Todesspirale: Roman (German Edition)
Problem bestand in seiner Einstellung diesem Auftrag gegenüber, die musste er dringend ernsthaft überdenken. Er war erst zwei verdammte Stunden dabei und hatte alles schon völlig falsch angepackt.
Der erste Mist, den er gebaut hatte, war... sich einer derartigen Ausdrucksweise öffentlich zu bedienen. Er war so daran gewöhnt, Dealer und die Typen mit den großen Brieftaschen, die sie belieferten, zu betrügen, so daran gewöhnt, sich mit Abschaum jeder Art abzugeben, dass er vergessen hatte, dass nicht alle Welt sich mit Obszönitäten schmückte.
Andererseits war ihm genauso wenig klar gewesen, dass es immer noch Menschen auf dieser Welt gab, die so engstirnig waren wie diese Corselli. Verdammt, sogar seine Mutter sagte hin und wieder Scheiße. Na ja, ein Mal hatte sie das Wort bestimmt schon benutzt.
Okay, okay. Mom hätte ihn am Ohr gepackt, in das nächstgelegene Zimmer gezerrt und ihm den Mund mit Seife ausgewaschen, hätte sie ihn heute Nachmittag gehört.
»Mach dir nichts vor«, gab er widerwillig zu, »du bist den ersten Tag draußen und hast es schon echt verbockt.« Normalerweise verfuhr er nach dem Motto Wer nichts sagt, macht keine Fehler, und es war ihm zur zweiten Natur geworden, die Klappe in einer neuen Situation so lange zu halten, bis er genau wusste, was anlag. Sobald er das wusste, passte er sich nahtlos seiner neuen Umgebung an.
Stattdessen hatte er mit dem Vorurteil, sich nicht besonders anstrengen zu müssen, diesen Fall übernommen, weil er es schließlich nur mit Eisläufern zu tun hatte, und im Ernst, wie schwierig konnte das schon sein?
Er war immer sehr stolz darauf gewesen, dass er bei jedem neuen Fall sein Bestes gab. Aber wie sollte er diesen Standard aufrechterhalten oder sich auch nur als Profi bezeichnen, wenn er so weitermachte wie bisher? Besonders in Anbetracht der Tatsache, dass er das nur getan hatte, weil ihm dieser Fall nicht so wichtig erschien wie die, mit denen er gewöhnlich zu tun hatte.
Der alte Henry Chambers würde sich schämen seinetwegen.
Er hatte Chambers in seinem Hotelzimmer abgefangen am letzten Abend des Gastspiels der Follies in San Francisco. Sobald die Tür geöffnet wurde, hatte er ihm seinen Ausweis und die Dienstmarke unter die Nase gehalten. »Henry Chambers?«
»Ja?« Der Mann hatte von Mick zu dem Beamten aus San Francisco geblickt, der ihn begleitete, und dann den DEA-Ausweis angestarrt. Nach penibler Prüfung aller Ausweise hatte er sie ihnen zurückgereicht, aufgeblickt und Mick außerordentlich perplex angesehen.
»Ich bin Special Agent Mick Vinicor von der Drug Enforcement Agency. Das ist Special Agent Erik Bell.« Mick gab sich so autoritär wie möglich, da er wusste, dass das in der Regel die Menschen am meisten einschüchterte und sie taten, was man von ihnen wollte. »Wir würden gern einen Moment hereinkommen und uns mit Ihnen unterhalten.«
Das musste er dem Mann lassen: Chambers war kein leicht zu beeindruckender Mann. Er hatte sie hereingelassen und sich ihre verkürzte Zusammenfassung der Situation angehört – unter Auslassung des Namens der Verdächtigen – und die Gründe, warum Mick seine Position bei den Follies übernehmen musste. Aber es hatte ihn nicht für eine Sekunde beschwichtigt, als Special Agent Bell kurz und bündig vorschlug: »Betrachten Sie es einfach als einen Urlaub bei voller Bezahlung.«
Erst als Mick die Geduld verlor und ihn anfuhr: »Hören Sie, wenn Sie es auf die harte Tour wollen, müssen Sie es nur sagen, dann wird der Betrieb eingestellt, bis ich meine Untersuchung beendet habe«, hatte Chambers nachgegeben... und sogar dann noch einige Bedingungen gestellt.
Er hatte sich Micks Respekt verdient.
Er hatte auch keinen Hehl aus seiner Schwäche für Sasha Miller gemacht, als er Mick einen Crashkurs gegeben hatte für seinen Job. Mick wusste, dass er Chambers Achtung verlieren würde, käme ihm zu Ohren, dass er Miller nicht den Respekt entgegenbrachte, den Chambers für angemessen hielt. Aber Mick konnte das korrigieren, und das würde er auch tun.
Mick Vinicor hatte vor, ihr denselben Respekt zu zollen wie jedem anderen Verfolgten, den er zu überführen gedachte.
Richtig zu sehen bekam Sasha den vielgepriesenen neuen Manager erst abends das erste Mal. Sie stieß nämlich kurz vor ihrem ersten Auftritt im Stadion mit ihm zusammen und verstand sofort, was Connie versucht hatte, ihr zu vermitteln über diesen Mann. Seine Wirkung auf sie kam durchaus einem Schlag in die Magengrube
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