er zögerte. »Können Sie mit einer Waffe umgehen?«
»Ja«, gab sie prompt zurück.
»Gut.« Er zog eine Pistole aus dem Holster an seinem Fußknöchel. »Los jetzt. Ich trage sie hoch.« Susannah griff nach ihrer Jacke und streifte sie über. »Luke ... sie ist noch ein Kind. Und sie wird sterben, wenn wir nicht bald Hilfe bekommen.«
»Ich weiß«, erwiderte er grimmig und führte den Gürtel unter dem Körper des Mädchens durch. »Gehen Sie schon. Ich komme nach.«
3. Kapitel
Dutton,
Freitag, 2. Februar, 15.45 Uhr
Luke befestigte gerade die Riemen seiner schusssicheren Weste, als
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