Todesspiele
aufschlug.
Ihr Entsetzen explodierte in nacktem Zorn. »Du Miststück!«, kreischte Susannah. »Du verdammtes Miststück!« Sie schwang ihre gefesselten Hände nach rechts und zog mit aller Kraft an Bobbys verwundetem Arm. Bobby heulte auf, und Susannah zerrte weiter, bis Bobby die Balance verlor und stolperte. In diesem Moment ließ Susannah einen Sekundenbruchteil nach, wandte sich um und rammte die stärkere Frau, die sie körperlich überragte, mit voller Wucht, so dass sie beide zu Boden gingen und auf der Treppe miteinander rangen. Bobby griff in Susannahs Haar und zerrte sie hinunter. Bobbys Haar war zu kurz, und Susannah bekam es nicht zu fassen, also trat und zappelte sie, während sie versuchte, die Treppe wieder hinaufzukommen. Dann packte Bobby sie am Bein und zog. Wo ist die Waffe? Hatte Bobby sie noch? Nein. Wenn sie sie hätte, hätte sie sie schon gebraucht. Susannah trat mit dem anderen Bein nach Bobby und sah über die Schulter nach der Waffe. Bobby und Susannah entdeckten sie gleichzeitig. Sie lag auf der untersten Stufe. Das schaffe ich nicht. Ich kann sie nicht vor ihr erreichen. Ich werde sterben.
Bobby ließ los, stolperte rückwärts die Treppe hinab, und Susannah krabbelte hastig aufwärts. Weg! Hau ab, solange du noch kannst.
Dutton,
Montag, 5. Februar, 13.50 Uhr
Sie waren fast da. Luke kämpfte den Zorn nieder und konzentrierte sich auf Susannah und Talia in Bobbys Gewalt. Erst musste er sich um Bobby kümmern, dann war Charles Grant dran. Der Mann war bereits tot, wo immer er sich gerade aufhielt. Charles war nicht nach Hause gefahren, aber er würde ihn finden. Als sein Handy brummte, fuhr er heftig zusammen. Chase. »Luke. Wo sind Sie?«
»Etwa zwei Minuten vom Haus der Vartanians entfernt. Und wo ist Paul Houston?«
»Er war auf dem Weg nach Dutton, ist aber vorher abgebogen.«
Als Luke hörte, welchen Umweg der Cop aus Atlanta genommen hatte, fiel es ihm ein. »So hat Corchran uns den Weg erklärt, damit wir dem dichten Verkehr in Dutton entgehen würden. Er kommt her. Aber wozu? Um Bobby zu helfen?«
»Nein, nicht Bobby. Charles. Machen Sie den Lautsprecher an, so dass Pete es auch hört. Al Landers hat im Gefängnis mit Michael Ellis gesprochen. Hat ihm Susannahs Zeichnung gezeigt, und Ellis ist zusammengebrochen. Paul Houston ist Ellis' Sohn. Houston und Charles Grant haben Darcy umgebracht, nicht Michael Ellis. « Luke zog die Brauen zusammen. »Sein Sohn? Ellis hat die Schuld auf sich genommen, damit sein Sohn verschont bliebt? Wieso?« »Und wer lässt denn den eigenen Vater büßen?«, fügte Pete hinzu.
»Rache. Ellis war in einem vietnamesischen Kriegsgefangenenlager und Charles Grant ebenfalls.«
Luke schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe mich erkundigt. Charles Grant war nicht bei der Armee.« »Charles Grant nicht, aber Ray Kraemer, wie er damals noch hieß. Kraemer war ein Scharfschütze. Er wurde 67 gefasst, traf im Lager Ellis und konnte gemeinsam mit ihm entkommen. Ellis wollte unbedingt nach Hause. Seine Freundin hatte ihm einen Sohn geboren, ihn aber zur Adoption freigegeben. Das war Paul. Ellis und Kraemer hatten praktisch nichts mehr zu essen, waren am Ende. Ellis schoss auf Kraemer, nahm ihm den letzten Proviant ab und ließ den Schwerverletzten im Dschungel liegen. Er glaubte, dass er sterben würde.«
»Was er aber offensichtlich nicht getan hat«, murmelte Luke. »Wie ging es weiter?«
»Ellis erzählte, Kraemer tauchte achtzehn Jahre später unter dem Namen Charles Grant in Dutton wieder auf. Er suchte sich Dutton aus, weil die Mutter von Ellis' Sohn nach der Geburt dorthin gezogen war. Pauls Mutter heißt Angie Delacroix. Sie ist eine von Grants Handlangerinnen. Zumindest arbeitet sie ihm zu.« Luke stieß einen Pfiff aus. »Mein Gott.« Seine Gedanken taumelten. Was hatte sie ihnen alles gesagt! »Aber sie hat uns die Wahrheit erzählt. Der Gentest hat bewiesen, dass Loomis Susannahs Vater ist, und ihr Tipp in Bezug auf Bobbys Eltern war ebenfalls richtig. Warum sollte sie uns helfen, Bobby ausfindig zu machen? Auch Bobby arbeitet mit Charles zusammen.«
»Tja, das weiß ich auch noch nicht. Ich habe sie abholen lassen, aber sie sagt nichts. Dafür hat Ellis jedoch genug erzählt, als Al Landers ihm sagte, wir wüssten, dass sein Sohn bei der Polizei ist. Er sagte, Kraemer habe seinen Sohn aufgespürt, als das Kind acht war. Er wurde Förderlehrer in irgendeinem Nachmittagsprogramm der Schule, soll ihm aber eine Gehirnwäsche verpasst
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