Todesspiele
sich ebenfalls hin, während Ed den Strahl seiner Taschenlampe auf eine Stelle im rostigen Metall richtete, in der Luke einige Buchstaben zu erkennen glaubte. »Ashley«, murmelte Luke. »Ashley Os... mehr sehe ich nicht. Osborne? Oswald? Aber immerhin.«
»Und Ashley hat versucht, diese Buchstaben zu verstecken. Die geritzten Buchstaben waren mit einer Paste aus Schmutz und etwas anderem verschmiert.« »Etwas anderem?«, fragte Luke. »Was meinst du?« »Ich weiß es, wenn ich es im Labor untersucht habe«, sagte Ed, »aber wahrscheinlich Urin. Hier sind mindestens drei andere Opfer festgehalten worden, Luke. Die Matratzen sind mit frischem Urin durchtränkt.« Luke hatte das bereits gerochen. »Können wir daraus oder aus der Paste, die sich über Ashleys Namen befand, DNA bekommen?«
»Die Chancen stehen recht gut. Dass sie alle in der Pubertät waren, macht die Sache für uns einfacher.« »Wieso?«
»Weil die DNA, die wir aus Urin bekommen, aus den Epithelzellen stammt, die ausgeschwemmt werden, nicht aus dem Urin selbst. Ich habe bereits Proben zum Labor geschickt.« Ed setzte sich auf seine Fersen zurück. »Aber bevor du weitere Fragen stellst - wie geht's Daniel?« »So weit ganz gut. Wir dürfen ab morgen zu ihm.« »Gott sei Dank. Hat er heute Nachmittag irgendetwas gesehen, bevor er angeschossen wurde?« »Das werden wir ihn fragen, sobald er aufwacht. Was hast du noch gefunden? Chase muss in einer halben Stunde seine Pressekonferenz abhalten und braucht Informationen.«
»Eine Schachtel mit gefüllten Infusionsbeuteln, eine Schachtel mit Spritzen, eine alte Trage und einen Infusionsständer.«
Luke runzelte die Stirn. »Hört sich an, als sei das eine Art Krankenhaus gewesen. Aber das ergibt wenig Sinn. Die Mädchen waren verdreckt und sahen aus, als hätten sie seit Wochen nicht mehr vernünftig gegessen.« »Ich sage dir ja nur, was ich gefunden habe.« Ed zuckte mit den Schultern. »Wir haben acht Pistolen, sieben Handys, zwei selbst fabrizierte Messer, ein Schnappmesser und ein Set bösartig aussehender Skalpelle.« »Erzähl mir etwas zu den Handys.«
»Wenn man die von Daniel, Alex und Loomis beiseite lässt, handelt es sich ausschließlich um Prepaid-Handys. Ich habe mir alle eingehenden und ausgehenden Anrufe notiert.«
Luke überflog die Liste. »Mansfield und Loomis haben beide jeweils eine SMS von O'Brien bekommen.« Er sah auf. »Damit hat er sie wahrscheinlich hergelockt.« »Der einzige Anruf, der für uns eine weiterreichende Bedeutung haben kann, war einer von Granville an eine Nummer, die zu keinem anderen Telefon passt. Er hat ihn eine halbe Stunde nach der SMS von O'Brien getätigt.« Luke verengte die Augen. »Er hat seinen Partner angerufen.«
Ed nickte. »Davon können wir wohl ausgehen.« »Damit haben wir mehr, als ich gedacht habe. Ich rufe Chase an. Anschließend fahre ich zu Granvilles Haus. Pete Haywood durchsucht es, sobald wir die richterliche Verfügung haben. Wir sehen uns nachher. Um zehn in Chases Konferenzraum.«
»Agent Papadopoulos.« Der dringliche Ruf kam von der Tür und hallte im Flur wider.
Luke und Ed rannten zum Eingang, von wo aus der Polizist gerufen hatte. »Ein Anruf von Agent Haywood. Granvilles Haus steht in Flammen.«
Atlanta,
Freitag, 2. Februar, 20.00 Uhr
In der Stille der Kapelle war es Susannah endlich gelungen, ihre Gedanken zu ordnen. Sie wusste, was sie zu tun hatte. Sie hatte es schon gewusst, als sie am Morgen ins Flugzeug gestiegen war. Sie würde aussagen und ihre Stimme denen der anderen hinzufügen. Sie würde ihren Teil dazu beitragen, dass es Gerechtigkeit gab, wie teuer sie auch erkauft werden musste.
Denn ihr Gewinn war erheblich gefallen. Am Morgen noch hatte sie sich darauf vorbereitet, mehreren Männern am Tisch der Verteidigung gegenüberzutreten. Nun würde nur noch einer da sein. Bürgermeister Garth Davis war der Einzige, der von Simons Club noch übrig geblieben war. Nur ein Mann würde sich denen stellen, deren Leben er vernichtet hatte.
Nur einer. Aber der Preis hatte sich um keinen Deut verringert. Ihr Leben, ihre Arbeit ... alles würde sich für immer verändern. Dennoch war sie es den fünfzehn anderen Vergewaltigungsopfer schuldig, denn ihnen wäre viel Leid erspart worden, wenn sie bereits vor vielen Jahren den Mund aufgemacht hätte. Und den fünf toten Mädchen, die Luke im Bunker entdeckt hatte. Den anderen, die vermisst wurden. Das Mädchen, das sie angesehen hatte, als sei sie eine Heilige. Und
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