Todesspirale: Roman (German Edition)
Verstand wiederholte diese Worte für ihn. Aber er könnte es sein. Oh Gott, er könnte es ganz leicht sein.
Er setzte sich auf, stieg aus dem Bett und ging ins Badezimmer. Er war sieben Minuten später wieder draußen, rasiert und geduscht.
Er ließ das Handtuch zu Boden fallen, zog frische Unterwäsche an, seine Jeans, zerrte ein weißes Oberhemd aus dem Schrank, schlüpfte hinein und knöpfte es zu. Er krempelte die Ärmel hoch, dann kehrte er zum Bett zurück.
»Sasha.« Er hockte sich neben das Bett und streckte den Arm aus, um sie zu wecken. »Sasha, mach schon. Zeit zum Aufstehen.«
Sasha lehnte ihre Wange gegen die kühle Scheibe des Busfensters und beobachtete die vorbeifliegende Landschaft. Connie saß schweigend neben ihr und blätterte in einer Zeitschrift. Normalerweise dauerte die Fahrt von Tacoma nach Seattle nicht sehr lange, aber heute herrschte viel Verkehr. Es gab einen Stau auf ihrer Seite der Autobahn, so dass sie nur im Schneckentempo weiterkamen und für die fünfundvierzigminütige Fahrt sehr viel länger brauchten.
Sasha neigte dazu, im Handumdrehen einzudösen, und Connie rüttelte sie immer wieder wach, wenn sie zu tief zu schlafen schien. Zwischen dem Wegdösen und Wachgerütteltwerden sausten ihre Gedanken wie Ratten in einem Labyrinth hin und her, ohne nennenswerte Resultate.
Sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen, aber ihr Denkprozess war so breiig, wie sich ihr Kopf anfühlte. Zum Teil hatte die Sackgasse, in der sie immer wieder landete, etwas mit dem komplizierten Mann/Frau-Thema zu tun. Hinter dieses Rätsel musste sie irgendwie noch kommen. Aber der größte Teil ihrer Verwirrung ging auf ihren Unfall zurück, und bei dem Versuch, das zu durchschauen, lief sie immer wieder gegen eine Wand.
Wenn es irgendeine Möglichkeit gäbe, es zu vermeiden, hätte sie sich im Handumdrehen dafür entschieden, überhaupt nicht darüber nachzudenken. Sie hätte es vorgezogen, jegliche Spekulation darüber, was sie in diese Situation gebracht hatte, zu unterlassen, bis sie wieder hundertprozentig fit sein würde, da ihre Gedanken sie verunsicherten und sie sich einsam fühlte. Isoliert. Aber all das zu ignorieren war gar nicht so einfach. Weil es nicht hätte passieren dürfen.
Sie hatte gestern Abend angenommen, dass ein Fäulnisproblem, verursacht durch Feuchtigkeit, in der Sohle ihres Schlittschuhstiefels vorlag. Berufsläufer ließen sich ihre Stiefel maßanfertigen, und die Kufen wurden angeklebt und angeschraubt, im Gegensatz zu den vernieteten Kufen an Schlittschuhen, die Anfänger in Sportfachgeschäften von der Stange kaufen konnten. Nach und nach ließ allerdings die Wasserdichte nach, und Feuchtigkeit kroch unter die Stahlplatten und löste den Klebstoff auf. Schrauben fielen mit schöner Regelmäßigkeit heraus, was zu einer nicht zu unterschätzenden Gefahr werden konnte auf dem Eis. Die Sohle um die Kufenplatten verlor an Festigkeit durch das beständige Bombardement von Eisspritzern und gab schließlich nach. Also, als Sasha das Wackeln bemerkt hatte, hatte sie gedacht, Himmel, Harlicks Stiefel sind auch nicht mehr die, die sie mal waren. Aber heute Morgen, als sie ihre Schlittschuhe angesehen hatte …
Sie hatte sich im Stillen bei Harlick entschuldigt, da die Sohlen in absolut perfektem Zustand waren. Dennoch waren sämtliche verdammten Schrauben gleichzeitig herausgefallen.
Und das war schlicht nicht möglich. Es gab sechs Schrauben, die die Kufe vorn befestigten, und vier für die Befestigung an der Ferse. Also, es war vorstellbar, dass sich einige gelöst hatten und vielleicht, wenn man die Regeln der Wahrscheinlichkeit überstrapazierte, sogar gleichzeitig vorn und hinten. Aber alle gleichzeitig bei einem unbeschädigten Stück Leder?
Dennoch... welche Alternativen gab es? Dass es mutwillig passiert war? Dass jemand zufällig wusste, dass ihr Koffer im Bus geblieben war in dieser speziellen Nacht und sich hingeschlichen und die Schrauben an ihrem Schlittschuh gelockert hatte? Du liebe Güte, das war wirklich mehr als unglaubwürdig – sie musste sich den Kopf stärker gestoßen haben, als sie gedacht hatte.
Wer hatte einen Grund, ihr zu schaden? Und warum , um Gottes willen? Sogar angenommen, sie hatte irgendeinen bis jetzt unbekannten Feind, der ihr im Schatten auflauerte und sich danach sehnte, sie umzulegen, was war das für eine feige Art, jemandem Schaden zuzufügen? Außerdem war es viel zu unsicher. Sie hätte ihre Schlittschuhe überprüfen können vor
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