Todesspiele
Arzt dieser Stadt. Er war bekannt.« »Es gab also niemanden, mit dem er besonders eng befreundet schien oder mit dem er Geschäfte machte?« »Meines Wissens nicht«, sagte Mr. Grant. »Fink? Grim?« Die anderen beiden schüttelten den Kopf, und Susannah fand es seltsam, dass sie so unwillig wirkten, über jemanden zu sprechen, der ein Vergewaltiger, Mörder und Kinderschänder gewesen war. Aber natürlich mochte ihr Widerwillen auch an ihrem üblichen Misstrauen Außenstehenden gegenüber liegen.
»Ich danke Ihnen«, sagte Luke. »Schade, dass wir uns nicht unter anderen Umständen kennengelernt haben.« Die drei bedachten Susannah mit einem ernsten Blick, dann wandten sie sich um und kehrten zu ihren Klappstühlen zurück.
Susannah stieß den Atem aus. »Interessant. Ich hatte erwartet, dass sie sich Al gegenüber distanziert benehmen würden, da er ein Yankee ist, aber Ihnen gegenüber sicher nicht, Luke.«
»Na, dann bin ich aber froh, dass ich meinen Mund nicht aufgemacht habe«, gab Al ein wenig indigniert zurück. Ein kleines Lächeln erschien auf Susannahs Lippen. »Nicht böse sein, Al, aber die älteren Generationen grollen noch immer.«
»Ich bin nicht davon ausgegangen, dass ihnen meine Fragen gefallen«, wandte Luke ein. »Granvilles Skandal ist nicht nur ein Schock für Duttons Einwohner, sondern wirft auch ein ganz schlechtes Licht auf die Stadt. Wer ist die Frau mit der Kamera?«
»Marianne Woolf. Ihrem Mann gehört die Dutton Review. «
Luke stieß einen Pfiff aus. »Daniel hat mir erzählt, dass sie auf der Highschool ziemlich begehrt war. Jetzt verstehe ich, wieso. Wow.«
Susannah versuchte, den Stich der Eifersucht zu ignorieren. Männer reagierten meistens so auf Marianne, und die Zeit war gut zu ihr gewesen. Einen Moment lang überlegte sie mit einem Anflug von Häme, ob vielleicht die Schönheitschirurgie besonders gut zu ihr gewesen war, verwarf den Gedanken dann aber rasch wieder. Das war jämmerlich. »Wahrscheinlich ist Marianne im Auftrag der Zeitung hier«, sagte sie. »Jim Woolf und seine Brüder sind jedenfalls nicht zu sehen. Aber seine Schwester Lisa wurde gestern begraben.«
»Lisa Woolf war auch eines der O'Brien-Opfer«, fügte Luke erklärend für Al hinzu.
Susannah wollte nicht an Macks Opfer denken. Ihr Tod war zu eng mit Simons Machenschaften verbunden, und Simon war immer noch zu eng mit ihr verbunden. »Der Mann neben Pastor Wertz ist Corey Presto. Mr. Presto gehört die Pizzeria, in der Sheila gearbeitet hat und auch erschossen wurde.«
»Presto kenne ich. Ich war am Tatort, nachdem Sheila getötet worden war.« Luke hob den Kopf und ließ seinen Blick über die Menge schweifen. »Zwei Drittel der Leute hier sind Reporter. Ich hatte gedacht, dass die Beerdigung Ihrer Eltern ein Medienrummel gewesen ist, aber das hier schlägt wirklich alles.«
Sie zögerte. »Übrigens danke, dass Sie zu dem Begräbnis meiner Eltern gekommen sind. Ich weiß, dass es Daniel viel bedeutet hat, Sie und Ihre Familie hier zu sehen.« Er drückte ihren Arm. »Daniel gehört zu meiner Familie. Wir hätten ihn in einer solchen Zeit niemals im Stich gelassen.«
Sie fröstelte, wusste aber nicht, ob es an seiner Berührung lag oder am Gefühl, das er heraufbeschworen hatte. Auch sie ließ ihren Blick über die Menge schweifen und zog plötzlich die Brauen zusammen, als sie eine Gestalt sah, die etwas abseits stand. »Das ist ja merkwürdig.« Al Landers versteifte sich augenblicklich. »Was denn?« »Na ja, da hinten ist Garth Davis' Schwester. Unter diesen Umständen hätte ich sie hier einfach nicht erwartet. Ich meine, Sheila war eines von Garths Vergewaltigungsopfern.«
»Vielleicht will sie einfach nur ihr Beileid bekunden«, bemerkte Al.
»Ja, mag sein«, sagte Susannah zweifelnd. »Aber sie muss doch damit rechnen, dass die Leute zu tuscheln anfangen.«
»Psst«, mahnte Luke. »Der Pastor fängt an.« Es war eine kurze Gedenkfeier und eine traurige. Pizzeriabesitzer Corey Presto, der neben dem Priester stand, begann leise zu weinen, aber Susannah konnte keine Familienmitglieder von Sheila Cunningham sehen. Auch Freunde schienen nicht gekommen zu sein. Wie viele Menschen hier hatten Sheila wohl wirklich gekannt? Nicht viele, schätzte sie. Aber Sheilas Name hatte einen hohen Nachrichtenwert, über sie würde in den kommenden Tagen sicher noch viel geklatscht werden. Und sobald bekannt wird, dass ich eine Aussage gemacht habe, auch über mich.
Pastor Wertz begann, aus der Bibel
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