Todesspirale: Roman (German Edition)
Probleme er gerade zu regeln versuchte, und war um die nächste Ecke verschwunden. Zwei Sekunden später schoss sein Arm aus dem schattigen Alkoven neben dem Fahrstuhl und riss den Nachwuchsagenten aus der hell erleuchteten Lobby.
Mick hatte ihn an die Wand gedrückt und ihm den Unterarm gegen den Adamsapfel gepresst, bevor der junge Mann wusste, wie ihm geschah. Geschickt nahm er ihm die Pistole ab und trat zurück, steckte sie sich im Rücken unter den Hosenbund seiner Dockers. »Was zum Teufel denken Sie sich dabei, hier so dreist aufzukreuzen?«
»Mir wurde gesagt, dass Sie nicht deepcover arbeiten.«
Mick starrte ihn ungläubig an. »Sagt Ihnen der Begriff verdeckt irgendetwas?«
»Hey, es handelt sich doch nur um einen Haufen Eisläufer.« Der geringschätzig verzogene Mund des Mannes sagte Mick alles.
»Du liebe Güte, Kleiner, wenn Sie ein Beispiel dafür sind, wer heutzutage so seinen Abschluss macht, ist das wirklich ein erschreckender Gedanke.« Kurz blitzte in Micks Erinnerung seine frühere Meinung über die Follies auf, bevor er sich ihnen in Sacramento angeschlossen hatte; sie war der des Bübchens gar nicht so unähnlich gewesen. Aber zumindest hatte er verantwortungsbewusst gehandelt.
Mit kaltem Blick betrachtete er den jüngeren Mann. »Es gibt Grundsätze, die Sie schon im ersten Monat in der Academy hätten lernen sollen«, sagte er tonlos. »An vorderster Stelle, dass Sie nie die Tarnung eines Agenten gefährden, weil Sie meinen, den Grad der Gefährlichkeit, den sein Zielobjekt darstellt, beurteilen zu können.« Er sah, wie sein Vortrag nur dazu führte, dass der junge Mann seinen Schließmuskel noch etwas stärker zusammenzog, schüttelte den Kopf und zuckte angewidert die Achseln. Er streckte die Hand aus. »Was haben Sie für mich?«
Schmollend reichte ihm der junge Mann einen kleinen braunen Briefumschlag. Mick beachtete ihn nicht weiter, während er den Umschlag aufriss und den Inhalt überflog. Dann fluchte er leise, aber heftig. Er hob den Blick, und die Wut in seinen blauen Augen spießte den jungen Bürokraten auf. Aggressiv trat er näher und bedrängte ihn. »Bewegen Sie ihren Hintern zurück zu McMahon«, sagte er wütend mit zusammengebissenen Zähnen, »und sagen sie ihm -« Abrupt biss er sich auf die Zunge, trat einen Schritt zurück und richtete sich auf. »Nein. Vergessen Sie’s; ich sage es ihm selbst. Sie bauen vermutlich nur Bockmist.« Er zog die konfiszierte Pistole aus dem Hosenbund, legte sie auf den Boden und stieß sie mit dem Fuß unter einen Snack-Automaten in der Ecke des Alkovens, dann drehte er sich um und ging.
Als er kurze Zeit darauf sein Hotelzimmer betrat, war er zum ersten Mal, seit er Sasha gestern Morgen den Vorschlag gemacht hatte, froh über ihre Weigerung, zu ihm zu ziehen. Da war er noch versucht gewesen, sie so lange zu drängen, bis er sich durchgesetzt hatte, aber jetzt fand er es besser, dass sie nicht hier auf ihn wartete. Weil er erstmals in seinem Leben zu wütend war, um sich zu verstellen, und das Telefongespräch, das er führen wollte, musste von einem Ort aus geführt werden, an dem er garantiert nicht gestört wurde. Er hängte das Schild BITTE NICHT STÖREN außen an die Tür, schloss ab und ging zum Telefon. Er las das Memo noch einmal, zerknüllte das Blatt Papier und warf es auf das Bett. Er setzte sich und las den anhängenden Bericht noch einmal gründlicher durch als vorhin im Alkoven, aber als er zum Ende kam, warf er ihn genauso angewidert weg. Nichts hatte sich geändert.
Diese Mistkerle. Mick schnappte sich den Hörer und tippte die Nummer ein. Er knurrte die verschiedenen Vermittler an, bis er endlich durchgestellt wurde zu McMahon.
Er schenkte sich alle Höflichkeitsfloskeln und kam direkt zur Sache, indem er blaffte: »Was zum Teufel soll dieses Memo bedeuten?«
»Ebenfalls einen schönen guten Tag, Special Agent Vinicor«, sagte McMahon leichthin. »Welchen Teil genau verstehen Sie nicht?«
»Den Teil, in dem irgendein Arschloch in einem Dreiteiler, der keine Ahnung von den Hauptbestandteilen dieses Falls hat, meint, die von mir gesammelten Fakten besser einschätzen zu können als ich«, antwortete Mick prompt, ohne sich darum zu kümmern, was sein Vorgesetzter von seiner Ausdrucksweise oder seinem Tonfall hielt. Sollte McMahon ihn doch feuern, das ersparte ihm nur eine Menge Zeit und Ärger. Teufel noch eins, so würde aus der Lüge, die er Sasha erzählt hatte, Wahrheit werden, und er würde die Follies
Weitere Kostenlose Bücher