Todesspiele
Fahren Sie zu der Beerdigung. Aber bei allem, was gestern passiert ist, werden Sie mit einem gewaltigen Medienrummel rechnen müssen.« Luke stand auf, noch immer wütend und nun zusätzlich verärgert, dass Chase ihn behandelte, als sei er noch grün hinter den Ohren. »Ich sehe zu, dass wir Eintritt verlangen.«
Er wollte gerade im Hinausgehen die Tür hinter sich zuwerfen, als Chase ihn aufhielt. »Gute Arbeit, Luke.« Luke stieß die Luft aus. »Danke.«
Ridgefield House,
Samstag, 3. Februar, 9.00 Uhr
Ashley Csorka hob den Kopf und lauschte ins Dunkel des »Lochs«. Es war ein Kartoffelkeller unter dem Haus, nicht hoch genug, um sich aufzurichten, feucht und kalt. Mir ist so kalt.
Ihr Magen knurrte. Es war Zeit zum Frühstücken. Sie konnte die Kochdüfte von oben riechen. Ich habe solchen Hunger. Sie zwang sich, im Kopf die Zeit zu überschlagen. Sie musste schon gute zwölf Stunden in dieser Kammer hocken.
Die Frau hatte gesagt, sie würde ein paar Tage hier unten bleiben. Das halte ich nicht durch. Ich werde hier wahnsinnig. Und hier gab es Ratten. Ashley hatte sie in der Nacht hinter den Wänden huschen gehört. Ashley konnte Ratten nicht ausstehen. Immer wieder stieg Panik in ihr auf, jedes Mal stärker, jedes Mal erstickender. Ich muss hier raus.
»Aber klar doch«, murmelte sie laut, und ihre Stimme dämpfte die Furcht ein wenig. »Nur wie?« Sie waren in der Nähe eines Flusses. Wenn sie diesen Fluss erreichen konnte, dann, da war sie sich sicher, konnte sie auch ans andere Ufer schwimmen. Ihr Team trainierte manchmal im Meer, und dort war die Strömung an vielen Stellen stärker als im Fluss. Und selbst wenn sie ertrank, war das noch immer dem vorzuziehen, was sie erwartete, falls man sie jemals wieder aus diesem Loch herausließ. Wie komme ich hier raus? Hier gab es nur eine Tür oben an der kurzen Treppe, und die war verschlossen. Sie hatte sie bereits ausprobiert. Und selbst wenn sie es schaffte, sie aufzubrechen, war da immer noch der dürre, unheimliche Butler namens Tanner, der eine Pistole hatte.
Draußen stand außerdem ein Wachmann. Sie hatte ihn gestern gesehen, als man sie alle hergebracht hatte. Auch er trug eine Waffe. Es hatte keinen Sinn. Ich kann hier nicht weg. Ich werde hier sterben.
Stopp. Du wirst nicht sterben. Sie hievte sich auf Hände und Knie und begann, ihre Umgebung abzutasten. Sie biss die Zähne gegen den Schmerz in ihrer Hand zusammen, die sie sich an einem Nagel aufgerissen hatte, als sie die Treppe hinuntergestoßen worden war. Ignoriere es und mach weiter.
Die erste Wand bestand aus Beton, die zweite und die dritte auch.
Aber die vierte ... Ashleys Finger strichen über etwas Rauhes. Ziegel. In diese Wand hatte man ein Stück gemauert. Das musste doch bedeuten, dass hier einmal eine Öffnung gewesen war. Ein Fenster? Eine Tür? Und was weiter? Es sind Ziegel. Harte Ziegel. Entmutigt ließ sich Ashley mit dem Rücken an die Wand sinken und schlang die Arme um ihre Knie. Sie konnte sich wohl kaum mit Fingernägeln durch Ziegel und Mörtel arbeiten. Sie hätte einen Hammer gebraucht, eine Feile vielleicht, irgendetwas Spitzes. Langsam hob sie ihre verletzte Hand. Da war doch der Nagel in der Treppe gewesen. Und wenn sie dich hören, während du am Mörtel kratzt? Na und? Wenn sie dich hören, zerren sie dich höchstens früher hier raus, also kannst du es auch versuchen. Nein, nicht versuchen. Sie beschwor die Stimme ihres Trainers herauf. Setzt euch ein Ziel. Und dann erreicht es. »Also tu es, Ashley«, flüsterte sie. »Tu es.«
11. Kapitel
Atlanta,
Samstag, 3. Februar, 9.20 Uhr
»Ist es vollständig?«, fragte Chloe, sobald Susannah die Mitschrift ihrer Aussage gelesen hatte. Al Landers saß schweigend neben ihr. Seine Hand hielt ihre tröstend umklammert.
»Ja«, erwiderte Susannah. »Geben Sie mir einen Stift, bevor ich meine Meinung ändere.«
»Es ist noch nicht zu spät, Susannah«, murmelte Al, und sie schenkte ihm ein Lächeln.
»Ich weiß, aber hier geht es nicht einfach nur um mich, Al. Und auch nicht nur um die Sache von damals. Alles hängt mit dem zusammen, was sich im Bunker abgespielt hat. Und fünf Mädchen werden vermisst. Ich muss es tun.« »Ich danke Ihnen dafür«, sagte Chloe. »Ich kann mir kaum vorstellen, wie schwierig das gewesen sein muss.« Susannah stieß ein leises Lachen aus, das eher wie ein Schnauben klang. »Schwierig, ja. Das trifft es recht gut.« »Wann kann ungefähr mit einer Reaktion der Presse
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