Todesspiele
tot sind.«
»Falls Sie Unterstützung brauchen, rufen Sie mich an. Ich möchte keinem in Zuständigkeitsfragen auf die Zehen treten.«
»Danke. Ich nehme an, dass der Gouverneur in diesem Moment den Sheriffposten neu besetzt, also werden wir hoffentlich bald wieder eine gewisse Ordnung in Dutton haben. So, nun muss ich den Tatort absperren.« Corchran warf den Fernsehteams einen düsteren Blick zu. »Dann tun Sie das bloß weiträumig.« »Darauf können Sie wetten.«
Luke trieb die Reporter zurück, appellierte an ihre Vernunft und bat sie, die Rettungsarbeiten nicht zu behindern. Er erduldete schweigend die eine oder andere gemurmelte Beleidigung und war stolz auf sich, dass er keine Bemerkung machte, die er anschließend mit Sicherheit bereut hätte. Er hatte gerade einen Polizisten eingewiesen, der auf die Einhaltung der Absperrung achten sollte, als sein Handy summte.
Stirnrunzelnd sah er auf die Vorwahl 917, bis ihm wieder einfiel, dass Susannah eine Nummer aus Manhattan hatte. Bitte. Lass das Mädchen nicht tot sein. Er sah zu den Ruinen von Granvilles Haus hinüber. Vielleicht war sie die Einzige, die ihnen weiterhelfen konnte. »Susannah. Was kann ich für Sie tun?«
»Das Mädchen ist aufgewacht. Sie kann nicht sprechen, aber sie ist wach.«
Danke. »Ich komme, so schnell ich kann.«
Ridgefield House, Freitag, 2. Februar, 20.45 Uhr
»Jetzt wird gefeiert, Ashley«, sagte Rocky, als sie die Tür aufschloss. »Mr. Haynes ist bereits -« Rocky blieb wie angewurzelt stehen. Der Schock raubte ihr einen Moment lang jeden klaren Gedanken. Doch rasch stieg Zorn auf, heißer, weißglühender Zorn, und sie stürzte sich auf das Mädchen, das wie ein Embryo zusammengerollt auf dem Boden lag.
»Was zum Teufel hast du gemacht?«, fauchte Rocky und packte Ashley bei dem wenigen Haar, das sie übrig gelassen hatte. »Verdammt noch mal, was hast du nur gemacht?«
Ashleys durchgebissene Lippe blutete noch immer stark, und auch die Kopfhaut war rot, vor allem an den mindestens acht kahlen Stellen, die die Größe von Silberdollars hatten. Die verdammte Schlampe hatte sich das Haar an den Wurzeln ausgerissen.
Ashleys Augen waren nass von Tränen, aber voller Trotz. »Er wollte eine Blondine, nicht wahr? Ob er mich jetzt noch will?«
Rocky schlug so fest zu, dass Ashleys Kopf zurück auf den Boden krachte.
»He, was machst du da?« Bobby stand im Türrahmen. »Verdammter Mist!«
Rocky starrte schwer atmend auf das Mädchen herab. »Sie hat sich die Haare ausgerissen. So können wir sie Haynes nicht anbieten.«
»Dann muss er eben eine der anderen nehmen.« Bobby war verärgert. Was bedeutete, dass Rocky den Preis dafür zahlen musste. »Soll ich sie den Wachen geben?« Bobby musterte das Mädchen mit verengten Augen.
»Noch nicht. Ich will, dass sie gehorcht, aber ich will sie relativ unversehrt. Steck sie ins Loch. Kein Essen, kein Wasser. Ein paar Tage da unten werden ihr den Trotz schon austreiben. Wenn du sie wieder rausholst, rasier ihr den Schädel. Sie kann eine Perücke tragen. Jeder Rockstar tut das, warum nicht auch unsere Mädels? Und, Rocky - sieh zu, dass wir bald ein paar Blondinen haben. Ich habe Hay-nes für heute eine versprochen, jetzt werde ich ihm wohl einen Preisnachlass gewähren müssen. Das nächste Mal will ich ihm liefern können, wonach er verlangt. Ein Viertel unserer Aufträge bekommen wir durch ihn.« Rocky dachte an die Mädchen, mit denen sie gerade online chattete. »Da sind zwei, vielleicht sogar drei, die langsam reif sein dürften.« »Blond?«
Sie nickte. »Ich hab's selbst überprüft. Aber wer holt sie uns? Das war Mansfields Job.«
»Kümmre du dich darum, dass sie so weit sind. Den Rest mache ich. Und jetzt schaff mir die da aus den Augen, bevor ich meine Meinung ändere und sie persönlich vertrimme, bis sie nicht mehr weiß, wie sie heißt. Und komm nicht zu spät zu deiner Verabredung. Ich habe dir eine Chance gegeben, einiges wiedergutzumachen. Bau keinen Mist.«
Rocky biss sich auf die Wangeninnenseite. Sie war schlau genug gewesen, nicht gegen die »Zusatzaufgabe«, die Bobby ihr gegeben hatte, zu protestieren, aber deswegen musste sie den Job ja nicht gleich mögen. Sie sah auf die Uhr. Sie musste dieses Mädchen hier ins Loch schaffen, oder sie würde den Schichtwechsel im Krankenhaus verpassen.
Atlanta,
Freitag, 2. Februar, 21.15 Uhr
»Susannah.«
Susannah hob den Blick und sah Lukes Spiegelbild in der Glasscheibe, hinter der das unbekannte
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